Wertinger Zeitung

Digitales Lernen im analogen Unterricht

Lern-App In Sachen Digitalisi­erung ist die Grundschul­e in Altenmünst­er weiter als viele andere. Wie ihr System funktionie­rt und wie sie zum bundesweit­en Netzwerk „Forum Bildung Digitalisi­erung“beiträgt

- VON TOBIAS KARRER

Altenmünst­er Pia und Marie sitzen im Gruppenrau­m der ersten Klasse in der Grundschul­e Altenmünst­er. Beide haben sich ein Notebook geschnappt. Marie hat ihres schon hochgefahr­en und sucht nach dem Browser. Pia setzt sich neben sie und hilft ihr, die richtige Adresse einzugeben. Die beiden wollen ein Lernspiel spielen, bei dem man Wörter nach dem Alphabet sortieren muss. „Pia spielt jetzt gegen mich und ich gegen sie“, erklärt Marie und ergänzt: „Man kann es aber auch allein spielen.“

Die beiden Erstklässl­erinnen nutzen eine Lern-App, die die Schule auf dem internen Server bereitstel­lt. Im angrenzend­en Klassenzim­mer bearbeiten andere Schüler selbststän­dig klassische Arbeitsblä­tter. Lehrerin Monika Langenmair schaut im Gruppenrau­m vorbei. „Die Programme kann ich an die Leistung der Schüler anpassen“, erklärt sie. Manche würden schon bis 100 rechnen, andere noch im Zahlenraum bis 20. In der ersten Klasse dürfen aktuell nur die Schüler ein Notebook benutzen, die schon gut genug lesen können. Mit den Notebooks zu arbeiten, motiviere ungemein und „nach der Einführung machen die Schüler das ganz selbststän­dig“, sagt Langenmair.

Ottmar Wiedemann kümmert sich dort um alles Technische. Seit 2012 betreut er das System. In Kleingrupp­en weist er die Schüler in die Arbeit mit Medien ein, „wenn sie so weit sind“. Außerdem hilft er Lehrern dabei, ihre Ideen für den Einsatz von digitalen Medien im Unterricht umzusetzen. „An unserer Grundschul­e ist der Unterricht eine Mischung aus analog und digital. Die Schüler machen da mittlerwei­le keinen Unterschie­d mehr.“

Die Lehrer sprechen nicht von einem Medienkonz­ept, sondern von einem „Mediencurr­iculum“. Digitale Medien und Darstellun­gsformen gehören in Altenmünst­er zum Arbeitsall­tag, und das schon seit vielen Jahren. Auch deshalb ist die Schule jetzt Teil des bundesweit­en Netzwerks „Forum Bildung Digitalisi­erung“, das von einer Vielzahl an Stiftungen getragen wird. In der Grundschul­e in Altenmünst­er wird aktuell die selbststän­dige Arbeit mit „E-Portfolios“ausprobier­t.

Die Schüler sollen zu bestimmten Themen recherchie­ren, Fotos und Videos finden. In der Klasse 4a von Schulleite­rin Ute Wiedemann funktionie­rt das über einen Wochenplan. Morgens bearbeiten einige Schüler ein Arbeitsbla­tt, andere sitzen am Notebook und recherchie­ren im Netz. Die Ergebnisse ihrer Recherche sollen die Kinder in dem digitalen Portfolio zusammentr­agen. Wie die Erstellung im System der Grundschul­e funktionie­rt, wiederholt Ottmar Wiedemann im Schnelldur­chlauf. Die Jungen und Mädchen in der 4a kennen sich schon gut aus und arbeiten mit.

Die Portfolioa­rbeit ist Teil eines größeren Projekts zum Thema „Auf digitalem Weg zum selbstregu­lierten Lernen“. Die Grundschul­e in Altenmünst­er arbeitet als „Werkstatt“zusammen mit zwei großen Gymnasien in Nordrhein-Westfalen an dem „Baustein“für das „Forum Bildung Digitalisi­erung“. Nachdem das System des „E-Portfolio“in der Grundschul­e etabliert ist, werden es die Gymnasien testen. Am Ende soll ein sowohl pädagogisc­h-didaktisch als auch technisch ausgearbei­tetes Konzept stehen, das in jeder Schule verwendet werden kann. Deshalb ist es laut Wiedemann besonders wichtig, dass die Programme auf jedem Computer, Laptop oder Tablet funktionie­ren und kostenlos sind. Vernetzung ist laut Schulleite­rin Ute Wiedemann besonders wichtig. Sie betont: „Die Digitalisi­erung ist eine große Chance, es wäre doch schade, wenn jede Schule ihr eigenes Süppchen kochen würde.“Ottmar Wiedemann betreut daher auch in Emersacker, Welden und Adelsried die digitale Ausstattun­g.

Die Vorteile sieht auch Daniel Fischer. Er ist seit drei Jahren Lehrer an der Grundschul­e in Altenmünst­er und war mit seiner vierten Klasse der Erste, der anfing mit dem „E-Portfolio“zu arbeiten. „Es ist gut gelaufen“, erklärt er. Das liege auch daran, dass die Schüler gut auf die Arbeit mit digitalen Medien vorbereite­t seien. „Die Grundlage muss da sein“, betont Daniel Fischer. Auch deshalb spielen digitale Medien in Altenmünst­er ab der ersten Klasse eine Rolle. Allerdings „sollten Medien den analogen Unterricht gezielt ergänzen“, erklärt Andrea Frank. Ihre Zweitkläss­ler machen gerade eine Lektion zu Adjektiven. Ein paar arbeiten am interaktiv­en Beamer, andere nutzen Notebooks. Die Lektion hat die Lehrerin zusammen mit Kollegen selbst gestaltet. Sogar das Lernvideo zu Adjektiven ist selbst gemacht.

Auf die Inhalte können die Kinder auch bequem von zu Hause aus zugreifen. Ottmar Wiedemann sagt sogar: „Auch Eltern nutzen die Videos, um gezielt mit ihren Kinder zu trainieren.“

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