Wer besetzt den freien Platz?
Der DFB sucht einen Nachfolger für Reinhard Grindel
Frankfurt/Main Für den Deutschen Fußball-Bund (DFB)ist es eine unangenehme Zeitreise. Wie im November 2015 müssen die Vize-Chefs Reinhard Rauball und Rainer Koch den größten Sportfachverband als Interims-Doppelspitze aus der Krise führen. Damals stand der DFB durch den Sommermärchen-Skandal und den Rücktritt von Wolfgang Niersbach vor einem riesigen Scherbenhaufen. Nach dem Scheitern von Reinhard Grindel als Verbandschef geht es für den DFB auch um grundsätzliche Fragen.
Wie läuft die Suche nach einem Nachfolger von DFB-Chef Grindel?
Eine Präsident-Findungs-Kommission gibt es (noch) nicht. Aber das Profil ist klar. Gesucht wird ein Fußball-Fachmann mit diplomatischen Fähigkeiten, einer harten Hand und reichlich Funktionärserfahrung. Der Kandidat muss zudem den Amateuren und den Profis vermittelbar sein. Diese komplizierte Headhunter-Aufgabe müssen die Vize-Chefs Rauball und Koch lösen. Viel Zeit haben sie nicht.
Wer sind die Kandidaten?
Bislang konzentriert sich fast alles auf Kandidaten aus dem Fußball. Philipp Lahm wurde schon nach dem auch für Grindel desaströsen WM-Sommer gehandelt. Doch der Ehrenspielführer will offenbar nicht. Als Geschäftsmann hat er sicher höhere Einkünfte und führt ein selbstbestimmteres Leben, als es ihn an der Otto-Fleck-Schneise erwarten würde. Christoph Metzelder hat sich nach der Profi-Karriere wie auch Stuttgarts Sportvorstand Thomas Hitzlsperger viel Respekt erarbeitet. Matthias Sammer böte ganz viel Meinungsstärke.
Welche Probleme muss der Neue lösen?
Vor allem der Dauerkonflikt zwischen Amateur- und Profinteressen muss endlich befriedet werden – gemeinsam mit dem noch nicht bekannten Ligapräsidenten. Entscheidend verbessert werden muss die Außendarstellung des Verbandes, da ging viel durcheinander unter Grindel. Als große Projekte warten zudem der 150-Millionen-EuroNeubau der Akademie und die Heim-EM 2024.
Warum darf Grindel seine internationalen Ämter behalten?
Grindel ist nicht vom DFB in die Uefa-Exekutive und in das FifaCouncil gewählt. Die Ämter sind an seine Person gebunden. Natürlich könnte der DFB Druck auf Grindel ausüben. Das wäre aber im Moment gegen die eigenen Interessen. Bei den dann anstehenden Neuwahlen wäre nicht gesichert, dass ein noch unerfahrener deutscher Kandidat den Posten bekommt. Die Strategie ist also: Grindel in den Ämtern lassen, bis sich der neue DFB-Chef einen Namen gemacht hat.