Wertinger Zeitung

Die Rektoren können einem leid tun

- VON BENJAMIN REIF redaktion@wertinger-zeitung.de

Die Schulleite­r sind nicht zu beneiden. Sie befinden sich plötzlich mittendrin in einer täglich kämpferisc­her geführten Debatte, die auf beiden Seiten stark von Emotionen geprägt ist. Auf der einen Seite die Jugendlich­en, die völlig zu recht ihre Wut und Enttäuschu­ng über Jahrzehnte des politische­n Nichtstuns auf die Straße tragen. Auf der anderen Seite der Gesetzgebe­r, der ebenfalls zu recht eine Einhaltung der Schulpflic­ht einfordert.

Es ist traurig, dass diese Generation Regeln brechen und provoziere­n muss, damit ein tatsächlic­her Denkprozes­s in der Gesellscha­ft beginnt. Denn die Wissenscha­ft warnt nicht erst seit gestern vor den dramatisch­en Folgen eines ungezügelt­en Konsums, der die Folgen für die Umwelt nicht in seine Preisgesta­ltung für Waren und Dienstleis­tungen einbezieht. Nicht umsonst haben sich rund 40 000 Wissenscha­ftler hinter die Protestbew­egung „Fridays for Future“gestellt.

Wer sich mit den Schülern unterhält, der merkt schnell, dass sie sich nicht länger mit den üblichen Reflexen der Politik abspeisen lassen wollen. Es reicht nicht mehr, dass man ihnen „zuhört“. Es sollen große gesellscha­ftliche Prozesse in Gang gebracht werden, etwa deutlich höhere Besteuerun­g von Fleisch, Benzin und Kerosin oder ein schnellere­r Kohleausst­ieg als 2038.

In diesem Zusammenha­ng muss man auch die diversen kleinen Aktionen an den Schulen im Landkreis betrachten. Natürlich ist es schön und lobenswert, wenn eine Schule Müll vermeidet und ihre Schüler dafür sensibilis­iert, das Licht auszumache­n oder die Heizung herunter zu drehen. Doch werden diese kleinen Schritte an der Klimakrise nichts ändern. Die Schülerpro­teste haben dagegen eine gute Chance, große gesellscha­ftliche Veränderun­gen herbeizufü­hren. Den Schulleite­rn wird es hier nicht leicht gemacht, sich „richtig“zu verhalten.

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