Wertinger Zeitung

Wenn der Vater den Sohn verstößt

Familie Wegen eines Sportwagen­s bricht Ferdinand mit Anton Piëch

- VON STEFAN STAHL

Augsburg Väter sollten stolz auf ihre Söhne sein, gerade wenn sie fleißig sind, gar in ihre Fußstapfen treten. Ein Metzgermei­ster ist sicher glücklich, wenn der Nachwuchs etwas mit Wurstwaren anzufangen weiß. Aus solch gelebtem Familienge­ist sind schon Dynastien entstanden. Doch in der Welt eines Mannes, der zwölf Kinder mit vier Frauen hat, scheinen andere Gesetze der Zuneigung zu gelten. So müsste Ferdinand Piëch, 81, an sich ein rundum zufriedene­r Vater sein, macht doch einer seiner Söhne, der 40-jährige Anton, genau das, was früher zu Audiund Volkswagen-Zeiten auch seine größte Leidenscha­ft war: gute Autos bauen. Anton Piëch entwickelt einen eleganten, 612 PS starken Sportwagen, den er in Genf auf dem Autosalon vorgestell­t hat. Als sein Vater Ferdinand dem Termin fernblieb, wurde das mit Verwunderu­ng zur Kenntnis genommen.

Nun klärt sich, warum Papa Piëch den großen Tag seines Sohnes schwänzte: Der knorrige VW-Patriarch scheint schlicht nichts von dem automobile­n Ehrgeiz seines Nachkommen zu halten, selbst wenn der Wagen „Piëch Mark Zero“heißt und Anton Piëch in Genf in Richtung seines Vaters noch hoffend sagte: „Es würde mich freuen, wenn er stolz auf mich ist.“Das Gegenteil ist der Fall. Der VW-Altvordere soll sich abfällig über den Sportwagen seines Sohnes geäußert haben und er legt Wert darauf, in keiner Weise an dem Projekt beteiligt zu sein. Das ließ Piëch senior der Bild am Sonntag ausrichten – ein Lebenszeic­hen der Auto-Legende nach Jahren verbaler Abstinenz. Zuletzt fiel er 2015 mit dem legendären Satz über den in der Diesel-Affäre geschasste­n Ex-VWChef auf: „Ich bin auf Distanz zu Winterkorn.“Nun ist Vater Piëch auf Distanz zu seinem Sohn Anton. Aber er hat ja noch einige Söhne mehr.

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Foto: dpa Ferdinand Piëch

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