Die gnadenlose Rache verlassener Frauen
Buchbesprechung „Ex-tase – und morgen bist du pleite“heißt das neue Werk der früheren Dillingerin Ilona Penna
„Oh ich werde auf den Rat meiner Freundin hören, doch ein kleines Späßchen sollte schon noch sein … Sobald mein Urlaub vorüber ist, werde ich mal im Giftschrank der Klinik nach einem Anaphrodisiakum, idiotendeutsch Hängolin, Ausschau halten. So zähmt man doch auch die Insassen in Gefängnissen oder hat es zu früheren Zeiten bei Soldaten getan. Ist ja nur zum Besten für meinen Blacky-Hasen. So verausgabt er sich auch nicht auf seinem Hasimausilein, und hat noch ein paar Jährchen vor sich, um mich, seine arme, vom Leben hart bestrafte Ex-Frau, schön zu versorgen …“
Dillingen/Arnschwang Rache, das ist die Hauptmotivation im neuesten Werk von Ilona Penna, einer gebürtigen Heidenheimerin (geb. 1964), die in Dillingen (1972) wohnte, bevor sie sich für 20 Jahre mit ihrer Familie in Holzheim niederließ. Heute lebt sie in Arnschwang in der Oberpfalz. Emotionen sind schon seit jeher die Triebkraft im Oeuvre Pennas. „Actias“, ihr Psychothriller, beschrieb ebenso eindrucksvoll wie verstörend die Obsession einer gequälten, nach Rache sinnenden Seele. Jetzt wird es zwar wesentlich unterhaltsamer und amüsanter, trotzdem weiß die Mutter von sechs Kindern auch diesmal wieder Emotionen trefflich in Worte zu fassen. Laut Klappentext geht es in „Ex-tase“um die Frage, ob „frau“nach einer Scheidung dem Leben wirklich noch Gutes abgewinnen kann.
Die drei unterschiedlich alten und unterschiedlich proportionierten Frauen Karla, Rita und Josy werden zufällig am selben Tag in völlig verschiedenen Orten Deutschlands geschieden, treffen sich ebenso zufällig zum Rache- und Erholungsurlaub auf Kosten ihrer Ex auf den Malediven und schmieden dort ihre ebenso trotzigen wie zunächst hilflosen, später sehr erfolgreichen Rachepläne. Denn etwas ganz Entscheidendes vereint die drei Heroinnen: Obwohl mit äußerst vermögenden Gatten gesegnet, bekommen sie keinen Cent Unterhalt. Bilanzfälschung vermutet die eine, falsche Atteste die andere. Egal, die Richter jedenfalls meinen, die Damen könnten künftig für sich selbst sorgen. Aus der Traum von der satten Abfindung oder der üppigen monatlichen Apanage.
Die Geschichte der drei ist als vierbändige Folge angelegt. Der erste Roman und die folgenden sind jeweils klar gegliedert nach den einzelnen Protagonistinnen, die jeweils ihr Trennungsjahr und ihren Scheidungstag beschreiben und vor allem, was sie dazwischen an Gemeinheiten alles erfunden haben. Da schreibt eine, selbst geschieden, von ihren Tag- und Nachtfantasien, sie selbst im privaten Leben viel zu leidensbereit, erschöpft sich dabei literarisch in großer Ideenvielfalt, wie man dem Ex und vor allem seiner „Neuen“schaden könnte. Dazwischen kommt ab und zu ein grün-schleimiger Extraterrestrier, der nicht mit guten Ratschlägen geizt und die Damen ab und an versucht, zur Räson zu bringen, wenn sie allzu alkoholisch, erotisch oder einfach zu schlapp sind.
Das „Konvolut“, wie Penna selbst es betitelt, ist für eine „junge“Autorin etwas ganz Neues. Denn manchmal muss man Band X lesen, um Band Y richtig verstehen zu können. Eine Herausforderung für die Leser und die Notwendigkeit, das „Konvolut“als Ganzes zu erstehen, ebenso wie die Tatsache, vier Bücher zu jeweils rund 170 Seiten als Gesamtroman zu verstehen. Alle vier Bände kosten mit knapp 36 Euro weniger als manches Hardcover-Werk, das weniger unterhaltsam ist. Was zunächst wie eine Serie ausgesehen hat, entwickelte sich in den schöpferischen Monaten zu einem Gesamtkunstwerk. Ilona Penna selbst dazu: „Ich habe mich von der sonderbaren Idee, ein Konvolut zu schreiben, nicht abbringen lassen. Ich habe bitter lernen müssen, dass man seiner Berufung Folge leisten muss, auch wenn andere den Kopf darüber schütteln. Erfolg stellt sich nie ein, wenn man sich Dinge einreden lässt, die einen selbst nicht überzeugen.“Dieses Buch soll Pennas Worten zufolge „einfach mal den Alltagsstress abbauen und vergessen lassen, dass Scheidungen immer hart und selbstgerecht durchgeführt werden“. Sehr originell ist das vierte Buch gestaltet. 80 Prozent der Seiten bestehen aus Wochennamen mit Platz für Notizen, beginnend mit „Bist du gewappnet, falls es doch passiert? Straffe die Schulter und denk an dein Krönchen“, bis hin zum Schlusssatz „Du hast heute Nacht zu lange Ex-tase gelesen. Er ist morgen weder pleite, noch bist du heute reich.“Manchmal wäre allerdings weniger mehr gewesen, aber die Autorin liebt es, sich Details auszumalen, wie Männer es kaum schaffen. Der Leser weiß dazwischen nicht, ob er sich schämen oder lauthals lachen soll, weil man/ frau bestimmte Bosheiten extrem lustig und fieslich-gemein findet. Insgesamt, die ideale Lektüre im Ferienflieger Richtung Malediven oder sonst wohin.
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Ex-tase – und morgen bist du pleite. Lektorat: Werner Diefenthal, Cover: Wine van Velzen, Ilona Penna. E-Mail: ilona.penna@outlook.com