Mit Kondition hat das nicht viel zu tun
Zum Artikel „Sieben Soldaten kippen beim Gelöbnis in Wertingen um“vom 27. März:
War dieser Artikel in dieser Form nötig? Diese Lappalie nimmt in der Zeitung fast den gleichen Raum ein wie der Bericht über das Gelöbnis/die Vereidigung. Hätte es nicht gereicht von der Info des Presseoffiziers Dieter Obermayer zu berichten, dass es den sieben Soldaten/Soldatinnen gut geht? Das Entsetzen eines ehemaligen Luftwaffenangehörigen der Bundeswehr kann ich überhaupt nicht nachvollziehen. Die Reaktion der betroffenen Soldaten/Soldatinnen hat mit der Kondition nicht viel zu tun. Durch das lange und bewegungslose Stehen können sich Kreislaufprobleme ergeben, denen man selbst – in der starren Körperhaltung – schlecht oder nicht begegnen kann.
Ich habe oben auf der Schlossmauer in Uniform gestanden und auf Bitten der zivilen Bevölkerung die Situation erklärt und den besorgten Bürgern versprechen können, dass die bedauernswert in den Mittelpunkt gerückten Soldaten/ Soldatinnen bald wieder obenauf sein würden. Vor 55 Jahren habe ich in Norddeutschland meine Offiziersausbildung in Braunschweig und Hamburg absolviert und hatte das Glück, vier mal bei einem „Großen Zapfenstreich“im Ehrenzug im großen Dienstanzug, also mit Krawatte, Stahlhelm, Koppel und Waffe, mitwirken zu können. Auch bei diesen Veranstaltungen sind Kameraden durch das lange bewegungslose Stehen nach hinten und möglichst unbemerkt „geborgen“worden. Dieser Umstand war damals schon bekannt.
Ein persönliches Erlebnis, bei einem Geländemarsch über zehn Kilometer mit voller Gefechtsausrüstung und im Eiltempo hatte ich nach drei Viertel der Strecke schlapp gemacht; zwei Tage später habe ich für das geforderte Sportabzeichen unter anderem den 5000-Meter-Lauf problemlos in guter Zeit absolviert. Will sagen: Lasst die jungen Soldaten/Soldatinnen auch mal Mensch sein und empören uns über wichtigere Dinge. Den Kameraden/Kameradinnen des IT-Bataillons 292 wünsche ich viel Glück.
Klaus Noortwyck, Mitglied im Verband der Reservisten der Bundeswehr, Wortelstetten