Wird der Dillinger Feuerteufel je geschnappt?
Kriminalität Vor zwei Jahren zündet ein Unbekannter Autos in Dillinger Tiefgaragen an. Die Kripo hat Anhaltspunkte und fahndet mit Videos nach den Tätern. Doch bisher fehlt die entscheidende Spur
Dillingen Der Mann hat sich gut vorbereitet. Mit einem Regenschirm schützt er sich vor dem Sichtfeld der Überwachungskamera. So ist sein Gesicht kaum zu erkennen, während er eine Flüssigkeit über die Motorhauben zweier Autos verteilt. Er zündet etwas in seiner Hand an und wirft es auf einen Wagen, der augenblicklich entflammt. Gleiches Prozedere beim Auto, das auf dem Parkplatz nebenan steht. Dort stochert der Mann noch etwas in den brennenden Scheibenwischern, dann verschwindet er – mit dem Regenschirm vor dem Gesicht – aus dem Bild.
Diese Sequenz ist öffentlich einEs ist die Aufnahme einer Überwachungskamera in einer Tiefgarage an der Großen Allee in Dillingen. Dort schlug ein Feuerteufel am späten Abend des 23. März 2017 zu. Drei Wagen brannten aus. Es war damals die zweite Tat dieser Art innerhalb kurzer Zeit. Nur wenige Tage zuvor, am 13. März, hatte ein Audi Q7 in einer Tiefgarage in der Kapuzinerstraße, gleich um die Ecke zum zweiten Tatort, in Flammen gestanden. Die Polizei ging damals von einem Gesamtschaden der beiden Vorfälle von rund 100000 Euro aus.
Der oder die Täter von damals sind auch zwei Jahre nach den Brandanschlägen noch nicht geschnappt. Und das, obwohl die Kripo zur Fahndung an die Öffentlichkeit gegangen ist. Ende 2017 wurden mehrere Videos der Überwachungskameras online gestellt, die
Mysteriöser Anruf mit unterdrückter Nummer
die mutmaßlichen Täter zeigen. Zu sehen ist ein Mann, wie er die Autos anzündet. Aber auch ein offenbar anderer Mann, der Tage, bevor die Autos angezündet wurden, Zettel unter die Scheibenwischer der entsprechenden Wagen geklemmt hatte. „Wir gehen davon aus, dass mehr als eine Person an den Taten beteiligt war“, sagt Thomas Müller, stellvertretender Leiter des Kommissariats II der Kriminalpolizei Dillingen. Doch auch die Bilder der Überwachungskameras brachten keinen Fahndungserfolg. Nach der Veröffentlichung seien lediglich zwei Hinweise eingegangen, die im Sande verlaufen seien, berichtet Müller. Von der öffentlichen Fahndung hatten sich die Ermittler mehr erhofft. Denn wer den oder die Täter kennt, der dürfte sie auf den Videobildern eventuell identifizieren können – am Gang, an der Figur oder an anderen typischen Merkmalen. Unter den wenigen Rückmeldungen bei der Kripo war auch ein mysteriöser Anruf eines Mannes, der sich mit unterdrückter Nummer als Rechtsanwalt aus Augsburg aussehbar. gab, berichtet Müller. Der Unbekannte hätte angeblich einen Mandanten gehabt, der Informationen zu dem Fall hätte. Diese werde er aber nur preisgeben, wenn die Polizei ihm Vertraulichkeit zusichern könne. Nachdem die Ermittler das Angebot erst mit der Staatsanwaltschaft besprechen wollten, habe sich der Mann nicht mehr gemeldet. Ob er aus dem Umfeld des Täters stammte und tatsächlich wichtige Informationen gehabt hätte – Spekulation. Die Chancen, den oder die Täter noch zu fassen, schätzt Kriminalhauptkommissar Müller als „sehr schlecht“ein. Auch wenn der Ermittler die Hoffnung nicht aufgeben mag. Er vermutet, dass der Feuerteufel und seine möglichen Helfer aus der Region kommen. Müller sieht bei den Taten einen räumlichen Bezug zu Dillingen – die eng beinander liegenden Tatorte in der Innenstadt, dazu das Verteilen der Zettel. Außerdem kannte sich der Täter vor Ort offenbar aus. Er wusste, wo die Überwachungskameras hängen, und hielt seinen Schirm geschickt immer so, dass auf den Aufnahmen sein Gesicht kaum zu sehen ist. Die Ermittlungen gehen weiter. Müller sagt: „Man darf den Kommissar Zufall nicht außer Acht lassen.“
» Bei uns im Internet finden Sie ein Video der Überwachungskamera unter: www.wertinger-zeitung.de/dillingen