Digitales Lernen im analogen Unterricht
Lern-App In Sachen Digitalisierung ist die Grundschule in Altenmünster weiter als viele andere. Wie ihr System funktioniert und wie sie zum bundesweiten Netzwerk „Forum Bildung Digitalisierung“beiträgt
Altenmünster Pia und Marie sitzen im Gruppenraum der ersten Klasse in der Grundschule Altenmünster. Beide haben sich ein Notebook geschnappt. Marie hat ihres schon hochgefahren und sucht nach dem Browser. Pia setzt sich neben sie und hilft ihr, die richtige Adresse einzugeben. Die beiden wollen ein Lernspiel spielen, bei dem man Wörter nach dem Alphabet sortieren muss. „Pia spielt jetzt gegen mich und ich gegen sie“, erklärt Marie und ergänzt: „Man kann es aber auch allein spielen.“
Die beiden Erstklässlerinnen nutzen eine Lern-App, die die Schule auf dem internen Server bereitstellt. Im angrenzenden Klassenzimmer bearbeiten andere Schüler selbstständig klassische Arbeitsblätter. Lehrerin Monika Langenmair schaut im Gruppenraum vorbei. „Die Programme kann ich an die Leistung der Schüler anpassen“, erklärt sie. Manche würden schon bis 100 rechnen, andere noch im Zahlenraum bis 20. In der ersten Klasse dürfen aktuell nur die Schüler ein Notebook benutzen, die schon gut genug lesen können. Mit den Notebooks zu arbeiten, motiviere ungemein und „nach der Einführung machen die Schüler das ganz selbstständig“, sagt Langenmair.
Ottmar Wiedemann kümmert sich dort um alles Technische. Seit 2012 betreut er das System. In Kleingruppen weist er die Schüler in die Arbeit mit Medien ein, „wenn sie so weit sind“. Außerdem hilft er Lehrern dabei, ihre Ideen für den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht umzusetzen. „An unserer Grundschule ist der Unterricht eine Mischung aus analog und digital. Die Schüler machen da mittlerweile keinen Unterschied mehr.“
Die Lehrer sprechen nicht von einem Medienkonzept, sondern von einem „Mediencurriculum“. Digitale Medien und Darstellungsformen gehören in Altenmünster zum Arbeitsalltag, und das schon seit vielen Jahren. Auch deshalb ist die Schule jetzt Teil des bundesweiten Netzwerks „Forum Bildung Digitalisierung“, das von einer Vielzahl an Stiftungen getragen wird. In der Grundschule in Altenmünster wird aktuell die selbstständige Arbeit mit „E-Portfolios“ausprobiert.
Die Schüler sollen zu bestimmten Themen recherchieren, Fotos und Videos finden. In der Klasse 4a von Schulleiterin Ute Wiedemann funktioniert das über einen Wochenplan. Morgens bearbeiten einige Schüler ein Arbeitsblatt, andere sitzen am Notebook und recherchieren im Netz. Die Ergebnisse ihrer Recherche sollen die Kinder in dem digitalen Portfolio zusammentragen. Wie die Erstellung im System der Grundschule funktioniert, wiederholt Ottmar Wiedemann im Schnelldurchlauf. Die Jungen und Mädchen in der 4a kennen sich schon gut aus und arbeiten mit.
Die Portfolioarbeit ist Teil eines größeren Projekts zum Thema „Auf digitalem Weg zum selbstregulierten Lernen“. Die Grundschule in Altenmünster arbeitet als „Werkstatt“zusammen mit zwei großen Gymnasien in Nordrhein-Westfalen an dem „Baustein“für das „Forum Bildung Digitalisierung“. Nachdem das System des „E-Portfolio“in der Grundschule etabliert ist, werden es die Gymnasien testen. Am Ende soll ein sowohl pädagogisch-didaktisch als auch technisch ausgearbeitetes Konzept stehen, das in jeder Schule verwendet werden kann. Deshalb ist es laut Wiedemann besonders wichtig, dass die Programme auf jedem Computer, Laptop oder Tablet funktionieren und kostenlos sind. Vernetzung ist laut Schulleiterin Ute Wiedemann besonders wichtig. Sie betont: „Die Digitalisierung ist eine große Chance, es wäre doch schade, wenn jede Schule ihr eigenes Süppchen kochen würde.“Ottmar Wiedemann betreut daher auch in Emersacker, Welden und Adelsried die digitale Ausstattung.
Die Vorteile sieht auch Daniel Fischer. Er ist seit drei Jahren Lehrer an der Grundschule in Altenmünster und war mit seiner vierten Klasse der Erste, der anfing mit dem „E-Portfolio“zu arbeiten. „Es ist gut gelaufen“, erklärt er. Das liege auch daran, dass die Schüler gut auf die Arbeit mit digitalen Medien vorbereitet seien. „Die Grundlage muss da sein“, betont Daniel Fischer. Auch deshalb spielen digitale Medien in Altenmünster ab der ersten Klasse eine Rolle. Allerdings „sollten Medien den analogen Unterricht gezielt ergänzen“, erklärt Andrea Frank. Ihre Zweitklässler machen gerade eine Lektion zu Adjektiven. Ein paar arbeiten am interaktiven Beamer, andere nutzen Notebooks. Die Lektion hat die Lehrerin zusammen mit Kollegen selbst gestaltet. Sogar das Lernvideo zu Adjektiven ist selbst gemacht.
Auf die Inhalte können die Kinder auch bequem von zu Hause aus zugreifen. Ottmar Wiedemann sagt sogar: „Auch Eltern nutzen die Videos, um gezielt mit ihren Kinder zu trainieren.“