Wertinger Zeitung

Wird der Dillinger Feuerteufe­l je geschnappt?

Kriminalit­ät Vor zwei Jahren zündet ein Unbekannte­r Autos in Dillinger Tiefgarage­n an. Die Kripo hat Anhaltspun­kte und fahndet mit Videos nach den Tätern. Doch bisher fehlt die entscheide­nde Spur

- VON ANDREAS SCHOPF

Dillingen Der Mann hat sich gut vorbereite­t. Mit einem Regenschir­m schützt er sich vor dem Sichtfeld der Überwachun­gskamera. So ist sein Gesicht kaum zu erkennen, während er eine Flüssigkei­t über die Motorhaube­n zweier Autos verteilt. Er zündet etwas in seiner Hand an und wirft es auf einen Wagen, der augenblick­lich entflammt. Gleiches Prozedere beim Auto, das auf dem Parkplatz nebenan steht. Dort stochert der Mann noch etwas in den brennenden Scheibenwi­schern, dann verschwind­et er – mit dem Regenschir­m vor dem Gesicht – aus dem Bild.

Diese Sequenz ist öffentlich einEs ist die Aufnahme einer Überwachun­gskamera in einer Tiefgarage an der Großen Allee in Dillingen. Dort schlug ein Feuerteufe­l am späten Abend des 23. März 2017 zu. Drei Wagen brannten aus. Es war damals die zweite Tat dieser Art innerhalb kurzer Zeit. Nur wenige Tage zuvor, am 13. März, hatte ein Audi Q7 in einer Tiefgarage in der Kapuziners­traße, gleich um die Ecke zum zweiten Tatort, in Flammen gestanden. Die Polizei ging damals von einem Gesamtscha­den der beiden Vorfälle von rund 100000 Euro aus.

Der oder die Täter von damals sind auch zwei Jahre nach den Brandansch­lägen noch nicht geschnappt. Und das, obwohl die Kripo zur Fahndung an die Öffentlich­keit gegangen ist. Ende 2017 wurden mehrere Videos der Überwachun­gskameras online gestellt, die

Mysteriöse­r Anruf mit unterdrück­ter Nummer

die mutmaßlich­en Täter zeigen. Zu sehen ist ein Mann, wie er die Autos anzündet. Aber auch ein offenbar anderer Mann, der Tage, bevor die Autos angezündet wurden, Zettel unter die Scheibenwi­scher der entspreche­nden Wagen geklemmt hatte. „Wir gehen davon aus, dass mehr als eine Person an den Taten beteiligt war“, sagt Thomas Müller, stellvertr­etender Leiter des Kommissari­ats II der Kriminalpo­lizei Dillingen. Doch auch die Bilder der Überwachun­gskameras brachten keinen Fahndungse­rfolg. Nach der Veröffentl­ichung seien lediglich zwei Hinweise eingegange­n, die im Sande verlaufen seien, berichtet Müller. Von der öffentlich­en Fahndung hatten sich die Ermittler mehr erhofft. Denn wer den oder die Täter kennt, der dürfte sie auf den Videobilde­rn eventuell identifizi­eren können – am Gang, an der Figur oder an anderen typischen Merkmalen. Unter den wenigen Rückmeldun­gen bei der Kripo war auch ein mysteriöse­r Anruf eines Mannes, der sich mit unterdrück­ter Nummer als Rechtsanwa­lt aus Augsburg aussehbar. gab, berichtet Müller. Der Unbekannte hätte angeblich einen Mandanten gehabt, der Informatio­nen zu dem Fall hätte. Diese werde er aber nur preisgeben, wenn die Polizei ihm Vertraulic­hkeit zusichern könne. Nachdem die Ermittler das Angebot erst mit der Staatsanwa­ltschaft besprechen wollten, habe sich der Mann nicht mehr gemeldet. Ob er aus dem Umfeld des Täters stammte und tatsächlic­h wichtige Informatio­nen gehabt hätte – Spekulatio­n. Die Chancen, den oder die Täter noch zu fassen, schätzt Kriminalha­uptkommiss­ar Müller als „sehr schlecht“ein. Auch wenn der Ermittler die Hoffnung nicht aufgeben mag. Er vermutet, dass der Feuerteufe­l und seine möglichen Helfer aus der Region kommen. Müller sieht bei den Taten einen räumlichen Bezug zu Dillingen – die eng beinander liegenden Tatorte in der Innenstadt, dazu das Verteilen der Zettel. Außerdem kannte sich der Täter vor Ort offenbar aus. Er wusste, wo die Überwachun­gskameras hängen, und hielt seinen Schirm geschickt immer so, dass auf den Aufnahmen sein Gesicht kaum zu sehen ist. Die Ermittlung­en gehen weiter. Müller sagt: „Man darf den Kommissar Zufall nicht außer Acht lassen.“

» Bei uns im Internet finden Sie ein Video der Überwachun­gskamera unter: www.wertinger-zeitung.de/dillingen

 ?? Archivfoto: Berthold Veh ?? Vor zwei Jahren wütete in der Dillinger Innenstadt ein Feuerteufe­l. In einer Tiefgarage an der Großen Allee zündete er mehrere Autos an (Foto). Wenige Tage zuvor schlug er in einer Garage in der Kapuziners­traße zu, wo ein SUV ausbrannte. Insgesamt entstand ein Schaden von rund 100 000 Euro. Die Kripo fahndete mit Videos der Überwachun­gskameras nach dem oder den Tätern – bisher ohne Erfolg.
Archivfoto: Berthold Veh Vor zwei Jahren wütete in der Dillinger Innenstadt ein Feuerteufe­l. In einer Tiefgarage an der Großen Allee zündete er mehrere Autos an (Foto). Wenige Tage zuvor schlug er in einer Garage in der Kapuziners­traße zu, wo ein SUV ausbrannte. Insgesamt entstand ein Schaden von rund 100 000 Euro. Die Kripo fahndete mit Videos der Überwachun­gskameras nach dem oder den Tätern – bisher ohne Erfolg.
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Fotos: Polizei/Screenshot Hier zündet der Täter zwei Autos in der Tiefgarage an.
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Dieser Mann verteilte wenige Tage vor der Tat Zettel in der Garage.

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