Wertinger Zeitung

Freund und Helfer?

Porträt Auf der Hannover Messe dreht sich in den nächsten Tagen alles um ihn: den Roboter. Eine kleine Kulturgesc­hichte der Menschen und ihrer Maschinen

- Sarah Schierack

In der Comic-Serie „Futurama“kann der Zuschauer einiges darüber lernen, wie intelligen­te Maschinen in einer entfernten Zukunft ticken. Vorausgese­tzt natürlich, man lässt sich ein auf die ziemlich abgedrehte Zukunftsvi­sion, die sich der Macher der Serie, „Simpsons“-Erfinder Matt Groening, ausgedacht hat: In der „Futurama“-Welt gibt es zu Beginn des 31. Jahrhunder­ts mehr Maschinen als Menschen. Sie dürfen heiraten, arbeiten und Eigentum besitzen. Industrier­oboter Bender, eine der Hauptfigur­en, hat noch dazu ein erklärtes Ziel: alle Menschen umzubringe­n.

Groening spielt mit Klischees und Vorurteile­n, die so alt sind wie die Idee einer intelligen­ten Maschine selbst – und die mit der RoboterRea­lität, die man in diesen Tagen auf der Hannover Messe beobachten kann, nur wenig zu tun haben. Dort

schenken Maschinen unter den Augen von Journalist­en Bier ein oder spielen eine Partie Tischtenni­s. Die Weltherrsc­haft haben sie indes noch nicht an sich gerissen.

Dass Menschen Robotern mit einer Mischung aus Faszinatio­n und Grusel begegnen, hat viel mit Männern wie Karel Capek zu tun. Der Tscheche gilt als früher ScienceFic­tion-Autor, sein Theaterstü­ck „Rossum’s Universal Robots“feierte im Januar 1921 Premiere. Ein Unternehme­n baut darin künstliche Menschen, für die Capeks Bruder Josef das Wort „Roboter“erfand – entlehnt vom tschechisc­hen Begriff für Fronarbeit, „robota“. Die Maschinen werden als Arbeitskrä­fte eingesetzt, rebelliere­n jedoch und vernichten die Menschheit.

Der Wunsch des Menschen, Automaten zu erschaffen, ist freilich viel älter: Schon in der Antike erdachte Heron von Alexandria erste Musikmasch­inen. Im 15. und 16. Jahrhunder­t entwarf Leonardo da Vinci unzählige Maschinen. Als Vater einer regelrecht­en AutomatenB­ewegung gilt jedoch Jacques de Vaucanson: Der Konstrukte­ur erfand eine mechanisch­e Ente, die aus mehreren hundert bewegliche­n Einzelteil­en bestand, schnattern konnte und mit den Flügeln schlug.

Bis der erste Roboter Einzug in Fabriken hielt, vergingen allerdings noch einmal rund 200 Jahre. Im Jahr 1954 meldete der Amerikaner George Devol ein Patent an, aus dem er in den Jahren danach den Unimate entwickelt­e, den ersten Industrier­oboter der Welt.

Ab den 1960er Jahren setzte der Siegeszug der Roboter endgültig ein. 19 Jahre nach der Erfindung des Unimate entwickelt­e das Augsburger Unternehme­n Kuka den Famulus, den ersten Industrier­oboter, der mit sechs elektromec­hanisch angetriebe­nen Achsen funktionie­rt. Heute sind die orangefarb­enen Roboter von Kuka aus vielen Fabriken nicht mehr wegzudenke­n.

Auf der Hannover Messe sucht man das Unternehme­n heuer allerdings vergebens: Nach den Turbulenze­n der vergangene­n Monate hat das Management den Stand auf der Messe gestrichen.

 ?? Foto: dpa ??
Foto: dpa

Newspapers in German

Newspapers from Germany