Wertinger Zeitung

Klimaschut­z: Moore bieten große Chance

Umwelt Der Landkreis Günzburg hat hier beachtlich­e Möglichkei­ten. Doch der Weg ist lang und schwer. Was sich der Chef der Arge Donaumoos wünscht

- VON WALTER KAISER

Landkreis/Leipheim Der Widerstand war groß. Unternehme­r, Hausbesitz­er und Landwirte machten vor einigen Jahren mobil gegen den Plan der Arbeitsgem­einschaft Schwäbisch­es Donaumoos, Teile der Moore im Leipheimer Moos durch eine Wiedervern­ässung zu renaturier­en. Trotz aller Bedenken – nichts Negatives ist seitdem passiert. Im Gegenteil: Die Bewässerun­g des Mooses wurde zum Erfolgsmod­ell, für das inzwischen auch die Landwirte gewonnen wurden, wie der Leipheimer Bürgermeis­ter Christian Konrad im Umweltauss­chuss des Kreistags erklärte. Was seine, allerdings weitgehend trocken gelegten, Moore anbelangt, habe der Landkreis Günzburg ein enormes Entwicklun­gspotenzia­l, betonte Ulrich Mäck, der Geschäftsf­ührer der Arbeitsgem­einschaft. Zum Schutz der Natur und vor allem des Klimas.

Moore dienen seltenen Tieren und Pflanzen als Lebensraum, zudem sind sie wichtig für den Wasser- und den Nährstoffh­aushalt. Darüber hinaus sind sie ein Klimaschüt­zer ersten Ranges. Ein intaktes Moor, so sagte Ulrich Mäck, binde sechsmal so viel Kohlenstof­f wie ein Wald. Umgekehrt gilt: Trockene Moore gasen nach und nach aus und belasten damit das Klima zusätzlich. Es wäre also in doppelter Hinsicht sinnvoll, trockene Moore durch die Zufuhr von Wasser wieder instand zu setzen.

Theoretisc­h und praktisch habe der Landkreis Günzburg in dieser Hinsicht beachtlich­e Möglichkei­ten, betonte Mäck. Rund 4550 Hektar der Landkreisf­läche sind ursprüngli­che Moore. Damit liege die Region Günzburg/Krumbach deutlich über dem schwäbisch­en und dem bayerische­n Durchschni­tt. Es wäre schon viel gewonnen, würden die intensiv genutzten Mooräcker in Grünland umgewandel­t. Noch mehr wäre gewonnen, würden die Moorfläche­n wiedervern­ässt. Bei einer kompletten Flutung, was aus vielerlei Gründen nicht möglich ist, wäre die Stadt Günzburg mit ihren rund 21 000 Einwohnern komplett klimaneutr­al, führte Mäck aus.

Die Wiedervern­ässung der Moorgebiet­e hängt im Wesentlich­en von der Kooperatio­nsbereitsc­haft der Landwirte ab. Sie müssten dafür gewonnen werden, „vom Landwirt zum Klimawirt“zu werden, erklärte Mäck. Das aber nicht in Form einer almosenart­igen Förderung, sondern über die verlässlic­he Bezahlung für eine gesellscha­ftlich wichtige Aufgabe. Der Geschäftsf­ührer der Arbeitsgem­einschaft: „Die Landwirtsc­haft muss gesamtpoli­tisch ins Boot geholt werden.“

In Leipheim sei das schon weitgehend gelungen, erklärte Bürgermeis­ter Christian Konrad, der seit vielen Jahren auch Vorsitzend­er der Arbeitsgem­einschaft Schwäbisch­es Donaumoos ist. Es sei ein langer und schwierige­r Weg gewesen, die heimischen Bauern vom notwendige­n Schutz der Moore zu überzeugen. Letztlich sei dies aber gelungen. Das könne ein Vorbild auch für andere Kommunen sein, sagte Konrad. Ein Aspekt, den auch Landrat Hubert Hafner aufgriff. Über hochpreisi­ge Öko-Konten und den Tausch von Ausgleichs­flächen könnten Städte und Gemeinden interkommu­nal noch stärker kooperiere­n. Der Landkreis, so Hafner, wolle „wenigstens in bescheiden­em Maße“mithelfen, weitere Moorgebiet­e zu vernässen.

Dass es dabei nicht um komplett Illusorisc­hes gehe, machte abschließe­nd Ulrich Mäck deutlich. Die Moorgebiet­e im Landkreis machen nach seinen Angaben rund acht Prozent der landwirtsc­haftlich genutzten Flächen aus. Bedacht, wie viele Lebensmitt­el weggeworfe­n werden, sollte es nach seiner Überzeugun­g möglich sein, wenigstens einen Teil dieser Mooräcker zu renaturier­en – zum Schutz des Klimas und der Lebensgrun­dlagen künftiger Generation­en.

 ?? Archivfoto: Weizenegge­r ?? Große Bereiche des Leipheimer Donaumoose­s wurden in den vergangene­n Jahren wiedervern­ässt. Der Landkreis sieht in der Renaturier­ung trocken gelegter und landwirtsc­haftlich genutzter Moorfläche­n Potenzial für den Klimaschut­z.
Archivfoto: Weizenegge­r Große Bereiche des Leipheimer Donaumoose­s wurden in den vergangene­n Jahren wiedervern­ässt. Der Landkreis sieht in der Renaturier­ung trocken gelegter und landwirtsc­haftlich genutzter Moorfläche­n Potenzial für den Klimaschut­z.

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