Mörder nach 25 Jahren überführt?
Bald Urteil im Prozess um Prostituiertenmord
Augsburg Für die Staatsanwaltschaft ist der Fall klar: Der Augsburger Stefan E., 50, hat vor 25 Jahren die Prostituierte Angelika Baron ermordet. Nach über 20 Prozesstagen sagte Staatsanwältin Martina Neuhierl im Plädoyer, der Nachweis der Tat sei „ohne jeden Zweifel gelungen“. E. habe die Prostituierte in der Nacht zum 25. September 1993 zuerst erwürgt und sie dann noch mit einem 22 Zentimeter langen Möbelfuß geschlagen. Die Anklägerin beantragte deshalb eine lebenslange Haftstrafe wegen Mordes.
Sie sagte, es gebe einen „Kreis von Indizien“, der Stefan E. überführe. An der Kleidung der Toten fänden sich auffällig viele DNASpuren des Angeklagten. Zudem habe ein Zeuge, der in den 1990er Jahren mit E. befreundet war, den Möbelfuß, der am Fundort der Leiche lag, eindeutig erkannt. Der Zeuge sei glaubwürdig, so die Staatsanwältin. Als Mordmerkmal erkennt sie Heimtücke. Die 36-jährige Frau sei überraschend attackiert worden, sie habe keinen Angriff erwartet. Ein mögliches Motiv nennt die Anklägerin nicht.
Die Verteidiger Klaus Rödl und Michael Zapf beantragen dagegen Freispruch. Rödl sagte, angesichts der Spuren sei es zwar möglich, dass E. der Täter sei – aber nicht wahrscheinlich. Seine DNA-Spuren an der Leiche könnten auch von einem normalen Kontakt als Freier stammen. Ebenso wie weitere DNASpuren, die von mehreren, bis heute unbekannten Männern stammen. E. sagt selbst, dass er öfter zu Prostituierten auf den Straßenstrich gegangen sei. Beide Verteidiger äußerten auch massive Zweifel am Hauptbelastungszeugen, der das Tatwerkzeug – den Möbelfuß – im Jahr 1993 im Besitz des Angeklagten gesehen haben will. Die Anwälte sagen, es sei schwer vorstellbar, dass sich ein Zeuge nach 25 Jahren noch so genau erinnere, dass er das Möbelteil zweifelsfrei identifizieren könne.
Stefan E. wird auch vorgeworfen, in 2017 eine Bekannte vergewaltigt zu haben. Auch diese Tat hält die Anklägerin für belegt, die Verteidigung dagegen nicht. Das Urteil soll am 12. April verkündet werden.