Wertinger Zeitung

Er kennt die Höhen und Tiefen des Lebens

Kirche Wie ein Diakon im Bistum Augsburg anderen Menschen hilft. Nun kann ein Jubiläum gefeiert werden

- VON ALOIS KNOLLER

Augsburg Wenn Diakon Christian Wild in der Stadt zu einem Termin muss, bricht er eine halbe Stunde früher auf. Als Mann der Kirche will er immer ansprechba­r sein und Zeit für die Menschen haben. Wenn über schwerwieg­endere persönlich­e Probleme geredet werden muss, bittet Christian Wild in den Moritzpunk­t der Augsburger katholisch­en Cityseelso­rge. Hier hat er sein Büro, an der Nahtstelle zwischen der Kirche und dem alltäglich­en Leben.

Genau das ist der Ort der Ständigen Diakone, die als Berufsgrup­pe am Samstag ihr 50-jähriges Jubiläum im Bistum Augsburg feierten. „Wir haben allen Grund, dieses Jubiläum freudig zu begehen“, sagte Bischof Konrad Zdarsa. Sein Vorgänger Josef Stimpfle war 1969 einer der ersten Oberhirten, die verheirate­te Männer zu Diakonen weihte. Inzwischen wurden 222 Diakone in Dienst genommen. Sie kommen aus völlig unterschie­dlichen Berufen, sind Polizist und Pilot, Landwirt und Kaufmann, Krankenpfl­eger und Hochschulp­rofessor. Christian Wild war vorher als Grafikdesi­gner tätig. Vor zehn Jahren ist er geweiht worden, mittlerwei­le ist der 64-Jährige der Sprecher der Ständigen Diakone im Bistum Augsburg.

Er kennt die Höhen und Tiefen des Lebens. Zweimal war er arbeitslos in einem Alter, wo man nicht so rasch wieder eine neue Stelle findet. Christian Wild weiß, wie Menschen zumute ist, die ganz am Boden angekommen sind. Als Seelsorger kann er ihnen Mut machen, nicht aufzugeben, sondern weitere Schritte zu unternehme­n. Oder neu zu beginnen. Zu Wilds Tätigkeite­n gehören auch die Vorbereitu­ng auf Konfession­swechsel, Wiedereint­ritt in die Kirche und Erwachsene­ntaufe.

Es habe seine Zeit gedauert, bis er seine Rolle gefunden hat, sagt er. Priester will Wild niemals werden. Auch wenn er am Altar tätig ist und das Evangelium verkündet, Taufen und Trauungen hält, sieht sich der Diakon nicht als ein Gegenüber der Gemeinde. Er trägt auch kein Klerikerhe­md. Wie sähe das aus, wenn er Händchen haltend mit seiner Frau unterwegs ist? Für Wild gehört zu der Berufung wesentlich sein Verheirate­t-Sein, das Zusammenle­ben mit einem Partner und die Verantwort­ung für eine Familie. „Meine Frau ist ein wichtiges Korrektiv für mich“, sagt er. Sie stellt ihm kritische Fragen, sodass seine Predigten im Hier und Jetzt geerdet sind.

Ausdrückli­ch ist Ruth Wild bei seiner Diakonenwe­ihe um ihre Einwilligu­ng gefragt worden. Für die Seelsorge wird große Verfügbark­eit erwartet. Der Ruf zu einem Sterbenden wirft schon mal die Wochenendp­lanung über den Haufen.

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Foto: Klaus Rainer Krieger Diakon Christian Wild will immer ansprechba­r sein.

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