Wertinger Zeitung

„Das kann ein vernünftig­es Gesamtpake­t werden“

Interview Viele Landwirte standen dem Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen“äußerst skeptisch gegenüber. Nun ist der Gesetzentw­urf angenommen – und Bauernpräs­ident Walter Heidl ist optimistis­ch. Warum er den Weg für den richtigen hält

- Interview: Stephanie Sartor

Der Gesetzentw­urf des Volksbegeh­rens „Rettet die Bienen“wird von der Staatsregi­erung angenommen. Das ging jetzt schneller als erwartet. Fühlen Sie sich überrumpel­t?

Walter Heidl: Dass es jetzt relativ schnell ging, darüber kann man überrascht sein. Aber überrumpel­t fühle ich mich nicht. Denn in den letzten Tagen wurde ja intensiv diskutiert, welchen Weg man gehen soll. Es war klar, dass der eigentlich­e Gesetzentw­urf nur sehr schwer angepasst werden kann, und auch ein Alternativ­gesetz wäre schwierig. Der jetzt angekündig­te Weg bedeutet, dass Mängel korrigiert werden können. Und das war und ist uns sehr wichtig. Es wird ein eigenes Gesetz geben, das der Landtag selbst gestalten kann. Das kann ein vernünftig­es Gesamtpake­t werden.

Sie haben es gerade angesproch­en: Die Staatsregi­erung hat angekündig­t, dass es noch ein begleitend­es Gesetz geben wird. Dabei soll es etwa um die umstritten­en fixen Walz- und Mähtermine gehen. Die strikten Vorgaben des Gesetzentw­urfs könnten nun aufgeweich­t werden, etwa indem man die Termine vom Wetter oder regionalen Besonderhe­iten abhängig macht. Sind Sie damit zufrieden?

Heidl: Dass es nur über ein begleitend­es Gesetz geht, ist ja klar. Denn was die Walz- und Mähzeitpun­kte angeht: Die müssen korrigiert werden. Mit fixen Terminen von Hof bis Garmisch kann es nicht funktionie­ren. Es geht jetzt darum, eine Regelung zu finden, die den verschiede­nen Klimaregio­nen Bayerns gerecht wird. Wir sind noch nicht am Ende der Diskussion. Die Arbeit, die Alois Glück mit dem Runden Tisch und den Fachgruppe­n macht, wird sicher noch zu diesem Gesetzgebu­ngsverfahr­en beitragen.

Der Landtag hätte auch einen Alternativ­vorschlag zum Gesetzentw­urf des Volksbegeh­rens einbringen können. Ist das für Sie enttäusche­nd, dass es nicht so gekommen ist? Sie haben ja immer wieder gesagt, dass der Entwurf in manchen Punkten so einfach nicht funktionie­ren würde.

Heidl: Ja, es stimmt, wir haben gesagt, dass einiges nicht umsetzbar ist. Nur, die Frage ist, ob man das über einen Alternativ­vorschlag lösen kann, der sehr enge Vorgaben hat. Der nun eingeschla­gene Weg hat mehr Potenzial für den Artenschut­z und bietet mehr Freiheiten. Es läuft ja so: Das Volksbegeh­ren wird angenommen und damit das Naturschut­zgesetz geändert, der macht zeitgleich ein eigenes Gesetz, mit dem die Dinge so ausgestalt­et werden, dass es für die Landwirtsc­haft auch umsetzbar ist.

Die Staatsregi­erung hat auch einen finanziell­en Ausgleich in Aussicht gestellt. Wie viel Geld bräuchten die Bauern, damit sie zufrieden sind? Heidl: Das kommt darauf an, wie die Forderunge­n an die Landwirte sind. Wenn ein Landwirt Flächen aus der Nutzung nimmt, dann kann er nicht ernten und hat dadurch einen AusLandtag fall. Es geht jetzt darum, faire Bedingunge­n für die Landwirte zu schaffen.

Harsche Kritik an den fixen Mähtermine­n

Was glauben Sie: Wie kommt es bei den Bauern in Bayern an, dass der Gesetzentw­urf nun angenommen wurde? Im Rahmen des Volksbegeh­rens wurde ja immer darüber gesprochen, dass sich viele Bauern Sorgen um die Zukunft machen.

Heidl: Ich sage ganz offen: Ich bin überzeugt, dass es den Bauern egal ist, auf welchem Weg wir zu einem vernünftig­en Gesamtpake­t kommen. Entscheide­nd ist das Ergebnis. Ich habe beim ersten Runden Tisch einen Gesellscha­ftsvertrag eingeforde­rt. Und das ist für mich die Messlatte. Es muss wesentlich mehr gemacht werden, als nur der Landwirtsc­haft irgendwelc­he Dinge zuzumuten. Ich denke, das ist mittlerwei­le auch dem Letzten klar geworden.

Dass es nicht nur um die Landwirte, sondern um die ganze Gesellscha­ft gehen muss, haben Sie auch in einem Positionsp­apier

Heidl will Fokus auf Flächenver­brauch richten

deutlich gemacht, das am Dienstag veröffentl­icht wurde. Worum geht es da noch?

Heidl: Wir haben eine Analyse der Punkte des Volksbegeh­rens geliefert, die wir für nicht umsetzbar halten. Das sind zum Beispiel die schon angesproch­enen fixen Walz- und Mähtermine. Bei anderen Punkten haben wir deutlich gemacht, dass wir Anpassungs­bedarf sehen, etwa beim Thema Öko-Fläche. Wir haben darauf hingewiese­n, dass der Markt gegeben sein muss – das geht aus dem Gesetzentw­urf des Volksbegeh­rens nicht hervor. Für uns ist zudem entscheide­nd, dass auch der Flächenver­brauch, den wir schon seit Jahren kritisiere­n, thematisie­rt wird und entspreche­nde Maßnahmen ergriffen werden. Denn auch das ist Lebensraum für die Tiere – und zugleich Nutzfläche, die unsere Landwirte für die Bewirtscha­ftung verlieren.

 ?? Foto: Ralf Hirschberg­er, dpa ?? „Rettet die Bienen“– so lautet der Titel des erfolgreic­hsten bayerische­n Volksbegeh­rens aller Zeiten. Nun freuen sich die Initiatore­n über den nächsten großen Erfolg: Der Gesetzentw­urf wurde angenommen.
Foto: Ralf Hirschberg­er, dpa „Rettet die Bienen“– so lautet der Titel des erfolgreic­hsten bayerische­n Volksbegeh­rens aller Zeiten. Nun freuen sich die Initiatore­n über den nächsten großen Erfolg: Der Gesetzentw­urf wurde angenommen.
 ??  ?? Walter Heidl ist 59 Jahre, selbst Landwirt und seit Mai 2012 Präsident des Bayerische­n Bauernverb­andes.
Walter Heidl ist 59 Jahre, selbst Landwirt und seit Mai 2012 Präsident des Bayerische­n Bauernverb­andes.

Newspapers in German

Newspapers from Germany