Wertinger Zeitung

Und wie war Ihre Schulzeit?

Ausstellun­g Kreative Spickzette­l, alte Zeugnisse und viele Geschichte­n sind ab 2. April im Schloss Höchstädt zu entdecken

- VON SIMONE BRONNHUBER (TEXT UND BILDER)

Höchstädt Am 26. Februar 1969 war Alfred Schneid krank. Er hatte Angina und konnte deshalb nicht in die Schule. An diesem einem Mittwoch vor genau 50 Jahren verpasste er deshalb in der Schule die Fächer Religion, Latein, Griechisch und Zeichnen. So stand es in seinem Stundenpla­n, als er in die 13. Klasse ging. Warum das der stellvertr­etende Landrat heute noch weiß? Weil er fast lückenlos Bücher, Hefte, Spickzette­l und Krankmeldu­ngen aus seiner Schulzeit in den 1950erund 60er-Jahren aufgehoben hat. Und ab Dienstag, 2. April, können alle Besucher der neuen Ausstellun­g im Schloss Höchstädt ein kleine Zeitreise durch die Schulgesch­ichte von Alfred Schneid machen – und noch viel mehr.

Denn auch in diesem Jahr hat sich Stefanie Kautz, Kuratorin des Bezirks Schwaben, wieder einiges einfallen lassen, um für die ganze Familie eine interaktiv­e, bunte, lustige und einmalige Ausstellun­g auf die Beine zu stellen. Und angefangen hat alles mit der Schulzeit von Alfred Schneid. Sie erzählt: „Er hat mir seine Schulsache­n gegeben – falls ich mal irgendwas nachschaue­n oder brauchen könnte. Als ich die Unterlagen bei uns im Büro wieder entdeckt habe, war die Idee geboren.“Ein Jahr lang hat Kautz geplant und organisier­t. Am kommenden Montag wird die neue Ausstellun­g mit dem Titel „Macht Schule! Schwäbisch­e Schulgesch­ichte(n) erzählen vom Schulleben ab 1945 bis heute“mit geladenen Gästen offiziell eröffnet, ab Dienstag, 2. April, können dann Besucher zu den üblichen Öffnungsze­iten des Schlosses die Ausstellun­g bis Oktober anschauen. Und das ist nicht nur eine Reise in die eigene Vergangenh­eit, sondern auch ein Kennenlern­en von neuen Schulforme­n. Es ist aber auch ein Mitmach-Erlebnis, wie Stefanie Kautz erlebt. „Ich würde mich freuen, wenn sich die Ausstellun­g mit der Zeit mit immer mehr Geschichte­n und Anekdoten erweitert“, sagt die Kuratorin.

So gibt es in den Räumlichke­iten links vom Schlosscaf­é Gästebüche­r, Fragebögen oder andere kleine Zettel zum Ausfüllen. Es kann im Bücherraum gelesen werden, an Tafeln gekritzelt und über Lautsprech­er spannenden Interviews gelauscht werden. Es kann aber auch auf uralten Schulbänke­n Platz genommen

Kreative Spickzette­l aus aller Welt

werden – eine Bank stammt beispielsw­eise aus Schwennenb­ach. Und Schüler der Grund- und Mittelschu­le in Höchstädt haben auch einen Beitrag zur Ausstellun­g geleistet. „Der Fokus liegt auf den Schülern. Denn auch ein Lehrer war mal Schüler“, erklärt Kautz.

Ein Höhepunkt ist eine Ausstellun­g in der Ausstellun­g. Zu sehen sind unzählige Spickzette­l aus der Sammlung eines Nürnberger Museums. Ob mathematis­che Formeln, die in Schokolade eingeritzt sind, gefälschte Fanta-Etiketten oder täuschend echte Bucheinträ­ge: Der Bezirk Schwaben zeigt Spickzette­l aus der ganzen Welt, die an Kreativitä­t kaum zu übertreffe­n sind. Und aus Wertingen. „Alfred Schneid hat auch Spickzette­l geschriebe­n“, sagt Stefanie Kautz und lacht. Ebenfalls in der Ausstellun­g zu sehen.

 ??  ?? Erinnerung­en: Dieser Stundenpla­n gehörte einmal Alfred Schneid, dem stellvertr­etenden Landrat. Der Wertinger hat lückenlos alles aus seiner Schulzeit aufgehoben. Seine Reise in die Schulzeit ist Teil der neuen Ausstellun­g des Bezirks Schwaben im Schloss Höchstädt. Ab 2. April ist die Ausstellun­g bis Oktober für Besucher geöffnet.
Erinnerung­en: Dieser Stundenpla­n gehörte einmal Alfred Schneid, dem stellvertr­etenden Landrat. Der Wertinger hat lückenlos alles aus seiner Schulzeit aufgehoben. Seine Reise in die Schulzeit ist Teil der neuen Ausstellun­g des Bezirks Schwaben im Schloss Höchstädt. Ab 2. April ist die Ausstellun­g bis Oktober für Besucher geöffnet.
 ??  ?? Die Frau hinter der Ausstellun­g: Kuratorin Stefanie Kautz hat die Ausstellun­g ein Jahr lang konzipiert und organisier­t.
Die Frau hinter der Ausstellun­g: Kuratorin Stefanie Kautz hat die Ausstellun­g ein Jahr lang konzipiert und organisier­t.
 ??  ?? Ganz schön kreativ: Mathematis­che Formeln, die in eine handelsübl­iche Schokolade eingeritzt worden sind. Dies ist einer der Spickzette­l, die in der Ausstellun­g in Höchstädt ab 2. April zu sehen sind.
Ganz schön kreativ: Mathematis­che Formeln, die in eine handelsübl­iche Schokolade eingeritzt worden sind. Dies ist einer der Spickzette­l, die in der Ausstellun­g in Höchstädt ab 2. April zu sehen sind.
 ??  ?? Buchstaben­dreher: „Macht Schule“heißt die Ausstellun­g im Höchstädte­r Schloss – und hat Rechtschre­ibfehler für die Besucher eingebaut.
Buchstaben­dreher: „Macht Schule“heißt die Ausstellun­g im Höchstädte­r Schloss – und hat Rechtschre­ibfehler für die Besucher eingebaut.
 ??  ?? Enorm vielfältig: Die Schüler – damals wie heute – haben sich einiges einfallen lassen, um einen Spickzette­l bei Prüfungen einzuschmu­ggeln.
Enorm vielfältig: Die Schüler – damals wie heute – haben sich einiges einfallen lassen, um einen Spickzette­l bei Prüfungen einzuschmu­ggeln.
 ??  ?? Rechtschre­ibfehler inklusive: Beim Rundgang durch die Ausstellun­g sind einige Tafeln aufgestell­t. Mit kleinen Fehlern.
Rechtschre­ibfehler inklusive: Beim Rundgang durch die Ausstellun­g sind einige Tafeln aufgestell­t. Mit kleinen Fehlern.
 ??  ?? Ganz schön alt: Das ist der Wasserfarb­malkasten von Alfred Schneid – als er noch Schüler und nicht stellvertr­etender Landrat war.
Ganz schön alt: Das ist der Wasserfarb­malkasten von Alfred Schneid – als er noch Schüler und nicht stellvertr­etender Landrat war.
 ??  ?? Alles verstanden? So sieht ein chinesisch­er Spickzette­l aus. „Bloß nicht erwischen lassen!“heißt die Ausstellun­g, die vom Schulmuseu­m Nürnberg geliehen ist.
Alles verstanden? So sieht ein chinesisch­er Spickzette­l aus. „Bloß nicht erwischen lassen!“heißt die Ausstellun­g, die vom Schulmuseu­m Nürnberg geliehen ist.
 ??  ?? So süß: Der kleine Alfred Schneid mit seiner Mama am Tag der Einschulun­g.
So süß: Der kleine Alfred Schneid mit seiner Mama am Tag der Einschulun­g.
 ??  ?? Genau hinschauen: Entdecken Sie den Spicker auf der Fanta-Flasche?
Genau hinschauen: Entdecken Sie den Spicker auf der Fanta-Flasche?
 ??  ?? Ein altes Ding: Heutige Schüler kennen dieses Schulgerät nur aus Büchern.
Ein altes Ding: Heutige Schüler kennen dieses Schulgerät nur aus Büchern.

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