Politik auf Kosten junger Leute
Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften in Augsburg wird derzeit ihrer Entwicklungschancen beraubt. Schuld daran ist der Freistaat. Offenbar spielen bei Entscheidungen über die Gelder für den weiteren Hochschulausbau in Augsburg nicht die objektiven Notwendigkeiten die zentrale Rolle, sondern der politische Regionalproporz. Wegen der hohen Ausgaben für die Augsburger Uniklinik mussten offenkundig andere Teile Bayerns dringend Geld für den Wissenschaftsbereich bekommen, um den Hausfrieden unter den Abgeordneten zu wahren. Das hat schlimme Folgen für die Hochschule: Zunächst wurde eine neue Sozialfakultät vom Wissenschaftsministerium abgelehnt, obwohl Augsburger Einrichtungen in München einen großen Bedarf an sozialpädagogischen Fachkräften geltend machen. Vergangenes Jahr kam es noch krasser: Die neue Staatsregierung unter Ministerpräsident Markus Söder trieb den Hochschulausbau in allen bayerischen Regionen mit einem millionenschweren Förderprogramm voran, sogar in Bereichen, wo Bewerberzahlen zurückgehen. Für die Hochschule Augsburg floss damals kein Euro. Bei den Planungen für den dritten Campus wird die Hochschule, die einen massiven Raummangel hat, nun mit 500 000 Euro abgespeist. Dabei sind weitere Studiengänge, mehr Studienplätze und mehr Platz dringend nötig. Denn in Augsburg ist die Nachfrage wesentlich größer als das Angebot. Das führt dazu, dass junge Augsburger unnötig ihre Heimat verlassen und in andere Regionen ausweichen müssen. Dort ist Studieren für sie mit höheren Kosten verbunden als daheim. Gleichzeitig suchen heimische Unternehmen händeringend nach akademischem Nachwuchs. Die politischen Kräfte der Region sind deshalb gefordert, die Interessen der Hochschule im Parlament und in der Staatsregierung besser durchzusetzen.