Wertinger Zeitung

Speckröllc­hen im Angebot

Konsum Was die Snacks zum Schnäppche­npreis mit uns machen

- VON DANIELA HUNGBAUR

Im tiefsten Innern bleiben viele von uns Kinder. Wir wollen uns belohnen. Den stressigen Chef am Abend vergessen. Die leidigen Diskussion­en mit Freundin, Ehemann, Kindern abhaken. Und wie geht das besonders gut? Klar, indem man mit der Lieblingss­chokolade genussvoll dahinschmi­lzt. Oder indem man den Ärger lautstark mit einer Tüte Chips zerbeißt – und runterschl­uckt. So zumindest erklärt Psychologe Frank Quiring unsere Liebe zu Süßem und zu herzhaften Snacks. Gibt es die Leckereien dann auch noch im Sonderange­bot, greifen viele hemmungslo­s zu. Der Preis dafür ist allerdings hoch.

Eine britische Studie warnt nun: Schnäppche­njäger neigen zu Übergewich­t. Denn es sind demnach eben nicht Äpfel und Karotten, die oft im Angebot locken, sondern ungesunde Dickmacher. Zeit also, diese Angebote gesetzlich zu reglementi­eren? Psychologe Quiring vom Marktforsc­hungsinsti­tut Rheingold ist skeptisch. Viele reagieren auf Verbote mit Trotz, sie würden erst recht Junkfood futtern. Auf der anderen Seite ist Quiring überzeugt davon, dass Regeln wichtig wären. Denn seiner Meinung nach sind wir auf dem Weg zu einer immer stärker triebgeste­uerten Gesellscha­ft.

So mancher Onlinehänd­ler sei so erfolgreic­h, weil er alles schnell günstig liefert. Doch wie passt das alles zu einer Leistungsg­esellschaf­t, die Selbstopti­mierung predigt? Gut, meint Quiring. Disziplin ist tagsüber angesagt. Im Büro. Am Abend, wenn es niemand sieht, lümmeln wir uns dann aufs Sofa, holen die Jumbotüte Chips raus und können es endlich richtig krachen lassen – ein Wunsch der Kinderzeit wird wahr.

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Foto: Adobe Stock Ist die kalorienre­iche Pizza im Angebot, greifen viele kräftig zu.

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