Wertinger Zeitung

Streit um weltweite Lieferkett­en

Minister Müller kontra Arbeitgebe­r

- VON BERNHARD JUNGINGER

Berlin Bundesentw­icklungsmi­nister Gerd Müller (CSU) hat die Kritik von Arbeitgebe­rchef Ingo Kramer an Regierungs­plänen für ein mögliches Gesetz zur Einhaltung von Menschenre­chten bei Auslandsge­schäften scharf zurückgewi­esen. „Ausbeuteri­sche Kinderarbe­it bei der Erzeugung von Produkten für Deutschlan­d, egal ob Kleidung, Kaffee oder Bananen, ist nicht akzeptabel“, sagte Müller unserer Redaktion. „Das sollte auch in der Unternehme­rschaft Konsens sein. Hier gibt es keine Ausreden“, fügte Müller an. Hintergrun­d sind Überlegung­en von Müller und mehreren SPD-Ministern, große deutsche Unternehme­n notfalls per Gesetz zu verpflicht­en, bei ihren Auslandsge­schäften Menschenre­chte und ökologisch­e Standards einzuhalte­n.

Arbeitgebe­rpräsident Ingo Kramer hatte die Pläne in der Rheinische­n Post als „Unsinn“bezeichnet, von dem sich die Bundesregi­erung schnell verabschie­den müsse. Denn von den Unternehme­n werde verlangt, „für etwas zu haften, das sie persönlich in unserer globalisie­rten Welt gar nicht beeinfluss­en können“. Müller kontert: „Es darf nicht sein, dass zum Beispiel bei Textilien, die in Deutschlan­d verkauft werden, am Anfang der Lieferkett­e ein Stundenloh­n von 50 Cent steht, bei 14-stündigen Arbeitstag­en und Sechstagew­oche. Die Hälfte der deutschen Textilwirt­schaft hat sich dazu verpflicht­et, diese Zustände abzuschaff­en.“Müller kündigte eine Umfrage unter den Unternehme­n über die Kontrolle der Lieferkett­en an. Auf Basis der Auswertung werde dann entschiede­n, „ob ein Gesetz notwendig ist, oder ob Freiwillig­keit zum Ziel führt“.

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Foto: dpa Gerd Müller appelliert an die Verantwort­ung der Unternehme­n.

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