Augsburg bleibt ein extrem teures Pflaster
Wirtschaft Beim Kauf einer Eigentumswohnung gehört die Stadt zu den zehn teuersten Kommunen in Deutschland. Bei den Top-Mieten in bester Lage gibt es eine neue Entwicklung. Warum der Bedarf an Büroflächen steigt
Augsburg Wer eine neue Eigentumswohnung in Augsburg kauft, muss im Durchschnitt 4700 Euro pro Quadratmeter zahlen. Für manchen Neubau wurden im Jahr 2018 auch bereits Spitzenpreise von bis 7000 Euro pro Quadratmeter verlangt – und gezahlt. 2017 lag der Durchschnittspreis noch bei 4500 Euro pro Quadratmeter. Doch der Anstieg der Kaufpreise für neu gebaute Eigentumswohnungen geht weiter. In diesem Sektor zählt Augsburg mittlerweile nach einer Auswertung der Fachagentur Empirica zu den zehn teuersten Städten in Deutschland. An der Spitze steht München vor Frankfurt. Vor Augsburg rangieren unter anderem noch Stuttgart, Potsdam und Regensburg.
Bayerns drittgrößte Stadt bleibt als Wohnort damit ein teures Pflaster. Das ist eine Erkenntnis aus dem mittlerweile dritten Immobilienmarktreport, der am Montag vorgestellt wurde. Darin wird aufgeschlüsselt, welche Preise für Büros und Wohnungen zu zahlen sind. Die Daten des Reports zeigen zudem auf, wo das Leben in Augsburg besonders teuer ist und worauf sich interessierte Häuslebauer in Augsburg einstellen müssen: Es gibt kaum noch Grundstücke, die für Reihenhäuser und Doppelhäuser infrage kommen. Das Angebot deckt bei Weitem nicht die Nachfrage ab.
Im Stadtgebiet fehlen weiterhin aber auch Wohnungen. Zwar sind in den nächsten Jahren mehrere Großprojekte am Laufen, die in der Summe 4400 neue Wohnungen auf den Markt bringen. Doch ausreichen wird dies nicht. Die Folge: Preise für neue Eigentumswohnungen ziehen an. In einem Bereich scheint zumindest aber etwas mehr Ruhe einzukehren: Topmieten von 17 Euro pro Quadratmeter, die teils schon gezahlt werden, sind in dieser Form gegenwärtig nicht mehr erreichbar. Die Spitzenmieten pendeln sich laut Untersuchung auf 14 Euro pro Quadratmeter ein. Alle diese genannten Preise beziehen sich auf den Wohnungsmarkt in Augsburg.
Die Stadt Augsburg mit ihren knapp 300000 Einwohnern ist aber ebenso für viele Unternehmen ein interessanter Markt. Dies zeigt sich bei den Büroflächen. Es gibt erhöhten Bedarf, da in der Landeshauptstadt München kaum mehr Büros zur Verfügung stehen. Investoren reagieren auf diese Situation und bauen in Augsburg große Bürokomplexe. Der Innovationspark ist eine solche Adresse. Die Preise für Büromieten steigen aber ebenfalls. Im obersten Segment wird eine Spitzenmiete von 18,50 Euro pro Quadratmeter Bruttogeschossfläche verlangt. Der Immobilienmarktreport enthält noch viele weitere Zahlen zu laufenden Projekten.
Ein Überblick: ● Wohnbauprojekte Zu den größeren Projekten in Augsburg zählen der Dehner-Park an der Ackermannstraße (400 Wohnungen), das Neubaugebiet an der Wernhüterstraße (Lechhausen/ Anton-Siedlung, 300 Wohnungen), das CemaGelände in Oberhausen (360 Wohnungen) sowie Areale beim Luftbad in Göggingen (180 Wohnungen) und das Dierig-Gelände in Pfersee (160 Wohnungen).
● Mieten (Neubau) Die Mieten für eine Neubauwohnung haben sich auf hohem Niveau eingependelt. In der Spitze sind es bei größeren Anlagen in der City 12,50 Euro pro Quadratmeter, die durchschnittliche Miete liegt bei 10,80 Euro pro Quadratmeter. Das Preisgefälle zeigt sich auch stark in einzelnen Stadtteilen: In Göggingen sind Spitzenmieten von 14 Euro pro Quadratmeter registriert, im Herrenbach sind es 9,33 Euro pro Quadratmeter.
● Mieten (Bestand) Geringer ist der Abstand im Preisgefälle bei Bestandsgebäuden, die vermietet werden. Acht Euro pro Quadratmeter sind normal, heißt es. Die durchschnittliche Kaltmiete über alle Wohnungsgrößen hinweg gerechnet liegt unverändert bei 7,50 Euro pro Quadratmeter.
Bei der Vorstellung des Immobilienmarktreports wurde auch näher auf die Belange der Immobilienindustrie eingegangen. Die Details:
● Debatte über Enteignungen Eine inhaltliche Bewertung nahm Stephan Deurer, Geschäftsführer der Asset Bauen Wohnen GmbH, nicht vor: „Die Diskussion spiegelt wider, wo wir auf dem Immobilienmarkt angekommen sind.“Es gehe aus seiner Sicht darum, wirkungsvolle Instrumente einzusetzen, um Wohnraum zu schaffen, der auch bezahlbar sein müsse.
● Verständnis für die Augsburger Stadtverwaltung Ein Problem, dass Bauprojekte mitunter zeitlich nicht schneller umgesetzt werden, liegt in der Bearbeitungszeit durch Mitarbeiter der Stadt an den zuständigen Stellen im Stadtplanungs-, Hochbauund Bauordnungsamt. Immobilienexperte Deurer nahm die Stadt Augsburg in Schutz: „Es ist ein Problem, gute Leute zu bekommen, wenn die Wirtschaft 30 Prozent mehr bezahlt.“
Er wisse, dass die technische Ausstattung optimiert werden müsste und manche Büros dringend aufgemöbelt gehören. Deurer: „Auch dies sind Punkte, die es zu berücksichtigen gilt, wenn ein funktionierendes Management im Immobilienmarkt gefordert wird.“