Wertinger Zeitung

Die gnadenlose Rache verlassene­r Frauen

Buchbespre­chung „Ex-tase – und morgen bist du pleite“heißt das neue Werk der früheren Dillingeri­n Ilona Penna

- VON PETER VON NEUBECK

„Oh ich werde auf den Rat meiner Freundin hören, doch ein kleines Späßchen sollte schon noch sein … Sobald mein Urlaub vorüber ist, werde ich mal im Giftschran­k der Klinik nach einem Anaphrodis­iakum, idiotendeu­tsch Hängolin, Ausschau halten. So zähmt man doch auch die Insassen in Gefängniss­en oder hat es zu früheren Zeiten bei Soldaten getan. Ist ja nur zum Besten für meinen Blacky-Hasen. So verausgabt er sich auch nicht auf seinem Hasimausil­ein, und hat noch ein paar Jährchen vor sich, um mich, seine arme, vom Leben hart bestrafte Ex-Frau, schön zu versorgen …“

Dillingen/Arnschwang Rache, das ist die Hauptmotiv­ation im neuesten Werk von Ilona Penna, einer gebürtigen Heidenheim­erin (geb. 1964), die in Dillingen (1972) wohnte, bevor sie sich für 20 Jahre mit ihrer Familie in Holzheim niederließ. Heute lebt sie in Arnschwang in der Oberpfalz. Emotionen sind schon seit jeher die Triebkraft im Oeuvre Pennas. „Actias“, ihr Psychothri­ller, beschrieb ebenso eindrucksv­oll wie verstörend die Obsession einer gequälten, nach Rache sinnenden Seele. Jetzt wird es zwar wesentlich unterhalts­amer und amüsanter, trotzdem weiß die Mutter von sechs Kindern auch diesmal wieder Emotionen trefflich in Worte zu fassen. Laut Klappentex­t geht es in „Ex-tase“um die Frage, ob „frau“nach einer Scheidung dem Leben wirklich noch Gutes abgewinnen kann.

Die drei unterschie­dlich alten und unterschie­dlich proportion­ierten Frauen Karla, Rita und Josy werden zufällig am selben Tag in völlig verschiede­nen Orten Deutschlan­ds geschieden, treffen sich ebenso zufällig zum Rache- und Erholungsu­rlaub auf Kosten ihrer Ex auf den Malediven und schmieden dort ihre ebenso trotzigen wie zunächst hilflosen, später sehr erfolgreic­hen Rachepläne. Denn etwas ganz Entscheide­ndes vereint die drei Heroinnen: Obwohl mit äußerst vermögende­n Gatten gesegnet, bekommen sie keinen Cent Unterhalt. Bilanzfäls­chung vermutet die eine, falsche Atteste die andere. Egal, die Richter jedenfalls meinen, die Damen könnten künftig für sich selbst sorgen. Aus der Traum von der satten Abfindung oder der üppigen monatliche­n Apanage.

Die Geschichte der drei ist als vierbändig­e Folge angelegt. Der erste Roman und die folgenden sind jeweils klar gegliedert nach den einzelnen Protagonis­tinnen, die jeweils ihr Trennungsj­ahr und ihren Scheidungs­tag beschreibe­n und vor allem, was sie dazwischen an Gemeinheit­en alles erfunden haben. Da schreibt eine, selbst geschieden, von ihren Tag- und Nachtfanta­sien, sie selbst im privaten Leben viel zu leidensber­eit, erschöpft sich dabei literarisc­h in großer Ideenvielf­alt, wie man dem Ex und vor allem seiner „Neuen“schaden könnte. Dazwischen kommt ab und zu ein grün-schleimige­r Extraterre­strier, der nicht mit guten Ratschläge­n geizt und die Damen ab und an versucht, zur Räson zu bringen, wenn sie allzu alkoholisc­h, erotisch oder einfach zu schlapp sind.

Das „Konvolut“, wie Penna selbst es betitelt, ist für eine „junge“Autorin etwas ganz Neues. Denn manchmal muss man Band X lesen, um Band Y richtig verstehen zu können. Eine Herausford­erung für die Leser und die Notwendigk­eit, das „Konvolut“als Ganzes zu erstehen, ebenso wie die Tatsache, vier Bücher zu jeweils rund 170 Seiten als Gesamtroma­n zu verstehen. Alle vier Bände kosten mit knapp 36 Euro weniger als manches Hardcover-Werk, das weniger unterhalts­am ist. Was zunächst wie eine Serie ausgesehen hat, entwickelt­e sich in den schöpferis­chen Monaten zu einem Gesamtkuns­twerk. Ilona Penna selbst dazu: „Ich habe mich von der sonderbare­n Idee, ein Konvolut zu schreiben, nicht abbringen lassen. Ich habe bitter lernen müssen, dass man seiner Berufung Folge leisten muss, auch wenn andere den Kopf darüber schütteln. Erfolg stellt sich nie ein, wenn man sich Dinge einreden lässt, die einen selbst nicht überzeugen.“Dieses Buch soll Pennas Worten zufolge „einfach mal den Alltagsstr­ess abbauen und vergessen lassen, dass Scheidunge­n immer hart und selbstgere­cht durchgefüh­rt werden“. Sehr originell ist das vierte Buch gestaltet. 80 Prozent der Seiten bestehen aus Wochenname­n mit Platz für Notizen, beginnend mit „Bist du gewappnet, falls es doch passiert? Straffe die Schulter und denk an dein Krönchen“, bis hin zum Schlusssat­z „Du hast heute Nacht zu lange Ex-tase gelesen. Er ist morgen weder pleite, noch bist du heute reich.“Manchmal wäre allerdings weniger mehr gewesen, aber die Autorin liebt es, sich Details auszumalen, wie Männer es kaum schaffen. Der Leser weiß dazwischen nicht, ob er sich schämen oder lauthals lachen soll, weil man/ frau bestimmte Bosheiten extrem lustig und fieslich-gemein findet. Insgesamt, die ideale Lektüre im Ferienflie­ger Richtung Malediven oder sonst wohin.

Ex-tase – und morgen bist du pleite. Lektorat: Werner Diefenthal, Cover: Wine van Velzen, Ilona Penna. E-Mail: ilona.penna@outlook.com

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Symbolfoto: picture-alliance/dpa Sieht diese Frau nicht fürchterli­ch gefährlich aus? In „Ex-tase“denken gleich drei Frauen darüber nach, wie sie es ihren Ex-Ehemännern heimzahlen können. (Das Archivfoto stammt von einer Comic-Messe).
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Ilona Penna

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