Wertinger Zeitung

„Wir hatten keine Lösungen“

FC Augsburg Jeffrey Gouweleeuw reagiert tief enttäuscht auf das 0:4 gegen Hoffenheim

- VON JOHANNES GRAF

Augsburg Als Jeffrey Gouweleeuw am vergangene­n Sonntag im Nachgang das ernüchtern­de 0:4 (0:1) gegen die TSG Hoffenheim einordnen sollte, runzelte er die Stirn. Das macht der Niederländ­er oft, diesmal jedoch wirkten die Furchen tiefer als üblich. Das Gebotene hatte ihn selbst überrascht, derart chancenlos hatte der Verteidige­r des FC Augsburg seine Mannschaft nicht erwartet. Innerhalb einer Woche hat der FCA in der Fußball-Bundesliga zwei Mal deutlich verloren. Nur den Unzulängli­chkeiten anderer Konkurrent­en im Abstiegska­mpf haben es die Augsburger zu verdanken, dass sie nicht in einer noch schwierige­ren Lage stecken.

Gouweleeuw ist nicht nur ein Mann der Tat auf dem Platz, ebenso ist er im FCA-Team einer der wenigen, der Missstände ehrlich anspricht. Den Hauptgrund für die Niederlage sah er in den taktischen Umstellung­en. „Wir hatten von Anfang an keine Ahnung, was wir machen. Ich hatte auf dem Platz nie das Gefühl, dass wir etwas erreichen können“, betonte Gouweleeuw. „Wir hatten keine gemeinsame Idee.“Manuel Baum rechtferti­gte seine Umstellung­en damit, dass er den Spielern helfen wollte, in die Zweikämpfe zu kommen.

Begonnen hatten die Augsburger mit einer Dreierkett­e, später stellte Baum auf Viererkett­e um, zudem nahm er nach nicht einmal einer halben Stunde den überforder­ten Reece Oxford vom Platz. Zwischenze­itlich bekleidete Jonathan Schmid die Spielmache­rposition. Mitunter verloren die Augsburger den Überblick, was von ihnen erwartet wurde. Früh attackiere­n oder nicht. So beschrieb es Gouweleeuw: „Wenn wir in der ersten Halbzeit drei Mal umstellen müssen, zeigt das, dass etwas nicht klappt. Jedes Mal, wenn wir umgestellt haben, war das nicht besser. Wir hatten keine Lösungen.“

Ungehinder­t inszeniert­en die Hoffenheim­er ihre Angriffe, Augsburgs Abwehrspie­ler mussten den Missstand verwalten. Gouweleeuw bemüht den Augsburger Leitspruch: „Wir gewinnen zusammen, wir verlieren zusammen.“Was er aber vor allem erwartete, war eine zielführen­de Analyse. Zur Tagesordnu­ng wollte der 27-Jährige nicht übergehen. Er beschwerte sich über mangelnde Unterstütz­ung, über fehlende Zusammenar­beit auf dem Platz, über unterschie­dliche Vorgehensw­eisen der Mannschaft­steile. Ähnlich hatte es Rani Khedira nach dem 0:3 in Nürnberg formuliert. Unter anderem hatte er gesagt, jeder mache, was er wolle, und fügte hinzu: „Vielleicht braucht der eine oder andere mal einen Anschiss.“Kritiker Khedira fehlte diesmal wegen muskulärer Probleme, in Gouweleeuw hatte er einen Bruder im Geiste. „Wir haben überhaupt keine Stabilität“, sagte Gouweleeuw.

Sechs Spiele bleiben dem FC Augsburg, um den Abstieg zu vermeiden. Vier Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegation­splatz, acht Punkte auf den ersten Abstiegspl­atz. Fortwähren­d profitiere­n die Augsburger davon, dass die Konkurrent­en aus dem unteren Tabellendr­ittel ähnlich schwach auftreten, der Kampf gegen den Abstieg gleicht einem Schneckenr­ennen. Gouweleeuw weiß das. „Wir haben so viel Glück bis jetzt, das ist der Wahnsinn. Aber wir können nicht erwarten, dass das jede Woche so ist.“Im Endspurt könnte die Tordiffere­nz von entscheide­nder Bedeutung sein. Gouweleeuw ärgerte sich, dass noch die Gegentore drei und vier fielen. Er wollte aus einer gesicherte­n Defensive heraus Angriffe einleiten.

Die aktive Fanszene hatte die Spieler trotz ihres blutleeren Auftritts nach Spielschlu­ss mit Applaus aufgemunte­rt, andere Zuschauer hatten ihren Unmut durch Pfiffe ausgelebt. Für Gouweleeuw nachvollzi­ehbar. „Die Fans haben absolut recht. Was wir heute gemacht haben, das verdienen sie nicht.“

Der Niederländ­er hatte drei Monate lang nicht gespielt, nun innerhalb von acht Tagen drei Mal. Leicht sei das für ihn nicht zu verarbeite­n, gestand er. Damit meinte er nicht nur seine Muskeln, Sehnen und Gelenke. Vor allem im Kopf dürfte diese Niederlage Spuren hinterlass­en haben.

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Foto: U. Wagner Jeffrey Gouweleeuw

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