Wertinger Zeitung

Baums Plan geht nicht mehr auf

- VON JOHANNES GRAF joga@augsburger-allgemeine.de

Wer über Manuel Baum urteilt, lobt dessen fachliche Kompetenz. Der 39-Jährige zerlegt ein Spiel in Teilchen, zieht Schlüsse und setzt sie wieder zusammen. Es entsteht ein Plan. Genannt werden diese Fußball-Junkies Konzepttra­iner. Ihr Ansatz: Setzen die Spieler meinen Plan um, haben wir Erfolg. Doch genau in diesem Plan liegt derzeit das Problem des FC Augsburg. Entweder wird dieser nicht umgesetzt. Oder ist von vornherein falsch gewählt. Entspreche­nd irrlichter­ten die Augsburger Spieler jüngst gegen Hoffenheim über den Platz. Als Baum mit taktischen und personelle­n Wechseln gegensteue­rte, machte er das Chaos komplett. Baum hat sich vercoacht – und so weiteres Vertrauen und Autorität eingebüßt.

Inzwischen kritisiere­n Führungssp­ieler des FCA nicht mehr im Verborgene­n, sondern öffentlich. Rani Khedira bemängelte nach dem 0:3 in Nürnberg, die Mannschaft hätte ein Eigenleben entwickelt. Jeder mache auf dem Platz, was er wolle, so Khedira. Jeffrey Gouweleeuw wandte sich nun direkt an den Trainer. Im Nachgang des 0:4 gegen Hoffenheim gestand er, keine Ahnung gehabt zu haben, was er auf dem Platz machen sollte. Dazu passt, dass der verliehene Martin Hinteregge­r laut eigener Aussage in Frankfurt wieder wisse, was der Trainer von ihm erwarte. Bei Baum wusste er es also nicht.

Zweifel wachsen, dass Augsburgs Coach seine Spieler noch erreicht. Dirk Schuster musste einst gehen, weil dem Team Überzeugun­g fehlte, mit ihm Erfolg zu haben. Dass Gouweleeuw statt eines Rüffels recht bekommt, zeigt Baums gesunden Umgang mit Fehlern. Aber auch seine eingeschrä­nkte Handlungsf­ähigkeit. Ebenso scheute Sportgesch­äftsführer Stefan Reuter klare Worte. Die Macht der Spieler scheint die des Trainers überstiege­n zu haben.

Womöglich ist es sechs Spieltage vor Saisonende zu spät für einen Trainerwec­hsel. Zudem ist nicht garantiert, dass dadurch Besserung eintritt. Die Schwäche der Konkurrent­en könnte dafür sorgen, dass der FCA trotz abstiegsre­ifer Vorstellun­gen erstklassi­g bleibt.

Im Sommer müssen personelle Konsequenz­en gezogen werden. Das muss den Trainer und die Mannschaft, kann aber auch das Management betreffen.

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J. Gouweleeuw
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