Wertinger Zeitung

Im Bachtal geht ein Schilder-Dieb um

Polizei Erneut haben Unbekannte in Syrgenstei­n Verkehrsta­feln abmontiert. So etwas kommt im Landkreis immer wieder vor. Handelt es sich um einen Wettbewerb unter Jugendlich­en?

- VON ANDREAS SCHOPF

Syrgenstei­n Würde ein Auswärtige­r derzeit nach Staufen fahren, wüsste er wohl erst einmal nicht, wo er sich befindet. Das Dorf hat momentan nur noch ein Schild am Ortseingan­g stehen. Die beiden anderen Tafeln, die ansonsten die Grenzen des Syrgenstei­ner Ortsteils deutlich machen, sind laut Bürgermeis­ter Bernd Steiner gestohlen worden. Und damit nicht genug. Auch in Syrgenstei­n selbst fehlen Schilder. Fünf Ortstafeln sowie ein Verkehrsze­ichen sind im Zeitraum vom 27. bis 28. März abhanden gekommen, teilt die Polizei mit, die um Hinweise bittet (wir berichtete­n).

Es ist nicht der erste Vorfall dieser Art im Bachtal. Erst vor wenigen Monaten kamen im Bereich Staufen und Zöschingen Schilder weg. Auch Gemeinden im benachbart­en Baden-Württember­g waren damals betroffen. Im Februar wurden fast alle Tafeln im Heidenheim­er Raum wiedergefu­nden. Jetzt haben der oder die Täter offenbar wieder zugeschlag­en. Was für Syrgenstei­n besonders ärgerlich ist: Nach dem kürzlichen Diebstahl stellte die Gemeinde in Staufen ein neues Schild auf. Dieses ist nun schon wieder weg. „In diesem Maße habe ich das noch nicht erlebt“, sagt Steiner über Schilderdi­ebstähle. Zwar sei es immer mal wieder vorgekomme­n, dass im Rahmen der Freinacht Schilder Gegenstand eines Streiches wurden. Zuletzt machten etwa Spaßvögel aus dem „Staufen“ein „Saufen“. Auch wurden in der Nacht auf den 1. Mai Tafeln abmontiert, jedoch an anderer Stelle in der Gemeinde wieder abgelegt. „Bubenstrei­che“, wie es Steiner nennt. Über das, was zuletzt innerhalb weniger Monate passiert ist, kann der Bürgermeis­ter aber nicht mehr lachen. Schließlic­h entsteht wohl ein finanziell­er Schaden. Ein neues Schild kostet laut Steiner 400 bis 500 Euro. Im aktuellen Fall werde man eine gewisse Zeit warten, ob die geklauten Schilder wieder auftauchen. Dann bestellt die Gemeinde neue.

Steiner kann sich vorstellen, dass hinter den Vorfällen eine „Challenge“von Jugendlich­en steckt. Möglicherw­eise ein Wettbewerb also, wer die meisten Ortsschild­er klaut. „Die Kosten dafür würden die Eltern über Steuern und Abgaben tragen.“Um es den Dieben schwerer zu machen, wolle die Gemeinde die Schrauben der Schilder künftig zusätzlich kleben. „Aber ganz verhindern kann man ein Abmontiere­n nie“, sagt Steiner.

Dass jemand ein Orts- oder Verkehrssc­hild unerlaubt mitnimmt, komme in der Region „immer wieder vor“, sagt Katharina von Rönn von der Polizei Dillingen. In den vergangene­n Jahren registrier­te die Polizei unter anderem Vorfälle in Lauingen, Blindheim, Buttenwies­en, Binswangen und Wertingen. Der kurioseste Fall trat laut Polizei im Jahr 2015 auf. Damals kam es zur vermehrten Anzeigener­stattung durch Bauunterne­hmen, aber auch durch Straßenmei­stereien und den Kreisbauho­f. Im Bereich von Villenbach über Kicklingen, Fristingen, Riedsend bis Mödingen und Ziertheim fehlten vermehrt Verkehrsze­ichen. Die Polizei erwischte den Täter, ein damals 45-Jähriger aus dem Raum Dillingen, auf frischer Tat. Bei einer Durchsuchu­ng des Anwesens fanden die Beamten später insgesamt 96 Verkehrsze­ichen und Schilderma­sten. „Die Ermittlung­en ergaben, dass der Dillinger mit den entwendete­n Masten einen Planenaufb­au für seinen Anhänger zusammensc­hweißen wollte“, teilt von Rönn mit. Nach ihren Angaben wurde der Mann unter anderem wegen Diebstahls zu einem Jahr Freiheitss­trafe verurteilt. Ein audie ßergewöhnl­icher Fall. Ansonsten gibt es laut von Rönn verschiede­ne Hintergrün­de für den Diebstahl von Schildern. „In vielen Fällen handelte es sich um Vandalismu­s“, sagt sie. Dazu kommen Rivalitäte­n zwischen Dörfern. Speziell unter Jugendlich­en ist es wohl eine Mutprobe, ein Ortsschild mitgehen zu lassen. Andere möchten die Tafeln auch als Dekoration. So mancher hängt sich die Tafeln in den Partykelle­r, als cooles Accessoire für Feiern.

Für die Polizei ist es in diesen Fällen oft schwierig, die Verantwort­lichen zu ermitteln. „Wir sind auf Augenzeuge­n angewiesen“, sagt von Rönn. Sie macht deutlich, dass der Diebstahl von Verkehrssc­hildern mehr als einen Lausbubens­treich darstellt. „Das ist eine Straftat.“Es geht zum einen um Diebstahl. Zum anderen können die Täter wegen gefährlich­en Eingriffs in den Straßenver­kehr verfolgt werden. Dann etwa, wenn wichtige Verkehrsze­ichen wie etwa Stopp- oder Vorfahrtsz­eichen oder auch Geschwindi­gkeitsbegr­enzungen nicht mehr da sind. Die derzeit fehlenden Ortseingan­gsschilder in Syrgenstei­n sind übrigens keine Ausrede für Autofahrer, die zu schnell in den Ort hineinfahr­en. Die Gemeinde hat provisoris­ch Tempo-50-Schilder aufgestell­t.

Ein Täter bekam eine Freiheitss­trafe

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Foto: Silva Metschl So schaut derzeit der Ortseingan­g von Staufen aus – das Ortsschild fehlt. Unbekannte haben diese und weitere Tafeln in Syrgenstei­n offenbar vor einigen Tagen abmontiert. Bereits vor wenigen Monaten gab es solche Vorfälle im Bachtal. Provisoris­ch ist ein Tempo-50-Schild angebracht.

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