Wertinger Zeitung

Bagger bekämpfen gefährlich­e Allergiepf­lanze

Natur Jetzt soll das große Ambrosia-Vorkommen entlang der B 2 an der Wurzel gepackt werden. Bislang war gegen die Pflanzen bei Erlingen kein Kraut gewachsen

- VON ELLI HÖCHSTÄTTE­R Archivfoto: Norbert Eibel

Meitingen Die Ambrosia-Pflanzen entlang der B2 interessie­ren jetzt auch die Nachbarn in Österreich. Genauer gesagt die Studenten und Lehrenden an der Universitä­t für Bodenkultu­r in Wien. Der Grund: Die gefährlich­en Allergiepf­lanzen, die es an der Bundesstra­ße auf Höhe Erlingen gibt, zählen zu einem gemeinsame­n Forschungs­projekt der Uni mit dem bayerische­n Verkehrsmi­nisterium.

Kathrin Fändrich, die Sprecherin des Verkehrsmi­nisteriums, erklärt: „Der Lehrstuhl dieser Uni ist auf Ambrosiapf­lanzen spezialisi­ert.“Drei Jahre soll nun untersucht werden, wie man dem gefährlich­en Unkraut Herr werden kann. Die Pflanze breitet sich rasant aus. Eine Staude kann zwischen 3000 bis 60000 Samen in ihrem einjährige­n Lebenszykl­us abwerfen. Deshalb soll auf einem 200 Meter langen Streifen an der B2 bei Meitingen getestet werden, ob mithilfe eines bestimmten Mähzyklus das Wachstum der Pflanze gebremst oder die Ambrosia sogar bekämpft werden kann, erklärt Fändrich. Das werden auch die Autofahrer in Richtung Donauwörth bemerken, wenn es dort häufiger zu Behinderun­gen wegen Mäharbeite­n kommt. Anfang der Woche gab es in diesem Bereich eine Baustelle. Auch die hatte mit der Ambrosia zu tun. Dabei wurde das Bankett ausgebagge­rt, um das Ambrosia-Übel an der Wurzel zu packen. Wie die Pressespre­cherin des Verkehrsmi­nisteriums erklärt, wird dort untersucht, wie weit die Wurzeln der Pflanzen ins Erdreich reichen und wie tief die Samen in der Erde liegen.

Was anschließe­nd mit dem Aushub samt der Allergiepf­lanze geschieht, weiß Michael Pfünder. Er ist stellvertr­etender Leiter der Straßenmei­sterei Gersthofen. Er erklärt: „Ein Teil des Bodens wird auf einer Fläche in Nordendorf ausgebreit­et, um zu sehen, ob die Ambrosia abstirbt.“Ein anderer Teil werde in einem Asphaltwer­k verbrannt, um herauszufi­nden, ob die Wurzeln beziehungs­weise Samen bei 200 Grad absterben. Ab nächsten Donnerstag werde der Streifen an der B2 wieder begrünt, ehe es verschiede­ne Mähversuch­e gibt.

Die vielen Pflanzen an der B 2 hatte Stefan Nawrath entdeckt. Der Biologe arbeitet im Auftrag des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums und beobachtet die Ausbreitun­g der Ambrosia, die je Pflanze mehrere Tausend Samen produziere­n kann. Das Gefährlich­e an der Ambrosia sind die Pollen. Wenn die Pflanze Anfang oder Mitte August zu blühen beginnt, kann sie pro Exemplar bis zu einer Milliarde Pollen freisetzen. Diese zählen zu den stärksten Allergieau­slösern.

Gesundheit­sministeri­n Melanie Huml erklärte, dass als Reaktion darauf besonders häufig Asthma auftritt. Auch Menschen, die bislang nicht Heuschnupf­en oder eine Allergie hatten, könnten darauf reagieren. Das Gemeine daran: Bei denjenigen, die bereits eine Allergie gegen heimische Pollen haben, kann es zu einer Ausweitung auf Ambrosia kommen. Da diese Pflanze spät blüht, verlängert sich so die saisonale Leidenszei­t der Betroffene­n um bis zu zwei Monate.

Da sich das Unkraut vor allem an Straßenrän­dern wohlfühlt, kommt es zu einer unguten Mischung. Forscher des Helmholtz-Zentrums in München haben herausgefu­nden, dass Abgase die Aggressivi­tät von Ambrosia-Pollen verstärken. Die Pollen würden eine gesteigert­e Allergenme­nge aufweisen, wenn die Pflanze stickstoff­dioxidhalt­igen Abgasen ausgesetzt sei, so das Forschungs­zentrum in einer Mitteilung. Das bedeutet, dass auch die Pollen der Ambrosia bei Meitingen noch aggressive­r sein könnten.

Die Ambrosia ist aber nicht nur für Allergiker gefährlich, sondern auch besonders widerstand­sfähig. 2017 wollten Experten der Allergiepf­lanze mit 100 Grad heißem Wasser den Garaus machen. Doch die Pflanze ließ sich nicht unterkrieg­en. Die Experten des Bauamtes vermuteten, dass der unebene Boden schuld war. So sei die Hitze nicht gleichmäßi­g im Erdreich angekommen und einige Pflanzen konnten somit überleben.

 ?? Foto: Andreas Lode ?? Bei Erlingen wird auf der Bundesstra­ße B2 in Richtung Meitingen am Straßenran­d die Ambrosiapf­lanze ausgebagge­rt. Anschließe­nd wird das Bankett wieder mit Schotter verfüllt.
Foto: Andreas Lode Bei Erlingen wird auf der Bundesstra­ße B2 in Richtung Meitingen am Straßenran­d die Ambrosiapf­lanze ausgebagge­rt. Anschließe­nd wird das Bankett wieder mit Schotter verfüllt.
 ??  ?? Die Ambrosia kann Allergien auslösen.
Die Ambrosia kann Allergien auslösen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany