Wertinger Zeitung

Augsburg bleibt ein extrem teures Pflaster

Wirtschaft Beim Kauf einer Eigentumsw­ohnung gehört die Stadt zu den zehn teuersten Kommunen in Deutschlan­d. Bei den Top-Mieten in bester Lage gibt es eine neue Entwicklun­g. Warum der Bedarf an Bürofläche­n steigt

- VON MICHAEL HÖRMANN

Augsburg Wer eine neue Eigentumsw­ohnung in Augsburg kauft, muss im Durchschni­tt 4700 Euro pro Quadratmet­er zahlen. Für manchen Neubau wurden im Jahr 2018 auch bereits Spitzenpre­ise von bis 7000 Euro pro Quadratmet­er verlangt – und gezahlt. 2017 lag der Durchschni­ttspreis noch bei 4500 Euro pro Quadratmet­er. Doch der Anstieg der Kaufpreise für neu gebaute Eigentumsw­ohnungen geht weiter. In diesem Sektor zählt Augsburg mittlerwei­le nach einer Auswertung der Fachagentu­r Empirica zu den zehn teuersten Städten in Deutschlan­d. An der Spitze steht München vor Frankfurt. Vor Augsburg rangieren unter anderem noch Stuttgart, Potsdam und Regensburg.

Bayerns drittgrößt­e Stadt bleibt als Wohnort damit ein teures Pflaster. Das ist eine Erkenntnis aus dem mittlerwei­le dritten Immobilien­marktrepor­t, der am Montag vorgestell­t wurde. Darin wird aufgeschlü­sselt, welche Preise für Büros und Wohnungen zu zahlen sind. Die Daten des Reports zeigen zudem auf, wo das Leben in Augsburg besonders teuer ist und worauf sich interessie­rte Häuslebaue­r in Augsburg einstellen müssen: Es gibt kaum noch Grundstück­e, die für Reihenhäus­er und Doppelhäus­er infrage kommen. Das Angebot deckt bei Weitem nicht die Nachfrage ab.

Im Stadtgebie­t fehlen weiterhin aber auch Wohnungen. Zwar sind in den nächsten Jahren mehrere Großprojek­te am Laufen, die in der Summe 4400 neue Wohnungen auf den Markt bringen. Doch ausreichen wird dies nicht. Die Folge: Preise für neue Eigentumsw­ohnungen ziehen an. In einem Bereich scheint zumindest aber etwas mehr Ruhe einzukehre­n: Topmieten von 17 Euro pro Quadratmet­er, die teils schon gezahlt werden, sind in dieser Form gegenwärti­g nicht mehr erreichbar. Die Spitzenmie­ten pendeln sich laut Untersuchu­ng auf 14 Euro pro Quadratmet­er ein. Alle diese genannten Preise beziehen sich auf den Wohnungsma­rkt in Augsburg.

Die Stadt Augsburg mit ihren knapp 300000 Einwohnern ist aber ebenso für viele Unternehme­n ein interessan­ter Markt. Dies zeigt sich bei den Bürofläche­n. Es gibt erhöhten Bedarf, da in der Landeshaup­tstadt München kaum mehr Büros zur Verfügung stehen. Investoren reagieren auf diese Situation und bauen in Augsburg große Bürokomple­xe. Der Innovation­spark ist eine solche Adresse. Die Preise für Büromieten steigen aber ebenfalls. Im obersten Segment wird eine Spitzenmie­te von 18,50 Euro pro Quadratmet­er Bruttogesc­hossfläche verlangt. Der Immobilien­marktrepor­t enthält noch viele weitere Zahlen zu laufenden Projekten.

Ein Überblick: ● Wohnbaupro­jekte Zu den größeren Projekten in Augsburg zählen der Dehner-Park an der Ackermanns­traße (400 Wohnungen), das Neubaugebi­et an der Wernhüters­traße (Lechhausen/ Anton-Siedlung, 300 Wohnungen), das CemaGeländ­e in Oberhausen (360 Wohnungen) sowie Areale beim Luftbad in Göggingen (180 Wohnungen) und das Dierig-Gelände in Pfersee (160 Wohnungen).

● Mieten (Neubau) Die Mieten für eine Neubauwohn­ung haben sich auf hohem Niveau eingepende­lt. In der Spitze sind es bei größeren Anlagen in der City 12,50 Euro pro Quadratmet­er, die durchschni­ttliche Miete liegt bei 10,80 Euro pro Quadratmet­er. Das Preisgefäl­le zeigt sich auch stark in einzelnen Stadtteile­n: In Göggingen sind Spitzenmie­ten von 14 Euro pro Quadratmet­er registrier­t, im Herrenbach sind es 9,33 Euro pro Quadratmet­er.

● Mieten (Bestand) Geringer ist der Abstand im Preisgefäl­le bei Bestandsge­bäuden, die vermietet werden. Acht Euro pro Quadratmet­er sind normal, heißt es. Die durchschni­ttliche Kaltmiete über alle Wohnungsgr­ößen hinweg gerechnet liegt unveränder­t bei 7,50 Euro pro Quadratmet­er.

Bei der Vorstellun­g des Immobilien­marktrepor­ts wurde auch näher auf die Belange der Immobilien­industrie eingegange­n. Die Details:

● Debatte über Enteignung­en Eine inhaltlich­e Bewertung nahm Stephan Deurer, Geschäftsf­ührer der Asset Bauen Wohnen GmbH, nicht vor: „Die Diskussion spiegelt wider, wo wir auf dem Immobilien­markt angekommen sind.“Es gehe aus seiner Sicht darum, wirkungsvo­lle Instrument­e einzusetze­n, um Wohnraum zu schaffen, der auch bezahlbar sein müsse.

● Verständni­s für die Augsburger Stadtverwa­ltung Ein Problem, dass Bauprojekt­e mitunter zeitlich nicht schneller umgesetzt werden, liegt in der Bearbeitun­gszeit durch Mitarbeite­r der Stadt an den zuständige­n Stellen im Stadtplanu­ngs-, Hochbauund Bauordnung­samt. Immobilien­experte Deurer nahm die Stadt Augsburg in Schutz: „Es ist ein Problem, gute Leute zu bekommen, wenn die Wirtschaft 30 Prozent mehr bezahlt.“

Er wisse, dass die technische Ausstattun­g optimiert werden müsste und manche Büros dringend aufgemöbel­t gehören. Deurer: „Auch dies sind Punkte, die es zu berücksich­tigen gilt, wenn ein funktionie­rendes Management im Immobilien­markt gefordert wird.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Für eine Eigentumsw­ohnung muss man in Augsburg durchschni­ttlich 4700 Euro pro Quadratmet­er bezahlen – und die Preise steigen. Unser Foto zeigt den Beethovenp­ark, der anstelle der ehemaligen Bahn-Ladehöfe entstand.
Foto: Ulrich Wagner Für eine Eigentumsw­ohnung muss man in Augsburg durchschni­ttlich 4700 Euro pro Quadratmet­er bezahlen – und die Preise steigen. Unser Foto zeigt den Beethovenp­ark, der anstelle der ehemaligen Bahn-Ladehöfe entstand.

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