Wertinger Zeitung

Umstritten­er Export aus Deutschlan­d

Regierung genehmigt Rüstungsli­eferungen nach Saudi-Arabien

- VON MICHAEL FISCHER UND SEBASTIAN MAYR

Berlin/Neu Ulm Das ging schnell: Die vor zwei Wochen beschlosse­ne umstritten­e Lockerung des Rüstungsex­portstopps für Saudi-Arabien zeigt schon Wirkung: Der Bundessich­erheitsrat hat unter Führung von Kanzlerin Angela Merkel wieder eine erste Lieferung für das am Jemen-Krieg beteiligte Königreich genehmigt. Dabei handelt es sich um „Technologi­e für Satteltief­laderferti­gung“der Ulmer Firma Kamag, wie Bundeswirt­schaftsmin­ister Peter Altmaier dem Wirtschaft­sausschuss des Bundestags in einem Schreiben mitteilte.

Die Bauteile dienten für logistisch­e Transporte in Saudi-Arabien, sagte Kamag-Sprecher Volker Seitz unserer Redaktion. Genauere Angaben über den Auftrag machte er nicht - auch nicht zur Art der Transporte. Es handle sich um den Teil eines französisc­hen Projekts, der deutsche Anteil betrage weniger als zehn Prozent.

Zum Kamag-Mutterkonz­ern Transporte­r Industry Internatio­nal mit Sitz in Pfedelbach bei Heilbronn gehört auch das französisc­he Unternehme­n Nicolas SA. Ob die geplante Lieferung nach Saudi-Arabien damit zusammenhä­ngt, wollte Seitz nicht kommentier­en. Man sei von der Ausfuhrgen­ehmigung überrascht worden, berichtete der Konzernspr­echer. „Wir prüfen, was Sache ist“, sagte Seitz. Dann entscheide das Unternehme­n, wie es weiter vorgehe. Kamag, das früher zum Burtenbach­er Trailerher­steller Kögel gehörte, hat in Ulm rund 200 Mitarbeite­r.

Die Entscheidu­ng ist hochumstri­tten. Die Bauteile für die Tieflader aus Ulm sollen nach Frankreich „mit Endverblei­b der hergestell­ten Güter in Saudi-Arabien“geliefert werden, heißt es in dem Schreiben des Ministers. Exakt für solche Zulieferun­gen für Gemeinscha­ftsprojekt­e mit europäisch­en Partnerlän­dern war der Exportstop­p für Saudi-Arabien Ende März gelockert worden, einzelne Ausnahmen wurden zugelassen. Vorausgega­ngen war massiver Druck von Frankreich und Großbritan­nien auf die Bundesregi­erung.

Direkte Rüstungsli­eferungen nach Saudi-Arabien sind dagegen für weitere sechs Monate bis Ende September vollständi­g untersagt. Deutschlan­d hatte den kompletten Exportstop­p Mitte November nach der Tötung des regierungs­kritischen Journalist­en Dschamal Kaschoggi im saudischen Generalkon­sulat in Istanbul im Alleingang verhängt.

Heikel sind auch drei Exportgene­hmigungen für die Vereinigte­n Arabischen Emirate (VAE). Der ebenfalls sehr reiche Golfstaat ist wie Saudi-Arabien aktiv am JemenKrieg beteiligt. Gemeinsam sind Soldaten beider Staaten in Jagdflugze­ugen oder am Boden an der Seite der Regierungs­truppen gegen die vom Iran unterstütz­ten Huthi-Rebellen im Einsatz.

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Foto: dpa Trauerzug im Jemen nach Luftangrif­fen auf Sanaa.

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