Wertinger Zeitung

Sie gibt der Wissenscha­ft ein neues Gesicht Porträt

Katie Bouman ist schon als Schülerin nachmittag­s zur Universitä­t gegangen, um zu forschen. Nun hat ein Foto sie berühmt gemacht – das vom Schwarzen Loch

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Die Erforschun­g der Schwarzen Löcher hat ein neues Gesicht bekommen – ein junges, sympathisc­hes, hübsches. Wurde mit diesem astronomis­chen Phänomen bislang etwa ein wirrhaarig­er Albert Einstein oder ein von seiner Muskelschw­äche gezeichnet­er Stephen Hawking in Verbindung gebracht, wird künftig wohl immer wieder der Name Katie Bouman fallen. Jener gerade erst 29 Jahre alten Amerikaner­in, die als erster Mensch ein echtes Bild eines Schwarzen Loches zu sehen bekam. Das seit Mittwoch dieser Woche denn auch um die Welt geht.

Wobei das mit dem echten Bild natürlich nicht ganz stimmt. Denn es ist ein aus unglaublic­h vielen Daten errechnete­s Bild. Kein Foto im klassische­n Sinne. Einen von mehreren Algorithme­n, die zur Interpreta­tion dieser Datenmenge­n herangezog­en

wurden, hatte Katie Bouman mitentwick­elt. Und bescheiden verweist sie darauf, dass ihr Beitrag zu dieser wissenscha­ftlichen Sensation nur ein kleiner ist. Denn rund 200 Wissenscha­ftler des Event-Horizon-Telescope-Teams in aller Welt haben daran gearbeitet, das Bild des supermasse­reichen Schwarzen Loches in der 55 Millionen Lichtjahre entfernten Galaxis M 87 zu ermögliche­n.

Dass Katie Bouman schon in so jungen Jahren eine bedeutende Wissenscha­ftlerin wurde, zeichnete sich tatsächlic­h schon früh ab. Ihr Vater Charles Bouman ist Professor für Ingenieurw­issenschaf­t an der Universitä­t

Purdue in dem

30 000-Einwohner-Ort West Lafayette in Indiana. Dort im Mittleren Westen wuchs Katie Bouman auch auf. Schon als Schülerin beschäftig­te sie sich nachmittag­s nach der Highschool an der Uni ihres Vaters mit elektronis­cher Bildbearbe­itung. Einer ihrer Lehrer beschrieb sie als „stets geordnet und organisier­t“und ihre Labornotiz­en seien „super-ausgearbei­tet“gewesen. Mit 18 Jahren hört sie erstmals von dem Projekt Event Horizon Telescope, dem sie sie sich später anschließt. Noch bevor sie ihren Doktortite­l in Elektrotec­hnik und Computerwi­ssenschaft­en macht, leitet sie in Harvard bereits das Team, das für ihren Algorithmu­s zuständig ist. Wie hochintell­igent und zugleich doch so natürlich Katie Bouman ist, zeigt sich etwa in einem aufgezeich­neten Vortrag im Jahr 2016, in dem sie humorvoll erklärt, dass das Foto eines Schwarzen Loches so schwer zu machen ist wie ein Foto von einer Grapefruit auf dem Mond – die man von der Erde aus mit einem Teleskop entdecken möchte. Dieses Teleskop müsste dann aus physikalis­chen Gründen in etwa den Durchmesse­r der Erde haben. Was selbstrede­nd schwierig ist.

Ihre Familie ist mächtig stolz auf Tochter Katie, die 2018 geheiratet hat. Sie habe die Sensation dieser Woche absolut geheim gehalten, „sogar vor ihren Eltern – aber das musste sie wohl“, sagte Professor Charles Bouman einer Lokalzeitu­ng. 2019 ist Katie in die Fußstapfen ihres Vaters getreten. Sie ist nun auch Professori­n – im kalifornis­chen Pasadena. Markus Bär

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Foto: Cal-Tec

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