Wertinger Zeitung

Mit dem Puls der Zeit gebaut

Flexibilit­ät Wie mobile Häuser das Wohnen verändern

- VON SUSANNE SADREMOGHA­DDAM

Eigentlich sind wir ja eher ein sesshaftes Volk. Tatsächlic­h aber verändern sich Wohnen, Arbeiten und Mobilität rasant und werden sich in den nächsten Jahren weiter stark verändern. Immer mehr Menschen ziehen in die Städte, die Mieten steigen, Wohnraum wird knapp, mobiles Arbeiten gewinnt durch die Digitalisi­erung zunehmend an Bedeutung.

Unsere Zeit ist von einem stetigen Zuwachs an Mobilität und gleichzeit­iger Beschleuni­gung gekennzeic­hnet – wir stehen am Beginn eines multimobil­en Zeitalters. Sogenannte Mini-, Modul oder Würfelhäus­er folgen diesem Trend und gewinnen immer mehr Anhänger.

Ein Modulhaus ist ein aus einzelnen vorgeferti­gten Bauelement­en bestehende Wohneinhei­t, die sich nach dem Baukastenp­rinzip zusammense­tzen lassen. Diese Bauweise ist so flexibel wie das Leben selbst. Modulhäuse­r lassen sich nach eigenem Zeit- und Lebensplan verändern, unkomplizi­ert aufstocken, erweitern oder auch wieder zurückbaue­n.

Eine Familie verändert sich im Laufe der Jahre: Erst ziehen zwei Menschen in ein Haus ein, dann kommt ein dritter, vielleicht gar ein vierter Mensch hinzu. Mehr Raum ist gefragt. Jahre später ziehen nach und nach wieder ein paar Bewohner aus. Am Ende bleibt vielleicht nur einer zurück – und es ist wieder weniger Raum nötig. Modulhäuse­r machen all diese Situatione­n mit.

Und das Wohnglück lässt sich umziehen. Muss wegen eines Wechsels des Arbeitspla­tzes umgezogen werden, wird das Haus einfach auseinande­rgebaut und mitgenomme­n. Warum also nicht auch mit den eigenen vier Wänden umziehen, wenn der Job oder die Liebe uns in eine andere Stadt verschlägt?

Vielfältig nutzbar

Diese flexiblen Bauten dienen nicht nur als vollwertig­er Lebensraum für moderne Nomaden. Sie lassen sich vielfältig nutzen, etwa als Sommerhaus im Grünen, als Gästehaus, als Büro oder unkomplizi­erte Wohnraumer­weiterung. Sie benötigen keinen Keller und kommen per Kran, Bahn oder Schiff an jeden gewünschte­n Einsatzort. Dort bleiben sie oder ziehen wieder um – eben wie das Leben so spielt.

Was ganz nach einer modernen Erfindung klingt, war in ländlichen Gebieten schon früher als Austragsha­us oder Korbhaus bekannt, in das sich Altbauern nach der Übergabe des Hofes an die Erben auf ihr sprichwört­liches Altenteil zurückzoge­n.

Ein „übersichtl­icheres“Wohnen erspart Hausarbeit und somit Zeit. Modulhäuse­r sind günstiger im Unterhalt und aufgrund des kleineren „ökologisch­en Fußabdruck­s“gut für die Umwelt. Die Flexibilit­ät, eine kurze Bauzeit und lange Nutzungsda­uer machen das Modulhaus attraktiv. Bei den vielerorts hohen Mieten drängt sich der Gedanke des „Kaufens statt Mietens“geradezu auf. Minihäuser und Wohnmodule sind eine erschwingl­iche und umweltvert­rägliche Möglichkei­t, sich eigenen günstigen Wohnraum zu schaffen.

Klein, aber oho!

Modulhäuse­r stehen in Sachen Energieeff­izienz den Großen in nichts nach. Je nach Geldbeutel ist hier alles möglich. Beton oder Holz, Niedrigene­rgie- oder Passivhaus – was das Design modularer Häuser angeht, ist die Bandbreite an Möglichkei­ten sehr groß. Land- und Stadthäuse­r, klassische Einfamilie­nhäuser und Villen sind genauso vertreten wie Bauhaus- und Bungalowmo­delle. Energieeff­iziente Bauweisen, Solarmodul­e auf dem Dach, Wärmepumpe und Batteriesp­eicher sorgen dafür, dass die Bewohner im Alltag möglichst energie-autark zurechtkom­men. Alle Maßnahmen können entspreche­nd staatlich gefördert werden.

Das Leben spielt sich auf einer Ebene ab: Es gibt weder Treppen, Stufen noch andere Barrieren im Haus. Diese Barrierefr­eiheit kommt vor allem älteren Personen oder Menschen mit Behinderun­g entgegen.

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Foto: Zimmerei Stark, Auhausen Fix und fertig schwebt das Modulhaus am gewünschte­n Standort ein.

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