Klimaschutz: Moore bieten große Chance
Umwelt Der Landkreis Günzburg hat hier beachtliche Möglichkeiten. Doch der Weg ist lang und schwer. Was sich der Chef der Arge Donaumoos wünscht
Landkreis/Leipheim Der Widerstand war groß. Unternehmer, Hausbesitzer und Landwirte machten vor einigen Jahren mobil gegen den Plan der Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos, Teile der Moore im Leipheimer Moos durch eine Wiedervernässung zu renaturieren. Trotz aller Bedenken – nichts Negatives ist seitdem passiert. Im Gegenteil: Die Bewässerung des Mooses wurde zum Erfolgsmodell, für das inzwischen auch die Landwirte gewonnen wurden, wie der Leipheimer Bürgermeister Christian Konrad im Umweltausschuss des Kreistags erklärte. Was seine, allerdings weitgehend trocken gelegten, Moore anbelangt, habe der Landkreis Günzburg ein enormes Entwicklungspotenzial, betonte Ulrich Mäck, der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft. Zum Schutz der Natur und vor allem des Klimas.
Moore dienen seltenen Tieren und Pflanzen als Lebensraum, zudem sind sie wichtig für den Wasser- und den Nährstoffhaushalt. Darüber hinaus sind sie ein Klimaschützer ersten Ranges. Ein intaktes Moor, so sagte Ulrich Mäck, binde sechsmal so viel Kohlenstoff wie ein Wald. Umgekehrt gilt: Trockene Moore gasen nach und nach aus und belasten damit das Klima zusätzlich. Es wäre also in doppelter Hinsicht sinnvoll, trockene Moore durch die Zufuhr von Wasser wieder instand zu setzen.
Theoretisch und praktisch habe der Landkreis Günzburg in dieser Hinsicht beachtliche Möglichkeiten, betonte Mäck. Rund 4550 Hektar der Landkreisfläche sind ursprüngliche Moore. Damit liege die Region Günzburg/Krumbach deutlich über dem schwäbischen und dem bayerischen Durchschnitt. Es wäre schon viel gewonnen, würden die intensiv genutzten Mooräcker in Grünland umgewandelt. Noch mehr wäre gewonnen, würden die Moorflächen wiedervernässt. Bei einer kompletten Flutung, was aus vielerlei Gründen nicht möglich ist, wäre die Stadt Günzburg mit ihren rund 21 000 Einwohnern komplett klimaneutral, führte Mäck aus.
Die Wiedervernässung der Moorgebiete hängt im Wesentlichen von der Kooperationsbereitschaft der Landwirte ab. Sie müssten dafür gewonnen werden, „vom Landwirt zum Klimawirt“zu werden, erklärte Mäck. Das aber nicht in Form einer almosenartigen Förderung, sondern über die verlässliche Bezahlung für eine gesellschaftlich wichtige Aufgabe. Der Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft: „Die Landwirtschaft muss gesamtpolitisch ins Boot geholt werden.“
In Leipheim sei das schon weitgehend gelungen, erklärte Bürgermeister Christian Konrad, der seit vielen Jahren auch Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft Schwäbisches Donaumoos ist. Es sei ein langer und schwieriger Weg gewesen, die heimischen Bauern vom notwendigen Schutz der Moore zu überzeugen. Letztlich sei dies aber gelungen. Das könne ein Vorbild auch für andere Kommunen sein, sagte Konrad. Ein Aspekt, den auch Landrat Hubert Hafner aufgriff. Über hochpreisige Öko-Konten und den Tausch von Ausgleichsflächen könnten Städte und Gemeinden interkommunal noch stärker kooperieren. Der Landkreis, so Hafner, wolle „wenigstens in bescheidenem Maße“mithelfen, weitere Moorgebiete zu vernässen.
Dass es dabei nicht um komplett Illusorisches gehe, machte abschließend Ulrich Mäck deutlich. Die Moorgebiete im Landkreis machen nach seinen Angaben rund acht Prozent der landwirtschaftlich genutzten Flächen aus. Bedacht, wie viele Lebensmittel weggeworfen werden, sollte es nach seiner Überzeugung möglich sein, wenigstens einen Teil dieser Mooräcker zu renaturieren – zum Schutz des Klimas und der Lebensgrundlagen künftiger Generationen.