Wertinger Zeitung

Eine Straße, zwei Umfragen – und jetzt?

Sitzung 2017 wurde die Kreisstraß­e nach Sonderheim saniert. Einige Bürger im Ortsteil klagen seither über eine massive Verschlech­terung

- VON SIMONE BRONNHUBER

Höchstädt/Sonderheim 28 Bürger wünschen sich Verkehrsin­seln an beiden Ortseingän­gen, 27 könnten auch mit einer Zone 30 leben. Insgesamt 36 Menschen plädieren dagegen für die Wiederhers­tellung der kompletten Straße mit normalen Asphalt. Und 38 Sonderheim­er wollen, dass an dieser Stelle in ihrem Ort vermehrt Geschwindi­gkeitskont­rollen stattfinde­n. Das sind die Ergebnisse einer Umfrage, die Karlheinz Hitzler in dem kleinen Höchstädte­r Stadtteil gestartet hat. Die entspreche­nden Unterschri­ftenlisten und Auswertung­en liegen am Montagaben­d bei der Stadtratsi­tzung aus. Bürgermeis­ter Gerrit Maneth hat die drei DinA4-Seiten vor Beginn der öffentlich­en Sitzung an die Räte verteilt – zur Informatio­n als vorletzten Tagesordnu­ngspunkt. Diskutiere­n und Details besprechen, will er aber in der nächsten Hauptaussc­husssitzun­g. „Da gehört das Thema hin“, sagt Maneth. Aber so schnell geht es am Montag dann doch nicht.

Um was geht es? Am 14. August 2017 wurde die Kreisstraß­e DLG 23 von Höchstädt nach Sonderheim saniert, Baulastträ­ger ist der Landkreis Dillingen. Eine sogenannte Oberfläche­nbehandlun­g wurde durchgefüh­rt. Dazu wurde die Straße erst mit Bitumen aufgesprit­zt und dann mit Splittabst­reuung fertiggest­ellt. Ein Verfahren. Auch im Landkreis. Aber innerorts? Zumindest stellt sich Karlheinz Hitzler die Frage, „ob wir in Sonderheim andere Menschen sind“. So formuliert er es in einem Schreiben, das er offiziell an Bürgermeis­ter Maneth, die Stadträte und Landrat Leo Schrell übergibt. Denn laut Hitzler, der selbst vier Jahre Mitglied im Stadtrat war, wurde die Bitumensch­icht „seltsamerw­eise auch innerorts in der Höchstädte­r und Blindheime­r Straße vollzogen. Dieses Verfahren gibt es in sonst keiner Gemeinde im Landkreis innerorts“. Das Problem: Durch diese Deckschich­t sei die Geräuschku­lisse massiv angestiege­n, die Straße habe sich dadurch verschlech­tert, so Hitzler. Das komme vor allem dadurch, dass die Autofahrer viel zu schnell durch Sonderheim rasen und das Verkehrsau­fkommen immer mehr ansteige. „Das sind eindeutige Ergängiges gebnisse der Verkehrsme­ssung im Jahr 2017. Die Auswertung zeigt, dass mehr als die Hälfte der Fahrzeugfü­hrer zu schnell sind“, erläutert Hitzler im Gespräch mit unserer Zeitung. Spitzenwer­te von 128 Kilometer pro Stunde wurden demnach innerorts gemessen. Deshalb forderte er schon in der Bürgervers­ammlung Ende 2018, dass etwas passieren müsse. „Die schnellen, vielen Autos und der Lärm sind eine Belastung für uns Anlieger“, sagt Hitzler. Bis heute habe er aber keine Reaktion seitens der Stadt erhalten. Auch nicht von seiner Nachfolger­in im Stadtrat und Ortsteilre­ferentin Annett Jung. „Nach der Bürgervers­ammlung hat sie einen Zettel mit einer Umfrage verteilt. Aber von den Ergebnisse­n wissen wir bis heute nichts“, sagt Hitzler. Deshalb sei er selbst aktiv geworden.

Und das stößt im Stadtrat am Montag vor allem Annett Jung auf. Sie sagt: „Ich bin die Stadtteilr­eferentin von Sonderheim und weiß von dieser Aktion nichts. Und ich möchte vorausschi­cken: Während seiner Zeit als Stadtrat wurde die Straße entschiede­n, und wir haben in Sonderheim wenig von ihm gehört.“Zudem kritisiert sie, dass die 39 Unterschri­ften, die Hitzler gesammelt hat, alle von Anliegern an der Straße und nicht vom gesamten Ort sind. „Dann würde das Ergebnis vielleicht anders ausschauen. Aber im Schnitt komme ich mit meiner Umfrage auf die gleichen Ergebnisse“, schildert Jung. Ihr ist es wichtig, zu betonen, dass sie direkt nach der besagten Bürgervers­ammlung aktiv wurde.

Rathausche­f Gerrit Maneth bestätigt sie: „Aufgrund deiner Aktivitäte­n können wir im Mai auch die Ergebnisse vorlegen.“Er betont, dass er das Schreiben von Hitzler erst am vergangene­n Freitag erhalten habe und es deshalb so kurzfristi­g auf der Tagesordnu­ng steht. „Es ist nur eine Info und die ist wichtig und öffentlich. Alle anderen Entscheidu­ngen treffen wir im Hauptaussc­huss“, so Maneth.

Trotzdem sagt Stadtrat Simon Wetschenba­cher (Umland): „Ich finde es nicht okay, dass wir davon im Vorfeld nichts gewusst haben.“Und Jakob Kehrle (FW) kommentier­t die Ausführung­en seiner Kollegin Jung so: „Ich kenne Karlheinz als rührigen Stadtrat. Ich finde es nicht fair, was du jetzt machst.“Dritter Bürgermeis­ter Hans Mesch versucht, zusammenzu­fassen: „Wenn ich es richtig sehe, haben wir zwei Umfragen mit der gleichen Richtung. Wir haben Verhandlun­gsbedarf und dabei darf sich der Landkreis auch nicht aus der Verantwort­ung ziehen.“

Tut er nicht – zumindest, und so bestätigt es gestern Sprecher Peter Hurler auf Nachfrage, habe das Landratsam­t bereits reagiert. „Die Stadt Höchstädt hat sich bereits Ende vergangene­n Jahres aufgrund von Anregungen in den Bürgervers­ammlungen unter anderem mit dem Anliegen an den Landkreis gewandt, im Bereich der Ortsdurchf­ahrt Sonderheim einen lärmminder­nden Straßenbel­ag aufzubring­en. Zudem hatten Sonderheim­er Bürger die Herstellun­g von Verkehrsin­seln an den Ortseingän­gen als verkehrsbe­ruhigende Maßnahme unter Kostenbete­iligung des Landkreise­s angeregt.

 ?? Foto: Simone Bronnhuber ?? 2017 wurde die Kreisstraß­e von Höchstädt nach Sonderheim saniert und in diesem Zuge auch die Ortsstraße in Sonderheim mitgemacht. Dadurch, so klagen einige Bürger, sei der Lärmpegel enorm angestiege­n.
Foto: Simone Bronnhuber 2017 wurde die Kreisstraß­e von Höchstädt nach Sonderheim saniert und in diesem Zuge auch die Ortsstraße in Sonderheim mitgemacht. Dadurch, so klagen einige Bürger, sei der Lärmpegel enorm angestiege­n.

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