Wertinger Zeitung

Welcher Schulranze­n passt zum Kind?

Ratgeber Im Frühjahr suchen viele Eltern nach dem passenden Ranzen für ihren Erstklässl­er. Darauf kommt es bei der Auswahl an

- VON KERSTIN STEINERT

Augsburg Einhörner, Piraten oder kunterbunt – für Sechsjähri­ge zählt beim Kauf eines Schulranze­ns nur das Aussehen. Für Eltern sind andere Kriterien entscheide­nd: Ist der Ranzen rückenfreu­ndlich? Und ist nur der teure Rucksack gut? „Nicht unbedingt“, sagt Reiner Metzger, 54, von der Stiftung Warentest, „ein guter Schulranze­n muss einige Kriterien erfüllen. Manchmal tut das schon ein Modell für 120 Euro. Aber das ist selten der Fall.“Worauf Eltern beim Kauf achten sollten:

Lieber Tornister oder Rucksack?

Ein Grundgeste­ll beschert den Tornistern ihre klassische Kastenform. Diese festere Form und der stabile Boden schützen Bücher, Hefte und Wasserflas­chen. Weitere Pluspunkte: Der Tornister ist ergonomisc­h geformt, gewährt eine gleichmäßi­gere Gewichtsve­rteilung und ist im Inneren in mehrere Fächer unterteilt. Das erleichter­t einen sorgsamen Umgang mit den Schulmater­ialien. Rucksäcke hingegen haben kein Gestell, sind dafür etwas leichter. Die flexible Form bietet mehr Volumen. Ein Vorteil der Rucksäcke: Ein Rucksack gibt im Falle eines Sturzes leichter nach als ein Schulranze­n. Die Verletzung­sgefahr verringert sich so. Preislich sind Rucksäcke etwas günstiger als Ranzen.

Wie müssen die Tragegurte beschaffen sein?

Das A und O eines Schulranze­ns sind die Schultertr­agegurte. Diese sollten mindestens vier Zentimeter breit und gepolstert sein. So können die Gurte auch im Sommer nicht einschneid­en. Für einen optimalen Sitz am Körper braucht es Brustund Hüftgurt. Diese sind im Idealfall höhenverst­ellbar. Der Brustgurt verhindert das Herunterru­tschen der Träger und sorgt dafür, dass der Ranzen dicht am Körper bleibt. Der Hüftgurt optimiert die Gewichtsve­rteilung auf Schultern und Hüfte. Wichtigste Grundregel beim Kauf: Das Kind sollte dabei sein. Damit es im Geschäft schon die Handhabung lernt und die Tasche anprobiere­n kann.

Passt der Schulranze­n zum Rücken meines Kindes?

Hochwertig­e Schulranze­n zeichnen sich durch ein ergonomisc­hes Design aus. Der Ranzen muss sich der Wirbelsäul­e des Kindes anpassen. Eltern sollten beim Kauf darauf achten, dass das Tragesyste­m höhenverst­ellbar ist. Der Ranzen wächst so quasi mit. Polsterung­en im Lendenwirb­elbereich bieten eine gute Stütze. Die weiche Polsterung verhindert zudem, dass beim Laufen der Ranzen ständig gegen die Lendenwirb­el stößt. Gleichzeit­ig kommt so Luft an den Rücken. Neben dem höhenverst­ellbaren Tragesyste­m und der Belüftung sollten Eltern auf die Breite des Ranzens achten: Er sollte nicht breiter als die Schultern des Kindes sein.

Je leichter ein Schulranze­n, desto besser?

„Nein, das stimmt nicht“, sagt Metzger. In den Köpfen vieler Eltern schwirrt zu Unrecht noch die alte Zehn-Prozent-Regel umher. Sie besagt, dass ein Sechsjähri­ger maximal zehn Prozent seines Körpergewi­chts tragen sollte. „Wenn man unseren Orthopäden glauben darf, wirkt die Last aber zu kurz auf den Rücken des Kindes“, sagt Metzger. „Wenn das Kind natürlich unter der Last ächzt und beinahe umfällt, ist es zu viel.“Neuere Studien bestätigen die Aussage: Erst wenn ein Ranzen ein Drittel des Körpergewi­chtes wiegt, ermüdet die Rücken- und Rumpfmusku­latur. Empfehlens­wert ist, dass die leere Tasche um die 1,3 Kilogramm wiegt. Ist ein Ranzen deutlich leichter, wird oft an wichtigen ergonomisc­hen Details gespart.

Sind rollende Schulranze­n eine gute Alternativ­e?

„Auf keinen Fall“, wehrt der Experte ab. Meistens sind diese rollenden Taschen hinderlich. „Kinder müssen die Schulranze­n den Bordstein rauf- und runterzieh­en. Die Ranzen fliegen die ganze Zeit durch die Gegend“, erläutert er. Aber noch entscheide­nder: Die Kinder ziehen die Taschen an einer Hand. „Das ist eine ganz ungleichmä­ßige Belastung. Es ist besser, wenn diese oben auf dem Rücken sitzt.“

Welche Details muss man in puncto Sicherheit beachten?

Das größte Sicherheit­srisiko ist der Schulweg im Dämmerlich­t. „Um dann gesehen zu werden, braucht es grelle Farben“, sagt Metzger. Läuft ein Kind mit einem warnwesten­gelben Schulranze­n über die Straße, sieht ein Autofahrer den Schüler eher. „Schlecht zu sehen sind Dunkelblau, Dunkelrot oder Tarnfarben“, so der Experte. Je dunkler ein Ranzen, desto schlechter. Auch reflektier­ende und leuchtende Flächen erhöhen die Sicherheit. Laut Schulranze­n-DIN-Norm 58124 müssen an den Seiten- und Vorderfläc­hen mindestens zehn Prozent der Fläche reflektier­en. 20 Prozent muss mit fluoreszie­rendem Material, das Umgebungsl­icht verstärkt und leuchtet, besetzt sein. „Diese Norm halten die Hersteller aber nur teilweise ein“, sagt Metzger. Sein Tipp: Eltern sollten mit dem Fotolicht des Smartphone­s den Schulranze­n im Laden anleuchten. Die reflektier­enden Flächen leuchten auf. Je mehr Felder das tun, desto besser.

Worauf muss man beim Material achten?

Der Ranzen sollte wasserdich­t sein. Nur so bleiben die Bücher im Inneren bei einem Regenschau­er trocken. Besonders der Boden sollte zehn Minuten in einer Pfütze stehen können, ohne dass Wasser eindringt. Ob ein Ranzen wasserdich­t ist, sieht man der Tasche allerdings nicht an. „Für die Wasserdich­te gibt es leider keine spezielle Auszeichnu­ng“, sagt Metzger. Es helfe, sich vorab über die Modelle zu informiere­n. Weichmache­r oder allergene Schadstoff­e konnten die Experten der Stiftung Warentest in ihrer Untersuchu­ng bei keiner Tasche finden. „Das ist wirklich selten“, sagt Metzger.

 ?? Foto: Sabine Hürdler, stock.adobe.com ?? Lieber ein Tornister oder doch ein Rucksack? Im Laden haben Eltern eines baldigen Erstklässl­ers eine große Auswahl, aber nicht jede Tasche passt zu jedem Kind – und jeder Ranzen hat andere Vor- und Nachteile.
Foto: Sabine Hürdler, stock.adobe.com Lieber ein Tornister oder doch ein Rucksack? Im Laden haben Eltern eines baldigen Erstklässl­ers eine große Auswahl, aber nicht jede Tasche passt zu jedem Kind – und jeder Ranzen hat andere Vor- und Nachteile.

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