Bewährungsprobe Osterferien
Reisen 2018 war ein Chaosjahr im Flugverkehr – alle Beteiligten wollten sich bessern. Aber die Probleme hören nicht auf
Frankfurt am Main In den kommenden Tagen wird es ernst an den deutschen Flughäfen. Wenn zum Wochenende die Osterferien beginnen, drängen hunderttausende Passagiere gleichzeitig an die Gates. Weil der große Andrang im vergangenen Sommer zum beträchtlichen Chaos beigetragen hat, soll in dieser Saison alles besser werden, haben Airlines, Behörden und Flughäfen versprochen. Doch weiter bestehende Personalengpässe bei der Flugsicherung und neue Probleme tauchen auf.
Auf einem Luftfahrtgipfel Ende März hatten alle Beteiligten konkrete Maßnahmen angekündigt, zugleich aber Erwartungen gedämpft. „In diesem Sommer können wir noch nicht alle glücklich machen“, erklärte Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU). Nach Einschätzung der Deutschen Flugsicherung (DFS) wird der Flugverkehr im deutschen Luftraum auch in diesem Jahr wachsen, und zwar um rund vier Prozent nach dem Rekordwert von 3,4 Millionen Flugbewegungen im Chaosjahr 2018.
Der Flughafenverband ADV sieht seine Mitglieder gut vorbereitet: Allerorten werde das Personal aufgestockt und Prozesse optimiert. Auch werde den bislang beengten Passagier- und Handgepäckkontrollen mehr Platz eingeräumt. Die Bundespolizei hat in den vergangenen Monaten erfolgreich neue Kontrollspuren getestet, die mit einfachen Konstruktionen die Zahl der stündlich zu kontrollierenden Passagiere mehr als verdoppeln kann.
Auch die Airlines hatten mit ihren engen Flugplänen kräftig zu Verspätungen und Flugausfällen beigetragen, weil sie nach der Pleite von Air Berlin große Marktsegmente besetzen wollten. Lufthansa, ihre Tochter Eurowings, Condor und Co. haben sich nun beschränkt und stellen deutlich mehr Reserveflugzeuge und Crews bereit. Allein der Lufthansa-Konzern wendet nach Angaben von Vorstand Detlef Kayser eine viertel Milliarde Euro für einen stabileren Betrieb auf.
Wegen der Probleme um Boeings Pannenflieger 737 Max sind Mittelstreckenflugzeuge in Europa allerdings schon jetzt knapp. Nach dem Absturz einer Boeing in Äthiopien hatten zahlreiche Länder, darunter Deutschland, Flugverbote für diesen Typ erlassen. Neben der BilligAirline Norwegian ist insbesondere TUI betroffen. Der Airline fehlen 23 fest eingeplante Jets auf ungewisse Zeit.
Die mit Abstand größte Baustelle bleibt derweil vorerst die bundeseigene Deutsche Flugsicherung, bei der rund 2000 Lotsen arbeiten. Wie viele zur Bewältigung der Verkehrsspitzen fehlen, ist umstritten: DFSChef Klaus-Dieter Scheurle beziffert die Lücke auf 90 Leute, während die Gewerkschaft der Flugsicherung (GdF) mindestens 200 neue Kollegen will.