Bagger bekämpfen gefährliche Allergiepflanze
Natur Jetzt soll das große Ambrosia-Vorkommen entlang der B 2 an der Wurzel gepackt werden. Bislang war gegen die Pflanzen bei Erlingen kein Kraut gewachsen
Meitingen Die Ambrosia-Pflanzen entlang der B2 interessieren jetzt auch die Nachbarn in Österreich. Genauer gesagt die Studenten und Lehrenden an der Universität für Bodenkultur in Wien. Der Grund: Die gefährlichen Allergiepflanzen, die es an der Bundesstraße auf Höhe Erlingen gibt, zählen zu einem gemeinsamen Forschungsprojekt der Uni mit dem bayerischen Verkehrsministerium.
Kathrin Fändrich, die Sprecherin des Verkehrsministeriums, erklärt: „Der Lehrstuhl dieser Uni ist auf Ambrosiapflanzen spezialisiert.“Drei Jahre soll nun untersucht werden, wie man dem gefährlichen Unkraut Herr werden kann. Die Pflanze breitet sich rasant aus. Eine Staude kann zwischen 3000 bis 60000 Samen in ihrem einjährigen Lebenszyklus abwerfen. Deshalb soll auf einem 200 Meter langen Streifen an der B2 bei Meitingen getestet werden, ob mithilfe eines bestimmten Mähzyklus das Wachstum der Pflanze gebremst oder die Ambrosia sogar bekämpft werden kann, erklärt Fändrich. Das werden auch die Autofahrer in Richtung Donauwörth bemerken, wenn es dort häufiger zu Behinderungen wegen Mäharbeiten kommt. Anfang der Woche gab es in diesem Bereich eine Baustelle. Auch die hatte mit der Ambrosia zu tun. Dabei wurde das Bankett ausgebaggert, um das Ambrosia-Übel an der Wurzel zu packen. Wie die Pressesprecherin des Verkehrsministeriums erklärt, wird dort untersucht, wie weit die Wurzeln der Pflanzen ins Erdreich reichen und wie tief die Samen in der Erde liegen.
Was anschließend mit dem Aushub samt der Allergiepflanze geschieht, weiß Michael Pfünder. Er ist stellvertretender Leiter der Straßenmeisterei Gersthofen. Er erklärt: „Ein Teil des Bodens wird auf einer Fläche in Nordendorf ausgebreitet, um zu sehen, ob die Ambrosia abstirbt.“Ein anderer Teil werde in einem Asphaltwerk verbrannt, um herauszufinden, ob die Wurzeln beziehungsweise Samen bei 200 Grad absterben. Ab nächsten Donnerstag werde der Streifen an der B2 wieder begrünt, ehe es verschiedene Mähversuche gibt.
Die vielen Pflanzen an der B 2 hatte Stefan Nawrath entdeckt. Der Biologe arbeitet im Auftrag des bayerischen Gesundheitsministeriums und beobachtet die Ausbreitung der Ambrosia, die je Pflanze mehrere Tausend Samen produzieren kann. Das Gefährliche an der Ambrosia sind die Pollen. Wenn die Pflanze Anfang oder Mitte August zu blühen beginnt, kann sie pro Exemplar bis zu einer Milliarde Pollen freisetzen. Diese zählen zu den stärksten Allergieauslösern.
Gesundheitsministerin Melanie Huml erklärte, dass als Reaktion darauf besonders häufig Asthma auftritt. Auch Menschen, die bislang nicht Heuschnupfen oder eine Allergie hatten, könnten darauf reagieren. Das Gemeine daran: Bei denjenigen, die bereits eine Allergie gegen heimische Pollen haben, kann es zu einer Ausweitung auf Ambrosia kommen. Da diese Pflanze spät blüht, verlängert sich so die saisonale Leidenszeit der Betroffenen um bis zu zwei Monate.
Da sich das Unkraut vor allem an Straßenrändern wohlfühlt, kommt es zu einer unguten Mischung. Forscher des Helmholtz-Zentrums in München haben herausgefunden, dass Abgase die Aggressivität von Ambrosia-Pollen verstärken. Die Pollen würden eine gesteigerte Allergenmenge aufweisen, wenn die Pflanze stickstoffdioxidhaltigen Abgasen ausgesetzt sei, so das Forschungszentrum in einer Mitteilung. Das bedeutet, dass auch die Pollen der Ambrosia bei Meitingen noch aggressiver sein könnten.
Die Ambrosia ist aber nicht nur für Allergiker gefährlich, sondern auch besonders widerstandsfähig. 2017 wollten Experten der Allergiepflanze mit 100 Grad heißem Wasser den Garaus machen. Doch die Pflanze ließ sich nicht unterkriegen. Die Experten des Bauamtes vermuteten, dass der unebene Boden schuld war. So sei die Hitze nicht gleichmäßig im Erdreich angekommen und einige Pflanzen konnten somit überleben.