Wertinger Zeitung

Mein Kind kommt morgens nicht in die Gänge

- Vanessa, kaufmännis­che Angestellt­e, ein Sohn (8) und eine Tochter (10) Antonie, Lehrerin, ein Sohn (18) Robin, Mediengest­alter, zwei Töchter (2, 4)

Ihr Kind hat Zeit, Sie nicht. Gerade morgens ist Ihr Kind besonders gelassen. Erst kommt es nicht aus dem Bett, dann spielt es verträumt Weiß-der-Himmel-was, bis es endlich an den Frühstücks­tisch kommt. Während Sie die Pausenbrot­e schmieren, haben Sie tatsächlic­h die Zeit gestoppt. Es vergehen glatt zwei Minuten zwischen zwei Müslilöffe­ln. Und Zähneputze­n und Anziehen stehen auch noch an. Wie mache ich meinem Kind Beine?

Was auf jeden Fall mehr hilft als das ständige Antreiben, ist, wenn man die Kinder einfach mal machen lässt, auch wenn sie dann zu spät kommen. Sie bestrafen sich ja fürs Trödeln quasi selber. Mein Sohn zum Beispiel findet es am schlimmste­n, wenn er alleine zur Schule laufen muss, weil er das Treffen mit den Freunden verpasst hat. Wenn das ein oder zwei Mal passiert ist, dann ist er plötzlich der Erste am Treffpunkt. Wenn ich morgens aufwache, bin ich auch wach. Das ist bei meinem Sohn nicht so. Dem stellst du morgens am besten auch keine Fragen, sondern gibst ihm seine Zeit, auch wenn du dich immer wieder wunderst, wieso Zähneputze­n und Anziehen so derart lange dauern kann. Jedenfalls waren wir schon in der Krippe immer die letzten, die kamen. Und auch heute ist er tendenziel­l eher ein paar Minuten später dran. Das ist eine Typsache und da kann man auch nichts ändern. Ich habe den Morgen dadurch entstresst, dass ich gewisse Dinge für ihn übernommen habe: Die Anziehsach­en herausgele­gt, das Frühstück gemacht … Und dass ich ihn früher geweckt habe, als aus meiner Sicht nötig, damit er noch einen gewissen zeitlichen Spielraum hat und zumindest halbwegs pünktlich ist. Morgens bleibt keine Zeit für Diskussion­en, da muss es funktionie­ren. Deswegen haben wir drei Stationen, die wir mit unseren Töchtern besprochen haben: Erst wird gefrühstüc­kt, dann ab zum Zähneputze­n, dann Jacke und Schuhe anziehen. Da hangeln wir uns jeden Morgen durch. Klare, liebevolle Ansagen: Jetzt erste Station Frühstücke­n, nun zweite Station Zähneputze­n … Die Kinder entwickeln dadurch Routine und machen lieber mit, als wenn ich ständig blöken würde: „Los, Zähneputze­n …“ » Auch Ihnen brennt eine Erziehungs­frage auf den Nägeln? Dann schreiben Sie uns unter Familie@augsburger-allgemeine.de. Die Kolumne wird betreut von den Redakteuri­nnen Doris Wegner und Stefanie Wirsching, beide Mütter, und Autorinnen des Buches „Supermütte­r“(erhältlich bei den Service-Partnern unserer Zeitung).

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