Wertinger Zeitung

Weber spielte mal in einer Rockband. Doch man muss ihn sich eher als Schmuse-Rocker vorstellen.

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gegen die bisherige Kommission wettern, denn er will ja Europa „den Bürgern zurückgebe­n“. Aber Weber verliert kein böses Wort über Jean-Claude Juncker.

Das überrascht später noch am Abend in der Bar eben jene Vertreter dieser Kommission, die mit nach Athen gereist sind, hochrangig­e Beamte aus Junckers Umfeld. „Ich verstehe diesen Weber einfach nicht. Der ist nicht wie wir“, sagt einer – und deutet grinsend Teufelshör­ner auf seinem Kopf an, um zu unterstrei­chen, wie er das meint: Nicht so zynisch, nicht so berechnend, nicht so machtpolit­isch. Und dann sagt ein anderer, wie sehr ihn Webers Slogan „Power of WE“amüsiere. „In der Kommission, das wird er noch lernen, heißt es bei jedem einzelnen Beamten: The Power of ME.“

Also geht es in diesem Europawahl­kampf vielleicht noch um eine ganz andere Frage: Kann ein richtig netter Kandidat sich durchsetze­n – im Wahlkampf und später im Beamtensta­at Brüssel?

Weber saß gerade mal zwei Jahre im Münchner Landtag, er galt als große Hoffnung. Doch mit 31 wechselte er nach Brüssel, was haben sie in München da gelacht. Und ganz ehrlich: Ein bisschen naiv finden manche dort Webers Europa-Enthusiasm­us immer noch. Und dessen aktuelle Kandidatur auch. Die, die das (leise) anmerken, argumentie­ren so: Sei Europabege­isterung nicht eher rückläufig? Und die demokratis­che Begeisteru­ng für das Prinzip von „Spitzenkan­didaten“für den Kommission­s-Chefposten sowieso?

In der Tat darf man nicht vergessen: Weber muss nicht nur bei der Europawahl vorne liegen und eine Mehrheit im Europaparl­ament auf sich vereinen. Er muss vor allem auch die Staats- und Regierungs­chefs überzeugen, ihn danach zu nominieren. Darunter Kanzlerin Angela Merkel.

Besuch also in Berlin bei einem, der genau diese Machtspiel­e für die Bundesregi­erung verfolgt. „Manfred Weber ist ein sehr ordentlich­er Kandidat. Und natürlich unterstütz­t die Kanzlerin ihn.“Vielleicht könnte man sich keinen deutschen Kandidaten vorstellen, der im Rest des Kontinents vermittelb­arer wäre. Dann folgt jedoch ein sehr feines Lächeln, und ein „Aber“. Und der mächtige Mann berichtet von Frankreich­s Präsident Emmanuel Macron, und wie der seit Monaten Stimmung mache gegen Weber. Weil er enttäuscht sei von Merkels Schweigen zu seinen Europa-Visionen, klar. Aber auch, da er einen EU-Spitzenpos­ten für Frankreich reklamiere­n müsse, wo ja nicht nur Notre-Dame, sondern gleich die Straße brenne. Brexit-Unterhändl­er Michael Barnier stünde bereit.

Darauf folgt ein kleines juristisch­es Proseminar: Der Vertrag von Lissabon schreibe ja lediglich vor, so der Spitzenbea­mte, dass die Ratsmitgli­eder dem Parlament für das Amt des Kommission­spräsident­en einen Kandidaten vorschlüge­n und dabei das Ergebnis der Europawahl „berücksich­tigten“.

Aber was heißt das genau? Darüber w den die 28 Staats- und Regierungs­ch mächtig streiten, denn sie wollen sich Nominierun­gsvorrecht nicht vom Par ment wegnehmen lassen (auch wenn die A geordneten geschworen haben, nur ei der „Spitzenkan­didaten“an die Kommi onsspitze zu wählen). Außerdem sind d noch andere Topposten in Europa zu ver ben, die Ratspräsid­entschaft etwa oder Vorsitz der Zentralban­k. Viele Schwer wichte hat Weber nicht an seiner Seite. terreichs Kanzler Sebastian Kurz hat mä tig für ihn geworben, aber am Freitag der Wahl kommt er dann nicht einmal m zu Webers Abschlussk­undgebung in M chen. Er muss sich gerade durch Skand Videos klicken.

Und Merkel? Ihre Macht in Europa verblasst, und viellei auch ihre Lust an Euro Aufgetrete­n ist sie Weber im Wahlkampf ganz selten. Dafür hat Kanzlerin sich gerade einem Interview so mi verständli­ch über Euro Zukunft ausgelasse­n, d ein Dementi nötig war, werde nicht selber den an der Kommission­sspi übernehmen, um den W ber kämpft. Ganz ausgeräumt sind Speku tionen darüber noch nicht.

Kommission­spräsident, das ist ein H lenjob. Nicht mal ein eigenes Flugzeug, u ein schwierige­s Team, weil so ein Komm sionspräsi­dent sich seine Kommissare ni aussuchen darf, die Mitgliedst­aaten sc cken sie ihm. Also auch die in Korruptio skandalen versinkend­en Rumänen oder E kritische Polen. Aber alle erwarten was v einem. Jean-Claude Juncker, zuvor gefü zwei Jahrhunder­te Regierungs­chef von L xemburg, schaffte es als erster „Spitzenk didat“zwar an die Spitze der Kommissi Doch am Ende fiel der malade Herr Junc fast nur noch auf, wenn er fast umfiel. Wende zu einer bürgernähe­ren Kommiss hat er nicht hinbekomme­n.

Weber könnte das auch nur schaff wenn er bei den Wählern ein Mandat ringt. Aber womit? Darüber haben sie zum Wahltag gerungen in Webers Tea Einige Einflüster­er wollten, dass er noch nen richtigen „Kracher“zündet, einen V stoß, über den Europa streitet. So etwas Webers Widerstand gegen die No Stream-2-Pipeline, was die Osteurop freute, Kanzlerin Merkel hingegen nicht. Aber es gab auch die anderen, die s ten, Weber solle einfach so weitermach freundlich-verbindlic­h.

Weber steht seine härteste Prüfung n bevor, der Machtkampf nach dem Wa kampf. Am Dienstag kommen die Staa und Regierungs­chefs in Brüssel für Abendessen zusammen. Bis dahin müs Weber eine Mehrheit für sich im Euro parlament organisier­en. Aber die wollen Sozialdemo­kraten auch. Und die Libera sowieso, die über eine Allzweckwa­ffe ver gen: Wettbewerb­s-Kommissari­n Margre

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