Wertinger Zeitung

Die neuen Dauerrival­en?

DFB-Pokal Für Uli Hoeneß ist Leipzig schon lange ein gefährlich­er Gegner. Am Samstag kann sich RB den ersten Titel holen. Bayern-Trainer Niko Kovac legt sich auf eine Personalie fest

- VON FLORIAN EISELE ARD) Bild-Zeitung

Berlin Wenn es nicht um Fußball geht, ist eigentlich alles halb so wild zwischen Red Bull und dem FC Bayern. Im Gegenteil: Im Herbst 2021 soll in München die neue Sportarena im Olympiapar­k eröffnet werden und als Heimstätte für die Basketball­er des FC Bayern und die Eishockeym­annschaft des EHC Red Bull München dienen. Für beide Mannschaft­en soll es der Startschus­s in eine verheißung­svolle Zukunft sein. Bauherr ist hier das österreich­ische Brauseunte­rnehmen.

Sobald es jedoch um Fußball geht, ist es mit der freundscha­ftlichen Verbundenh­eit vorbei. Das ist in der Bundesliga so, in der RB seit dem Aufstieg vor drei Jahren zur Spitzengru­ppe gehört. Und das wird am Samstag ab 20 Uhr so sein, wenn der FC Bayern und RB Leipzig im Finale des DFB-Pokals (live aufeinande­rtreffen. Es könnte das erste Mal sein, dass die Bayern einen Titel an die aufstreben­de Konkurrenz aus Sachsen verlieren. Und es dürfte nicht das letzte Mal sein, dass Leipzig den Klassenpri­mus aus München ärgern könnte.

Bayern-Präsident Uli Hoeneß hatte das vor zweieinhal­b Jahren mit markigen Worten angedeutet. Auf der Jahreshaup­tversammlu­ng im November 2016 hatte sich der damals frisch ins Amt gewählte Platzhirsc­h darüber gefreut, mit RB nun neben Borussia Dortmund „einen zweiten Feind“zu haben, „den wir endlich wieder attackiere­n können“. Später nahm Hoeneß seine Wortwahl zurück und betonte, dass es Feinde im Fußball nicht gebe, nur Rivalen. Das werden die Leipziger den Bayern in den kommenden Jahren sein: ein dauerhafte­r Rivale.

Das sieht auch Bayern-Trainer Niko Kovac so, wie er auf der Pressekonf­erenz vor dem Pokalfinal­e betonte. Leipzig werde zusammen mit dem BVB und dem FC Bayern Teil des Trios sein, das in den kommenden Jahren um Titel mitspielen wird. Kovac betonte: „Ich weiß, wie gut dieser Klub strukturie­rt ist. Deswegen ist es für mich diese Entwicklun­g keine Überraschu­ng.“

Kovac hat selbst eine Red-BullVergan­genheit: Die letzten drei Jahre seiner Spielerkar­riere verbrachte er bis 2009 bei Red Bull Salzburg. Bei dem Klub, von dem aus in den vergangene­n Jahren immer wieder Trainer und Spieler nach Leipzig gewechselt sind, startete Kovac auch seine Laufbahn als Trainer. Der 47-Jährige war dort für die zweite Mannschaft und als Co-Trainer für das Bundesliga­team zuständig, sein heutiger Gegenüber Rangnick war damals Sportdirek­tor der Österreich­er.

Der heutige Leipzig-Trainer sendete ebenfalls eine Kampfansag­e: „Wenn wir in der Bundesliga-Hinrunde schon den ein oder anderen Spieler zur Verfügung gehabt hätten, hätten wir dieses Jahr schon angreifen können.“Das zeigt: Leipzig, das in seinen drei Bundesliga-Jahren bislang auf den Plätzen zwei, sechs und drei einlief, ist damit nicht zufrieden. Irgendwann darf es gerne mal die Eins sein. Oder, um es wie Rangnick zu formuliere­n: „Wir wollen den Abstand auf Bayern und Dortmund verkürzen. Das Maß aller Dinge ist Bayern.“Fast scheint es, als ob Rangnick versucht ist, hinzuzufüg­en: Noch ist das so.

Folgt am Samstag der erste Titel für Leipzig? Eine Überraschu­ng wäre das längst nicht mehr. RB geht als Tabellendr­itter und zweitbeste Rückrunden­mannschaft in das Duell gegen den Meister, hat zudem die beste Abwehr der Liga. Schon jetzt stehen 15 Nationalsp­ieler im Kader der Leipziger, die Sachsen haben das jüngste Team der Liga. Zusätzlich­en wirtschaft­lichen Aufschwung wird Leipzig bis 2021 erfahren – dann werden in der Fünfjahres­wertung, die über die Verteilung der TV-Einnahmen entscheide­t, nur Erstligaja­hre gezählt werden.

Die Stärken der Leipziger auf dem Feld sind andere: Während Bayern immer noch mehr auf Ballbesitz setzt, ist die Mannschaft von Ralf Rangnick beim schnellen Umschaltsp­iel gefährlich. Leipzigs Ralf Rangnick gab die Zielsetzun­g bereits vor: „Wir dürfen Bayern möglichst wenig Raum und Gelegenhei­ten geben.“Das RB-Konzept sieht es vor, den gegnerisch­en Spielaufba­u im Kern zu ersticken.

Dass Manuel Neuer nach seinem Mitte April erlittenen Muskelfase­rriss wieder im Tor stehen wird, steht für Niko Kovac außer Frage. Kovac legte sich fest: „Manuel wird spielen. Er ist unser Kapitän, hat gute Leistungen gebracht und ist ein Eckpfeiler der Mannschaft.“Festgelegt hat sich gestern auch BayernBoss Karl-Heinz Rummenigge, nachdem die Diskussion über die Zukunft von Kovac als BayernTrai­ner und die zweideutig­e Haltung der Vorstandse­tage allmählich vereinssch­ädigenden Ausmaße angenommen hat. „Es hat doch niemand infrage gestellt, dass er nächste Saison noch unser Trainer ist“, sagte Rummenigge auf einer Veranstalt­ung der in Berlin zu den Gerüchten einer angeblich erwogenen Trennung von Trainer

Leipzig in der Bundesliga nie schlechter als Platz sechs

Rummenigge: Kovac hat niemand infrage gestellt

Niko Kovac. Auf die Frage, ob die Zukunft des Kroaten vom Abschneide­n im Pokal-Finale abhänge, sagte Rummenigge bei der geschlosse­nen Veranstalt­ung: „Es wäre verrückt, wenn man von einem Spiel die Zukunft abhängig macht.“Kovac kann das Finale also entspannt angehen, auch wenn er auf Leon Goretzka verzichten muss, der wegen Rückenprob­lemen die Reise nach Berlin nicht mitmachen konnte. Etwas später zur Mannschaft kam Nationalsp­ieler Joshua Kimmich – er blieb länger bei seiner schwangere­n Freundin in München.

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Foto: Jan Woitas, dpa Zwei, die sich aus gemeinsame­n Salzburger Zeiten gut kennen: die Trainer der Pokalfinal­isten, Leipzigs Ralf Rangnick und Münchens Niko Kovac.

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