Der britische Scherbenhaufen
Auch wenn sich der Rücktritt von Theresa May seit Wochen abgezeichnet hat, markiert er doch das traurige Ende einer Karriere. Der Brexit in der Schwebe, innenpolitischer Stillstand, die Bevölkerung gespaltener denn je und Westminster im Chaos versinkend: Dafür sind May, ihre Politik und vor allem ihr Stil verantwortlich. Nicht nur, dass die zweite Premierministerin in der britischen Geschichte ohne Not rote Linien zog, die schlussendlich ihren Handlungsspielraum einschränkten. Auch die von May über Monate mantrahaft vorgetragenen Phrasen wie „Kein Deal ist besser als ein schlechter“ebneten den Weg für den von Ideologien getränkten Populismus, mit dem die Brexit-Hardliner seit Monaten die Menschen verführen. Es war am Ende die Regierungschefin, die eine ungeordnete Scheidung ohne Austrittsabkommen überhaupt zu einer möglichen Option machte. Und ihren Job damit so viel härter.
Theresa May hat ihre Glaubwürdigkeit verspielt, indem sie sich vor Entscheidungen drückte und unaufhörlich Versprechen brach. Hilflos, autoritätslos und kraftlos verfolgte sie in den vergangenen Monaten, wie die konservative Partei vor ihren Augen zerbröckelte. Ihr politisches Aus war unausweichlich. Theresa May hinterlässt einen Scherbenhaufen.