Betrifft: Boris Becker
Sentimental sind wir alle. Wer wäre so kaltschnäuzig, ganz ohne einen Seufzer die uralte Badehose wegzugeben, auf der das Seepferdchen neben dem Freischwimmerabzeichen aufgenäht ist? Die inzwischen wellige und verblasste Urkunde von den Bundesjugendspielen 1978? Die Blechmedaille am Kunstfaserband, die den ersten Halbmarathon bezeugt? Es sind dies die analogen „Likes“des Zeitalters vor Facebook, Meilensteine der Anerkennung, Souvenirs von den großen und mittelgroßen Tagen des eigenen Lebens. Daran hängt der gewöhnliche Mensch so wie die Queen an ihren Corgis und Jogi Löw an seinem Pony.
Boris Becker hängt an seinen Pokalen und Trophäen. Sie stehen für das, was er einst einmal war und wovon er seit Jahrzehnten zehrt. Boris Becker war einmal ein erfolgreicher Tennisspieler. Wimbledon, Grand Slam, Davis Cup – das volle Programm. Nun sieht es so aus, als würden diese Schätze seines Lebens tatsächlich versteigert werden. Am 11. Juli, bei Wyles Hardy & Co. Es ist der zweite Versuch, schon 2018 war eine Auktion angesetzt, die Becker aber irgendwie noch abwenden konnte. Doch es gilt ja weiterhin, was ein Gericht 2017 in London festgestellt hatte: BB ist konkurs, es gibt Gläubiger und einen Insolvenzverwalter, der sie bedienen muss.
Nun kommt Inhalt aus Beckers Pokalschrank auf den freien Markt. Aber nicht nur auf Tenniskram kann geboten werden. Auch Erinnerungsstücke aus den goldenen Promi-Zeiten werden Lose: Bambi, Goldene Kamera. Sogar Socken des auf großem Fuß lebenden Tennisgotts sind zu haben. Nur ein Gerücht hingegen ist, es komme auch ein leerer Aktenkoffer unter den Hammer, den der Attaché für Sport, Kultur und humanitäre Angelegenheiten der Zentralafrikanischen Republik, Exzellenz Monsieur Sir Boris Becker, im Dienst getragen habe.