Im Bachtal geht ein Schilder-Dieb um
Polizei Erneut haben Unbekannte in Syrgenstein Verkehrstafeln abmontiert. So etwas kommt im Landkreis immer wieder vor. Handelt es sich um einen Wettbewerb unter Jugendlichen?
Syrgenstein Würde ein Auswärtiger derzeit nach Staufen fahren, wüsste er wohl erst einmal nicht, wo er sich befindet. Das Dorf hat momentan nur noch ein Schild am Ortseingang stehen. Die beiden anderen Tafeln, die ansonsten die Grenzen des Syrgensteiner Ortsteils deutlich machen, sind laut Bürgermeister Bernd Steiner gestohlen worden. Und damit nicht genug. Auch in Syrgenstein selbst fehlen Schilder. Fünf Ortstafeln sowie ein Verkehrszeichen sind im Zeitraum vom 27. bis 28. März abhanden gekommen, teilt die Polizei mit, die um Hinweise bittet (wir berichteten).
Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art im Bachtal. Erst vor wenigen Monaten kamen im Bereich Staufen und Zöschingen Schilder weg. Auch Gemeinden im benachbarten Baden-Württemberg waren damals betroffen. Im Februar wurden fast alle Tafeln im Heidenheimer Raum wiedergefunden. Jetzt haben der oder die Täter offenbar wieder zugeschlagen. Was für Syrgenstein besonders ärgerlich ist: Nach dem kürzlichen Diebstahl stellte die Gemeinde in Staufen ein neues Schild auf. Dieses ist nun schon wieder weg. „In diesem Maße habe ich das noch nicht erlebt“, sagt Steiner über Schilderdiebstähle. Zwar sei es immer mal wieder vorgekommen, dass im Rahmen der Freinacht Schilder Gegenstand eines Streiches wurden. Zuletzt machten etwa Spaßvögel aus dem „Staufen“ein „Saufen“. Auch wurden in der Nacht auf den 1. Mai Tafeln abmontiert, jedoch an anderer Stelle in der Gemeinde wieder abgelegt. „Bubenstreiche“, wie es Steiner nennt. Über das, was zuletzt innerhalb weniger Monate passiert ist, kann der Bürgermeister aber nicht mehr lachen. Schließlich entsteht wohl ein finanzieller Schaden. Ein neues Schild kostet laut Steiner 400 bis 500 Euro. Im aktuellen Fall werde man eine gewisse Zeit warten, ob die geklauten Schilder wieder auftauchen. Dann bestellt die Gemeinde neue.
Steiner kann sich vorstellen, dass hinter den Vorfällen eine „Challenge“von Jugendlichen steckt. Möglicherweise ein Wettbewerb also, wer die meisten Ortsschilder klaut. „Die Kosten dafür würden die Eltern über Steuern und Abgaben tragen.“Um es den Dieben schwerer zu machen, wolle die Gemeinde die Schrauben der Schilder künftig zusätzlich kleben. „Aber ganz verhindern kann man ein Abmontieren nie“, sagt Steiner.
Dass jemand ein Orts- oder Verkehrsschild unerlaubt mitnimmt, komme in der Region „immer wieder vor“, sagt Katharina von Rönn von der Polizei Dillingen. In den vergangenen Jahren registrierte die Polizei unter anderem Vorfälle in Lauingen, Blindheim, Buttenwiesen, Binswangen und Wertingen. Der kurioseste Fall trat laut Polizei im Jahr 2015 auf. Damals kam es zur vermehrten Anzeigenerstattung durch Bauunternehmen, aber auch durch Straßenmeistereien und den Kreisbauhof. Im Bereich von Villenbach über Kicklingen, Fristingen, Riedsend bis Mödingen und Ziertheim fehlten vermehrt Verkehrszeichen. Die Polizei erwischte den Täter, ein damals 45-Jähriger aus dem Raum Dillingen, auf frischer Tat. Bei einer Durchsuchung des Anwesens fanden die Beamten später insgesamt 96 Verkehrszeichen und Schildermasten. „Die Ermittlungen ergaben, dass der Dillinger mit den entwendeten Masten einen Planenaufbau für seinen Anhänger zusammenschweißen wollte“, teilt von Rönn mit. Nach ihren Angaben wurde der Mann unter anderem wegen Diebstahls zu einem Jahr Freiheitsstrafe verurteilt. Ein audie ßergewöhnlicher Fall. Ansonsten gibt es laut von Rönn verschiedene Hintergründe für den Diebstahl von Schildern. „In vielen Fällen handelte es sich um Vandalismus“, sagt sie. Dazu kommen Rivalitäten zwischen Dörfern. Speziell unter Jugendlichen ist es wohl eine Mutprobe, ein Ortsschild mitgehen zu lassen. Andere möchten die Tafeln auch als Dekoration. So mancher hängt sich die Tafeln in den Partykeller, als cooles Accessoire für Feiern.
Für die Polizei ist es in diesen Fällen oft schwierig, die Verantwortlichen zu ermitteln. „Wir sind auf Augenzeugen angewiesen“, sagt von Rönn. Sie macht deutlich, dass der Diebstahl von Verkehrsschildern mehr als einen Lausbubenstreich darstellt. „Das ist eine Straftat.“Es geht zum einen um Diebstahl. Zum anderen können die Täter wegen gefährlichen Eingriffs in den Straßenverkehr verfolgt werden. Dann etwa, wenn wichtige Verkehrszeichen wie etwa Stopp- oder Vorfahrtszeichen oder auch Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht mehr da sind. Die derzeit fehlenden Ortseingangsschilder in Syrgenstein sind übrigens keine Ausrede für Autofahrer, die zu schnell in den Ort hineinfahren. Die Gemeinde hat provisorisch Tempo-50-Schilder aufgestellt.
Ein Täter bekam eine Freiheitsstrafe