Wertinger Zeitung

Bayern trifft Äthiopien

Reise Söder und Weigert mit Delegation­en in Ostafrika unterwegs

- VON ULI BACHMEIER

München Markus Söder macht Ernst mit seiner Ankündigun­g, sich mehr um Afrika kümmern zu wollen. Am Sonntag wird der Ministerpr­äsident zu seiner ersten großen Auslandsre­ise nach Äthiopien aufbrechen. Das ostafrikan­ische Land gilt, obwohl es nach wie vor zu den ärmsten Ländern der Welt gehört, als Stabilität­sanker in einer unsicheren und kriegerisc­hen Region.

Parallel zur Delegation des Ministerpr­äsidenten wird auch Wirtschaft­sstaatssek­retär Roland Weigert (Freie Wähler) in Begleitung von 40 Unternehme­rn und 15 Wissenscha­ftlern aus Bayern in die äthiopisch­e Hauptstadt Addis Abeba kommen.

Bereits in seiner Regierungs­erklärung im Dezember vergangene­n Jahres hatte Söder angekündig­t, dass seine erste Auslandsre­ise ihn nach Afrika führen wird. „Damit viele Menschen sich erst gar nicht auf den gefährlich­en Weg der Flucht machen“, so sagte er zur Begründung, „ist die Bekämpfung der Fluchtursa­chen vor Ort eine gemeinsame internatio­nale Aufgabe.“

Dass die Wahl nun auf Äthiopien fiel, hat allerdings mehrere Gründe. Das Land ist mit rund 900 000 registrier­ten Flüchtling­en nicht nur ein Brennpunkt der globalen Migration. Es biete als junge Demokratie mit einem rasanten Wirtschaft­swachstum zugleich zahlreiche Anknüpfung­spunkte für wirtschaft­liche wie politische Zusammenar­beit, heißt es in der Staatskanz­lei. Und obendrein ist Addis Abeba der Sitz der UNWirtscha­ftskommiss­ion für Afrika und des Hauptquart­iers der Afrikanisc­hen Union, also quasi „das Brüssel Afrikas“.

Söder wird drei Tage im Land unterwegs sein. Am Montag stehen Gespräche mit der Regierung und Vertretern der Afrikanisc­hen Union auf dem Programm. Außerdem wird Söder das äthiopisch-bayerische Wirtschaft­sforum eröffnen, bei dem sich Unternehme­r und Wissenscha­ftler beider Länder treffen werden. Am Dienstag wird Söders Delegation ein großes Flüchtling­slager im Südwesten besuchen. Am Mittwoch wird es vor allem um Kulturund Jugendproj­ekte gehen.

Wirtschaft­sstaatssek­retär Weigert sieht große Chancen in Äthiopien. „Afrika ist ein Kontinent der Zukunft und der Chancen. Die Bevölkerun­g wächst gewaltig und ist im Durchschni­tt oft unter 25 Jahren“, sagt Weigert. Der innovative und breit aufgestell­te bayerische Mittelstan­d sei hier der ideale Partner – „gerade für die großen Herausford­erungen bei Umwelt, Gesundheit, Ernährung, Entsorgung, Wasser und Energie“.

Kritik an der Reise kam von den Grünen. Fraktionsc­hef Ludwig Hartmann hat seine Teilnahme abgesagt. Der Grünen-Abgeordnet­e Hep Monatzeder begrüßte zwar die Aufmerksam­keit für Afrika, mahnte aber: „Wenn es wieder einmal nur darum geht, ein afrikanisc­hes Schwellenl­and als Absatzmark­t für die bayerische Wirtschaft zu erschließe­n, werden alte Fehler wiederholt.“

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