Wertinger Zeitung

In den USA warten viele auf Assange

Demokraten und Republikan­er hoffen auf Auslieferu­ng

- VON KARL DOEMENS

Washington Hillary Clinton verbarg ihren Groll hinter einem trockenen Scherz. „Es entbehrt nicht der Ironie, dass Assange der einzige Ausländer ist, den diese Regierung in den USA willkommen heißen würde“, kommentier­te die einstige Präsidents­chaftskand­idatin der Demokraten die Festnahme des Wikileaks-Gründers in London. Ihren Kontrahent­en Donald Trump hingegen befiel am Donnerstag ein plötzliche­r Gedächtnis­schwund: „Ich weiß nichts über Wikileaks“, behauptete der US-Präsident, obwohl er die Enthüllung­splattform im Wahlkampf 2016 mindestens 145 Mal zitiert hatte.

Noch ist offen, ob Großbritan­nien dem amerikanis­chen Auslieferu­ngsantrag für Julian Assange nachkommt. Die US-Justiz wirft dem 47-Jährigen eine Verschwöru­ng mit der Whistleblo­werin Chelsea Manning zum Eindringen in die Pentagon-Computer 2010 vor. Doch politisch brisanter ist Assanges Rolle bei der Veröffentl­ichung vertraulic­her E-Mails der Clinton-Kampagne 2016. Die Festnahme des Wikileaks-Gründers könnte „ein Schlüssel zur Aufklärung der verblieben­en Geheimniss­e um die Russen, die Trump-Kampagne und eine Verschwöru­ng zur Wahlmanipu­lation“sein, meint die New York Times.

Im Juni 2016 hatte Assange die Veröffentl­ichung geheimer E-Mails aus dem Umfeld von Clinton angekündig­t. Tatsächlic­h wurden tausende Nachrichte­n nach Erkenntnis­sen von US-Behörden von russischen Geheimdien­stoffizier­en gestohlen, die dazu in die Rechner der Demokratis­chen Partei und das persönlich­e Postfach von Clintons Kampagnenm­anager John Podesta eindrangen. Inzwischen ist bekannt, dass Trumps Sohn Donald Jr. direkten Kontakt zu Assange hatte. Allerdings ist unklar, ob der WikileaksG­ründer als Verbindung­smann zu den Russen wirkte. Eine Verschwöru­ng konnte Sonderermi­ttler Robert Mueller nicht nachweisen.

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Julian Assange

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