Der kleinste Verein der Welt ist beflüüüüügelt
Randbemerkung
Ein wiederkehrendes Element von Verschwörungstheorien besagt: Ein kleiner elitärer Zirkel kontrolliert alles. Der Rest bekommt nur das Gefühl vermittelt, über das Wohl und Wehe der Welt mitreden zu dürfen. Das ist natürlich Quatsch. Dennoch könnte dieses Modell das Vorbild für die Vereinsstrukturen von RB Leipzig gewesen sein. Denn bei den Sachsen bestimmt ein Kreis von gerade mal 17 Vereinsmitgliedern das Wohl und Wehe des seit zehn Jahren existierenden Rasenballsport Leipzig e. V. Wer bei den Mitgliederversammlungen dennoch dabei sein will, kann ein Fördermitglied werden. Kostenpunkt hier: schlappe 800 Euro. Öffentlich auftreten will übrigens keines der Vereinsmitglieder, die allesamt in geschäftlicher Beziehung zu einem gewissen Konzern namens Red Bull stehen.
Wahrscheinlich weil bei so wenigen Mitgliedern immer viel zu tun ist – es wird ja schließlich nicht weniger Arbeit, wenn man im Pokalfinale steht. Eine der Amtshandlungen der RB-Mitglieder betraf zum Beispiel die T-Shirt-Kollektion, die eigens zum Endspiel angefertigt wurde. Darauf war zu lesen, dass die Mannschaft „beflüüüüügelt ins Finale“
gehen soll. Hört sich irgendwie bekannt an. Interessant in diesem Zusammenhang: Wenn Leipzig am Samstagabend gegen den FC Bayern antritt, ist das auch das Duell des wahrscheinlich kleinsten gegen den definitiv größten Sportverein der Welt. Die Bayern haben nach Eigenauskunft 291000 Vereinsmitglieder und überflügelten (mit einem ü) damit vor einigen Jahren den vorherigen Rekordhalter Benfica Lissabon mit 231 200 Fans.
Hört sich auf den ersten Blick toll an. Aber in Leipzig schätzt man im Vereinsleben noch den familiären Aspekt. Hier ist wegen der Personalknappheit der Kassenwart auch der Schriftführer und bei der Wahlkommission kann sich keiner drücken. Und wenn Leipzig gewinnen sollte, muss man nicht lange im Voraus nach einem Platz für die Feier suchen. Da reicht der Partykeller von Ralf Rangnick.