Wertinger Zeitung

„Ich fühle mich immer noch frisch“

Eishockey Der Meister München beißt sich an AEV-Torwart Olivier Roy die Zähne aus. Der Frankokana­dier über die XXL-Spiele und seine sportliche Zukunft

- Interview: Milan Sako

Sie haben gerade das mit 103:34 Minuten sechstläng­ste Spiel der Deutschen Eishockey-Liga absolviert. Auf die Frage Ihres Trainers Mike Stewart nach dem Befinden haben Sie geantworte­t, dass Sie noch weitere zwei Drittel hätten spielen können, wirklich? Roy: Ja, ich fühle mich immer noch frisch. Nach dem ersten Halbfinale in München, das ja nur wenige Sekunden kürzer war, war ich richtig kaputt. Die Beine haben sich schwer angefühlt und ich war müde. Ich denke, es liegt daran, dass ich im ersten Duell mit München viel mehr zu tun hatte und mehr Schüsse abbekommen habe. Heute war es besser, wir sind nicht so stark unter Druck gestanden.

Wie haben Sie den 2:1-Erfolg nach Verlängeru­ng gegen München im dritten Spiel erlebt?

Roy: Die ersten 60 Minuten haben wir solide gespielt. In der Verlängeru­ng haben wir es noch besser gemacht. Wir haben das Geschehen im eigenen Drittel unter Kontrolle gehabt und meist nur Schüsse von außen zugelassen, das macht meinen Job leichter. Aber es gibt schon einige Gründe, warum München zuletzt drei Meistertit­el in Folge geholt hat. Sie spielen im Angriff schnell und aggressiv. Meist steht mindestens ein Stürmer vor meinem Tor, um mir die Sicht zu nehmen oder den Puck abzufälsch­en. Aber meine Verteidige­r vor mir versuchen die Münchner Stürmer aus dem Weg zu räumen. Das erleichter­t meinen Job.

Nach drei Duellen gegen München sind statt regulären neun Dritteln bereits 13 Abschnitte plus sechs Minuten absolviert. Und das innerhalb von nur fünf Tagen. Wie stecken Sie das weg? Roy: Nach dem ersten Match konnte ich schlecht schlafen, weil meine Beine geschmerzt haben. Aber jetzt fühle ich mich fit. Wir spielen ja nur alle zwei Tage. Wenn man in Kanada auf einem Auswärtstr­ip unterwegs ist, kann es schon vorkommen, dass man drei Abende hintereina­nder spielen muss. Das ist dann echt hart. Aber ich konnte jeweils an dem Tag Pause meine Batterien aufladen. Das ist besser für alle, denn wenn die Spieler frisch sind, bekommen die Zuschauer besseres Hockey geboten.

Wie regenerier­en Sie?

Roy: Ich gehe sehr sorgsam mit meinem Körper um. Direkt nach dem Spiel dehne ich mich ausgiebig. Ich nutze wenn möglich den Eisbottich, ich trinke viel. Aber das Gute ist, dass wir jetzt von unserer Arbeit mit Fitness-Coach Sven Herzog profitiere­n, die bereits im vergangene­n Sommer begonnen hat. Ich fühle mich besser als die Jahre zuvor, auch bewegliche­r. Das kommt, weil die Trainingsp­läne auf jeden individuel­l zugeschnit­ten sind.

Wie haben Sie den trainingsf­reien Montag genossen?

Roy: Ich habe mich mit meinen Teamkolleg­en auf einen Kaffee in der Stadt getroffen. Und ansonsten: ausspannen auf dem Sofa.

Der Außenseite­r Augsburg führt im Play-off-Halbfinale 2:1 gegen München, dem deutschen Meister der vergangene­n drei Jahre. Wird der Favorit allmählich nervös?

Roy: Das glaube ich nicht. Beide Kontrahent­en haben genügend Erfahrung in der Mannschaft und in ihren Trainertea­ms, um mit so einer Situation umzugehen. Wir folgen unserem Mantra: Niemals zu hoch fliegen nach Siegen und nach Niederlage­n nicht zu tief fallen. Eine 2:1-Führung bedeutet sehr wenig. Bis man die Serie mit dem vierten Sieg geschlosse­n hat, hat man noch nichts erreicht. Wir wissen, dass das Heimspiel am Mittwoch von großer Bedeutung ist. Nur darauf ist unser Fokus gerichtet.

Insgesamt 17 Spieler aus der aktuellen Mannschaft stehen auch für die kommende Saison unter Vertrag. Wie sieht Ihre Zukunft aus?

Roy: Nach den Play-offs werde ich mit dem Klub weiterrede­n. Ich bin mir sicher, dass wir einen Weg für eine Vertragsve­rlängerung finden. Mir gefällt es in Augsburg, wir haben eine intakte und gute Mannschaft. Da passt alles zusammen.

Sie spielen gerne hinter dem Tor die Scheibe, stimmt es, dass Frankokana­dier als Torhüter besser an der Scheibe sind als alle anderen?

Roy: Nein, das denke ich nicht. Es liegt an dem überragend­en Martin Brodeur aus Montreal, der auch dadurch berühmt geworden ist. Ich versuche nur, meinen Verteidige­rn manchmal mit einem guten Pass zu helfen. Sie helfen mir ja auch.

 ?? Foto: Siegfried Kerpf ?? Olivier Roy ist eine der prägenden Figuren in den Play-offs. Mit seinen starken Leistungen trägt der Frankokana­dier zum Höhenflug der Panther bei und die AEV-Fans fordern ihn immer wieder zur Ehrenrunde.
Foto: Siegfried Kerpf Olivier Roy ist eine der prägenden Figuren in den Play-offs. Mit seinen starken Leistungen trägt der Frankokana­dier zum Höhenflug der Panther bei und die AEV-Fans fordern ihn immer wieder zur Ehrenrunde.

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