Wo es blüht, soll es auch brummen
Insektensterben Die heimischen Gartenbaubetriebe bieten reichlich Auswahl an Pflanzen, die gut für Bienchen & Co. sind. Gartenbesitzer sollten neben Prachtblumen auch Wildarten und Kräuter pflanzen
Wertingen-Buttenwiesen Ein Blick nach oben in diese berauschende rosa-pinkfarbene Pracht: Es summt und brummt im japanischen Zierkirschenbaum, dass es eine wahre Freude für Augen und Ohren ist. Im Garten der Baumschule Munz zeigt Senior Gerhard Munz die Frühlingsblüher, von denen viele reichlich Nahrung für Insekten bieten. Kaum zu glauben, was Munz sagt: So einen herrlichen Zierkirschenbaum will keiner mehr. „Der ist nicht mehr gefragt, denn er macht Dreck.“Und das wollen die Leute nicht – keine herabfallenden Blüten im Frühjahr und kein Laub im Herbst, obwohl der Kirschenbaum mit herrlichen Blüten belohnt und gut für Insekten ist.
Insektensterben und Bienenrettung ist derzeit in aller Munde, die heimischen Gartenbaubetriebe haben sich darauf eingerichtet, den Gartenbesitzern Tipps für naturnahes und insektenfreundliches Wirtschaften im Hausgarten zu geben. Hinten im Gewächshaus auf dem
Frühjahrsblüher sind die erste Nahrung
Munz-Gelände sammeln sich die Wildbienen zwischen den ersten Blüten an Apfelbäumchen, die dort hochgezogen werden. Und auch bei Garten Reiter in Wertingen und Passiflora in Buttenwiesen gibt es Ecken, in denen sich die sanften Brummer tummeln. Margeritenstöcke leuchten gelb und weiß im großen Glashaus in Buttenwiesen, Vergissmeinnicht locken ganz in Blau, Narzissen und Hyazinthen protzen in leuchtenden Farben. „Die Bienen mögen diese Frühjahrsblüher“, informiert Corinna Kratzer. Deshalb sollten deren Zwiebeln schon im Herbst in jedem Garten gepflanzt werden, denn sie sind im zeitigen Frühjahr erste Nahrung für die kleinen Brummer schon an kalten Tagen. „Schneeglöckchen oder Krokusse sind wichtig, wenn es noch kalt ist“, weist Corinna Kratzer schon auf die erste Insektennahrung hin.
Dann geht es weiter im Jahreslauf mit verschiedenen Arten von Weidenkätzchen, die als Bienenfutter in keinem Garten fehlen sollten. „Es gibt viele Bienenarten, die jeweils verschiedene Pflanzen bevorzugen“, sagt die Gärtnerin,
„deshalb sollte
Vielfalt in einem
Gerhard Munz unter seinem Prachtbaum, in dem die Bienen summen.
Garten herrschen.“Wichtig zu wissen: Gefüllte Prachtblumen sind schön für das Auge, helfen den Bienen aber nur wenig. Kratzer: „Die kommen zwischen den vielen Blütenblättern nicht durch bis zu den Pollen.“Neben den protzigen Blumen in Beeten und auf der Terrasse rät sie deshalb, auch die einfachen Blüher zu pflanzen, die für die Bienen oder Schmetterlinge leichter zugänglich sind.
Auf offene Blüten in Beeten und Sträuchern weist auch Barbara Malik bei Garten Reiter in Wertingen hin. Und auch auf die bescheidenen Blümchen im Rasen, die wichtig für Insekten sind. „Gänseblümchen kann man ruhig mal stehen lassen“, rät die Gartenfachfrau. Auch vermeintliche Unkräuter wie wilde Margeriten oder Kamille sollten dort ihren Platz haben: „Es genügt ja eine Ecke im Garten, auf der diese Wildkräuter wachsen dürfen.“Die Gartenbesitzer könnten selbst beobachten, an welchen Pflanzen sich Insekten gerne tummeln, und daraus ihre Schlüsse ziehen. Der Handel bietet derzeit verschiedene Samenmischungen von Wildblühern oder Gartenblümchen an, die alle für Insekten gut seien. Ringelblumen, Stockrosen, Verbenen, Witwenblumen – „für diese Samen kann man ja auch mal eine Ecke im Gemüsebeet freimachen“, schlägt Barbara Malik vor. Eine Möglichkeit, mehr Nahrung für Insekten zu schaffen, seien auch Kräuter. Zitronenmelisse oder Thymian, Lavendel und Salbei sind nützlich für Küche und die Tierwelt. Schnittlauch oder Dill sollte man auch mal blühen lassen, denn ihre Blüten sind ebenso bei Insekten beliebt.
Wer Wert auf Artenvielfalt im Garten legt, sollte heimische Gehölze bevorzugen, sagt Barbara Malik. Die Kornelkirsche, Schlehen, Beerensträucher und heimische Obstgehölze sorgen für Bienennahrung. Und auch im Staudenbeet sind Wildpflanzen wichtig – vom Sonnenhut bis zur Fetthenne. Wer keinen Garten hat, kann auf Balkon oder Terrasse etwas für die kleinen Brummer tun. Schon ein Trog genügt, in dem man Wildblumen aussät oder Kräuter pflanzt. Barbara Malik: „Da kann man dann schnell beobachten, wie die Insekten auch zu diesen kleinen Inseln kommen.“