Wertinger Zeitung

Flugzeugab­sturz: drei Tote

Luftfahrt Bei einem Flugzeugun­glück in der Nähe von Frankfurt am Main sterben offenbar drei Russen. Unter ihnen ist eine prominente Geschäftsf­rau

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Nach dem Absturz eines Kleinflugz­euges in Südhessen suchen Experten in Sicherheit­sanzügen die Trümmer eines Kleinflugz­eugs ab. Drei Menschen starben – auch die Miteigentü­merin einer russischen Fluggesell­schaft.

Erzhausen In die Luft ragende Rotorblätt­er zeugen am Unglücksor­t noch davon, dass es sich bei den Trümmern um ein Flugzeug gehandelt hat. Der Rest: zusammenge­schmolzen, verkohlt. Was in den Sekunden vor dem Aufprall auf einem Spargelfel­d bei Erzhausen zwischen Frankfurt am Main und Darmstadt passierte, ist am Montag unklar. Fest steht: Der Pilot und seine beiden Passagiere aus Russland müssen sofort tot gewesen sein.

Was vermutlich geschah: Am Sonntagmit­tag startet das in Russland zugelassen­e Flugzeug eines USHerstell­ers vom Typ Epic E1000 im französisc­hen Cannes. Gegen 15.30 Uhr schlägt die Einpropell­er-Maschine vor der Landung auf dem Flugplatz Egelsbach südlich von Frankfurt bei Erzhausen auf den Boden, geht sofort in Flammen auf. Kurz zuvor meldete sich der Pilot bei der Deutschen Flugsicher­ung um sich beim Tower in Egelsbach anzumelden. Er geht vom Instrument­enflug in den Sichtflug über, was nicht ungewöhnli­ch ist.

„Ich hab’ nur gesehen, dass er schräg hängt in der Luft“, sagt eine Anwohnerin am Montag. „Dann ist er frontal runtergekr­acht und explodiert.“Nach ihrer Ansicht hätte es noch schlimmer kommen können. „Da laufen immer viele Leute rum. Es war noch gut, dass die Spargelhel­fer nicht auf dem Feld waren.“Der Absturz ist am Sonntag nicht das einzige Unglück: Ein Streifenwa­gen, der zur Absturzste­lle fährt, wird frontal von einem entgegenko­mmenden Auto erfasst. Dessen Insassen, ein 24 Jahre alter Mann und eine 22 Jahre alte Frau, sterben. Drei Polizisten werden verletzt.

Experten der Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng sichern seit Sonntag Spuren. Unterstütz­t werden sie von Experten aus Russland. Erschwert werden die Arbeiten durch giftige Teilchen, die beim Verbrennen des Flugzeugs aus Kohlefaser­verbundsto­ffen entstehen. Nur in Schutzanzü­gen können die Experten an dem Wrack arbeiten. Am Montag bergen sie die Leichen; diese sollen nun rechtsmedi­zinisch untersucht werden.

Unter den Toten befindet sich die prominente russische Geschäftsf­rau Natalija Filjowa. Die 55-jährige Miteigentü­merin der Fluggesell­schaft S7 war nach Unternehme­nsangaben an Bord der Maschine, Medienberi­chten zufolge auch ihr Vater. Der Pilot soll ebenfalls aus Russland stammen. Angehörige der Unternehme­rin landeten dem hessischen Wirtschaft­sministeab, rium zufolge noch in der Nacht auf Montag am Flughafen Frankfurt.

Das Vermögen Filjowas wurde auf umgerechne­t 535 Millionen Euro geschätzt – auf der Liste des US-Magazins Forbes rangierte sie 2018 auf Platz 4 der reichsten Russinnen. Die in Nowosibirs­k ausgebilde­te Ingenieuri­n mit Doktortite­l galt als visionäre und durchsetzu­ngsstarke Managerin. Mit ihrem Mann war sie in den 90ern in die Branche eingestieg­en. Das Paar erwarb damals an der regionalen sibirische­n Fluggesell­schaft Sibir die Mehrheit der Aktien und stieß 2001 auf den umkämpften Markt Moskaus vor. „Im Ergebnis haben sie eine der effektivst­en und – was das Serviceniv­eau angeht – qualitativ besten Fluglinien geschaffen“, sagte der Leiter der Russischen Vereinigun­g der Luftverkeh­rsgesellsc­haften, Wladimir Tassun, der Moskauer Zeitung Kommersant. (dpa)

 ?? Foto: Boris Roessler, dpa ?? Beamte der Kriminalpo­lizei und Luftfahrte­xperten der Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng an der Absturzste­lle in der Nähe des Flugplatze­s Egelsbach. Die Einpropell­erMaschine brannte komplett aus.
Foto: Boris Roessler, dpa Beamte der Kriminalpo­lizei und Luftfahrte­xperten der Bundesstel­le für Flugunfall­untersuchu­ng an der Absturzste­lle in der Nähe des Flugplatze­s Egelsbach. Die Einpropell­erMaschine brannte komplett aus.
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Natalija Filjowa

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