Und am Schluss sind alle glücklich
Fernsehen Am Sonntag läuft der bereits 150. Pilcher-Film im ZDF. Erstmals spielt darin Ulrike Folkerts eine Hauptrolle
Mainz Am Sonntag zeigt das ZDF wieder mal eine Rosamunde-Pilcher-Verfilmung. Doch trotz der Mitwirkung von Ulrike Folkerts, sonst meist als „Tatort“-Kommissarin im Ersten zu sehen, wäre „Schwiegertöchter“nicht weiter der Rede wert – wenn es sich nicht um die 150. Episode handeln würde. Und um den Umstand, dass seit mehr als 25 Jahren das ZDF die überwiegend weiblichen Fans nun schon mit Geschichten aus dem englischen Cornwall erfreut.
Das große Plus der Reihe, sagt „Pilcher“-Produzent Michael Smeaton, ein Westfale mit schottischen Wurzeln, sei die Verlässlichkeit: „Pilcher-Filme behandeln Themen wie Liebe und Leidenschaft mit Happy-End-Garantie. Am Schluss sind alle glücklich.“Ein weiteres Merkmal ist der konsequente Verzicht auf Sex und Gewalt. Zur Wahrheit gehört aber auch der Vorwurf von Kritikern, die Filme seien „Kitsch von gestern“.
Smeaton weist das empört zurück: „Wir produzieren Liebesfilme im besten Sinne, das ist kein Kitsch, sondern Romantik.“Die Geschichten und ihre ästhetische Gestaltung seien heute viel moderner als in den 90er Jahren, sonst würde die Reihe auch nicht laufend neue Zuschauer dazugewinnen.
Gerhard Bliersbach hat einen anderen Blick auf die Pilcher-Filme. Der Diplom-Psychologe und Buchautor sieht Parallelen zu den EdgarWallace-Krimis der 60er Jahre. Beide nutzten Großbritannien als Projektionsfläche: „Die Wallace-Filme haben die verbrecherischen Abgründe der jungen Bundesrepublik auf ein unverfängliches Terrain transponiert, um von der Kehrseite des Wirtschaftswunders erzählen zu können.“Auf ähnliche Weise erfolge nun eine Übertragung der Hoffnungen und Träume auf die britische Insel. Die Sehnsucht nach einer heilen Welt passt für Bliersbach „zu unserer Zeit eines tiefen Unbehagens an den demokratischen Verhältnissen“. Eine zweite Parallele, die er zu den Wallace-Krimis zieht, ist verblüffender: die „mörderische Dynamik mächtiger familiärer, häufig mütterlicher Bindungen“. Auch in den Pilcher-Filmen spielten Mütter in auffällig vielen Geschichten eine dominante, oft negative Rolle.
Wie dominant sich Ulrike Folkerts als Firmenchefin Lynette Dawson zu geben hat? Am Sonntag wissen Zuschauer mehr. Dawson jedenfalls steigt aus der Firma aus, ihre Söhne sollen übernehmen ...
Der Fortbestand der Rosamunde-Pilcher-Reihe ist übrigens auch nach dem Tod der britischen Schriftstellerin im Februar mit 94 Jahren gesichert: Sie hinterließ eine große Anzahl von Kurzgeschichten. Die Filmrechte liegen alle bei Michael Smeatons Produktionsfirma.