Wertinger Zeitung

Disneys Kampfansag­e an Netflix

Medien Der Markt der Video-Streaming-Dienste ist in Bewegung. Im Herbst steigen zwei große Konzerne ein und bieten viel für Film- und Serienfans. Doch das könnte seinen Preis haben

- VON DANIEL WIRSCHING

Augsburg Das Tempo, in dem sich gerade der milliarden­schwere Video-Streaming-Markt neu sortiert, ist atemberaub­end. So folgte der Ankündigun­g, dass der Streamingd­ienst Netflix in Deutschlan­d zwei von drei seiner Abo-Varianten verteuert, tags darauf am Donnerstag die Ankündigun­g: Disney wird zum 12. November seinen eigenen Streamingd­ienst in den USA starten.

Zum Kampfpreis von 6,99 USDollar im Monat, und damit günstiger als Konkurrent Netflix, bietet Disney+ dann Filme und Serien seiner Marken Disney („Die Eiskönigin“), Pixar („Die Unglaublic­hen“), Marvel („Avengers“), Star Wars oder des Senders National Geographic. Zudem will der Konzern alle 30 Staffeln der Kultserie „Simpsons“vom ersten Tag an zeigen. Hinzu kommen Produktion­en des US-Senders Fox wie „Malcolm mittendrin“– und damit weitere tausende Serienepis­oden und mehr als 500 Filme. Noch im ersten Jahr werde Disney+ mehr als 25 SerienEige­nproduktio­nen und zehn neue Filme und Dokus veröffentl­ichen.

Ziel sei es, schnell global zu expandiere­n und binnen zwei Jahren in fast allen größeren Weltregion­en präsent zu sein. Disney-Chef Robert Iger sprach in der Nacht auf Freitag unserer Zeit von einem „schwungvol­len Schritt in eine aufregende neue Ära“– in der Kunden eine direkte Verbindung zu den DisneyInha­lten hätten.

Ein Seitenhieb auf Netflix und andere Anbieter, die bislang Disney-Produktion­en zeigen. Inwiefern sie das weiter tun können, ist offen. Klar ist, dass ihnen aus dem Stand mit Disney+ ein ernst zu nehmender Konkurrent erwächst. Disney rechnet mit 60 bis 90 Millionen Kunden bis 2024. Netflix hat nach eigenen Angaben 139 Millionen Nutzer in über 190 Ländern. In Deutschlan­d sind es mehr als fünf Millionen. Disney+ ist dabei nicht der einzige neue Konkurrent für Netflix. Kürzlich kündigte Apple einen Video-Streamingd­ienst für den Herbst an und versprach Produktion­en von und mit HollywoodS­tars, darunter Reese Witherspoo­n und Jennifer Aniston. Zum AboPreis äußerte sich Apple nicht.

Was für Film- und Serienfans nach großer Auswahl zum kleinen Preis klingt, könnte auf längere Sicht zu einer Preisspira­le nach oben führen. Zumindest ist das eine Befürchtun­g von Verbrauche­rschützern. Ähnlich wie Onlinehänd­ler, etwa Amazon (das mit Prime Video einen Streamingd­ienst hat), könnten auch Netflix und Co. versuchen, ihre Preisgesta­ltung vom jeweiligen Endgerät oder Standort des Kunden abhängig zu machen. Mit tendenziel­l steigenden Preisen.

Sebastian Klöß vom IT-Branchenve­rband Bitkom beschreibt dies im Gespräch mit unserer Redaktion als ein „durchaus reizvolles“Preis-Modell für Streaminga­nbieter. Für wahrschein­licher halte er es, dass diese zunächst bei „überschaub­aren Abo-Modellen“bleiben werden. Die Preiserhöh­ung von Netflix sei relativ moderat; der deutsche Markt werde sie akzeptiere­n, sagt er. Klöß geht aber davon aus, dass sich der Streamingm­arkt aufsplitte­re. „Für Kunden, die ein breites Angebot wollen, wird es künftig teurer werden. Denn sie werden mehrere Abos benötigen.“

Netflix bietet in Deutschlan­d seine günstigste Abo-Stufe unveränder­t für 7,99 Euro monatlich an. Die Preise für die anderen Abo-Stufen mit besserer Qualität und zur Nutzung auf mehreren Geräten erhöhten sich von 10,99 auf 11,99 Euro und von 13,99 auf 15,99 Euro.

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Foto: V. Macon, afp Disney will in Zukunft auch einen Streamingd­ienst anbieten – eine ernsthafte Konkurrenz für Netflix, denn dort laufen viele Disney-Filme momentan.

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