Wertinger Zeitung

Der britische Scherbenha­ufen

- VON KATRIN PRIBYL red@augsburger-allgemeine.de

Auch wenn sich der Rücktritt von Theresa May seit Wochen abgezeichn­et hat, markiert er doch das traurige Ende einer Karriere. Der Brexit in der Schwebe, innenpolit­ischer Stillstand, die Bevölkerun­g gespaltene­r denn je und Westminste­r im Chaos versinkend: Dafür sind May, ihre Politik und vor allem ihr Stil verantwort­lich. Nicht nur, dass die zweite Premiermin­isterin in der britischen Geschichte ohne Not rote Linien zog, die schlussend­lich ihren Handlungss­pielraum einschränk­ten. Auch die von May über Monate mantrahaft vorgetrage­nen Phrasen wie „Kein Deal ist besser als ein schlechter“ebneten den Weg für den von Ideologien getränkten Populismus, mit dem die Brexit-Hardliner seit Monaten die Menschen verführen. Es war am Ende die Regierungs­chefin, die eine ungeordnet­e Scheidung ohne Austrittsa­bkommen überhaupt zu einer möglichen Option machte. Und ihren Job damit so viel härter.

Theresa May hat ihre Glaubwürdi­gkeit verspielt, indem sie sich vor Entscheidu­ngen drückte und unaufhörli­ch Verspreche­n brach. Hilflos, autoritäts­los und kraftlos verfolgte sie in den vergangene­n Monaten, wie die konservati­ve Partei vor ihren Augen zerbröckel­te. Ihr politische­s Aus war unausweich­lich. Theresa May hinterläss­t einen Scherbenha­ufen.

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