Der neue Fastenprediger hat ein Geheimnis
Starkbierfest Wolfgang Wagenknecht stellt sich am Samstag ans Rednerpult. In welche Figur er schlüpft, verrät er noch nicht
Meitingen-Herbertshofen Ziemlich genau vor einem Jahr verabschiedeten sich Anton Kraus und Hanns Rieblinger von ihren Zuhörern – zum 30. und letzten Mal. 30 Jahre lang hatte sich das Duo pünktlich zum Starkbierfest der LechtalSchützen in Herbertshofen ans Rednerpult gestellt und die Zuhörer mit scharfer Zunge an all die Dinge im Ort erinnert, an die sich so mancher politische Akteur vermutlich lieber nicht mehr erinnert hätte. Den Zuschauern gefiel’s, nur der Abschied ließ sie vollkommen im Unklaren darüber, wer denn nun beim Starkbierfest 2019 ans Rednerpult treten wird.
Nun hat der neue Hauptakteur selbst dieses Geheimnis gelüftet. Am Samstag, 6. April, will Wolfgang Wagenknecht in die Fußstapfen von Kraus und Rieblinger zu treten. „Das könnte bei Schuhgröße 51 recht schwer werden“, erklärt Rieblinger lachend, als er seinem Nachfolger gegenübersitzt und auf sein eigenes Schuhwerk blickt. Dass Wagenknecht keine Kopie vom alten Duo sein kann und will, weiß er selbst.
Und das hat gleich mehrere Gründe: Zum einen wird er sich allein ans Rednerpult stellen – und nicht im Duo auftreten, wie Kraus und Rieblinger dies die letzten drei Jahrzehnte getan haben. Zudem verrät der Neue: „Ich werde eine Figur darstellen.“In welche Figur er schlüpfen wird, bleibt aber sein Geheimnis. Doch er gibt einige Tipps, die dabei helfen könnten, das Rätsel um seine „Figur“bereits vorab zu lösen. Alle Meitinger kennen sie. Die meisten laufen wohl tagtäglich an ihr vorbei und: Wie die Bavaria über die Theresienwiese blickt, hat auch die Figur, die Wagenknecht sich ausgedacht hat, einen Blick auf Meitingen. Worüber Wagenknecht am Samstag sprechen wird, verrät er nur ansatzweise: Die Straßenausbaubeitragssatzung, die Baustellen im Ort, die Bienchen und ihre Blühwiesen sowie das neue Gesundheitskonzept in Herbertshofen könnten ein Thema sein, stellt Wagenknecht in Aussicht. Bammel vor der Herausforderung hat Wagenknecht nicht, schließlich ist der 37-Jährige, der schon seit 25 Jahre Vereinsmitglied bei den Schützen ist, das Sprechen vor Menschen gewohnt. Er arbeitet als Logistik-Projektleiter bei BMW in München – und auch für diese Tatsache gibt es einen frechen Kommentar der ehemaligen Redner: „Sogar der Bildungsgrad steigt nun“, kommentieren Kraus und Rieblinger lachend.
Entspannt will sich das alte Duo das Werk ihres Nachfolgers am Samstag anhören und wünscht ihm dafür viel Glück. Ob Wagenknecht in seiner „Figur“zum Einmaltäter wird oder mit seiner ersten Rede eine neue, langjährige Tradition begründet, steht noch in den Sternen. „Das hängt davon ab, ob Tomaten und Eier nach mir geworfen werfen“, erklärt Wagenknecht.