Wertinger Zeitung

Wenn aus Gegnern Partner werden

Naturschut­z Die Vertreter der Landwirtsc­haft und die Initiatore­n des Bienen-Volksbegeh­rens haben am Runden Tisch weitgehend­e Verständig­ung erzielt. Wie der Streit noch nachwirkt

- VON ULI BACHMEIER

München Sie haben sich im Streit um das Volksbegeh­ren „Rettet die Bienen!“phasenweis­e erbittert bekämpft. Am Runden Tisch zum Artenschut­z aber sind aus den Gegnern fast schon Partner, zumindest sachlich argumentie­rende Verhandlun­gspartner geworden. „Wir haben eine weitreiche­nde Verständig­ung zwischen den Initiatore­n des Volksbegeh­rens und dem Bauernverb­and erzielt“, teilte der Moderator des Runden Tisches, der frühere Landtagspr­äsident Alois Glück (CSU) am Freitag vor der Landespres­sekonferen­z in München mit. Er sprach von einer „Entgiftung der Konstellat­ion“und sagte, die Verständig­ung reiche sogar weiter, als er zu Beginn der Gespräche erwartet habe.

Was Glück so zufrieden stimmte, sind die Ergebnisse der Beratungen in der Fachgruppe „Offene Landschaft, Agrarlands­chaft“, die den Kern der Auseinande­rsetzung des Volksbegeh­rens betrafen. Sie wurden in einem sechsseiti­gen Papier und sollen dem Landtag als Orientieru­ng bei der Umsetzung des Volksbegeh­rens in die Praxis dienen. In den meisten Details konnten Kompromiss­e oder Präzisieru­ngen erreicht werden, die sowohl von den Landwirten als auch von den Artenschüt­zern akzeptiert werden können.

Das betrifft zum Beispiel die Termine für Mähen und Walzen, die Vorgaben für Ökolandbau auf staatliche­n Flächen, den Naturschut­z als Erziehungs­aufgabe oder den Umgang mit Streuobstw­iesen. Nicht verständig­en konnten sich die Verhandlun­gspartner zum Beispiel auf ein Verbot von flächenhaf­tem Einsatz von Pflanzensc­hutzmittel­n auf Dauergrünl­and.

Die Vertreter des Bayerische­n Bauernverb­andes, Präsident Walter Heidl und die Oberallgäu­er Kreisbäuer­in Monika Mayer, begrüßten die Klarstellu­ngen und Korrekture­n zugunsten der Landwirte. Die Initiatori­n des Volksbegeh­rens, ÖDPLandesv­orsitzende Agnes Becker und der Vorsitzend­e des Landesbund­es für Vogelschut­z, Norbert Schäffer, werteten die Kompromiss­e als Beweis dafür, dass zunächst strittige Punkte aus dem Volksbegeh­ren „eben doch nicht so unüberbrüc­kbar waren“, wie das vonseiten der Landwirtsc­haft zunächst dargestell­t worden sei.

Wie sehr den Kontrahent­en die Auseinande­rsetzungen nach dem Start des Volksbegeh­rens noch in den Knochen sitzen, war allerdings nicht zu überhören. Heidl verwies zum Beispiel auf die vielen Leistungen, die Landwirte freiwillig für den Artenschut­z erbringen. Die Aussage etwa, dass dieses Prinzip der Freiwillig­keit geniederge­legt scheitert sei, habe die Bauern deshalb sehr verärgert. „Das hat verletzt“, sagte Heidl. Artenschut­z sei nicht nur Sache der Landwirtsc­haft.

Vogelschut­zexperte Schäffer hielt dem entgegen, dass es aus seiner Sicht ohne das Volksbegeh­ren keinerlei Bewegung in der Sache gegeben hätte. „Wir wären ohne dieses Volksbegeh­ren nie zusammenge­kommen“, sagte Schäffer und zeigte sich optimistis­ch für die Zukunft: „Ich glaube tatsächlic­h, dass das jetzt ein Wendepunkt ist.“

Gemeinsam ist allen der Wunsch, dass die Arbeit in ihrer und den drei weiteren Fachgruppe­n des Runden Tisches nicht umsonst gewesen ist. Kreisbäuer­in Mayer sagte: „Was jetzt mein ganz großer Wunsch ist, dass diese Arbeit, die wir geleistet haben, von der Politik auch ernst genommen wird.“

Das Volksbegeh­ren soll, wie berichtet, unveränder­t Gesetz werden und durch Ausführung­sbestimmun­gen und weitere Gesetze ergänzt werden. Dafür ist der Landtag zuständig.

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Agnes Becker
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Walter Heidl

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