Deutsch essen bei Deutscher Bahn
Im digitalen Zeitalter scheint die Zahl der Provokateure zu steigen. Vielleicht fallen sie auch nur intensiver auf, verbreitet sich doch ein Widerstand erzeugender Affront schnell im Netz. Wer dann einen rechten „Shit“behauptet, wird mit dem passenden „Storm“bestraft.
Manch Hartgesottener empfindet das nicht als Strafe: Er giert nach dem „Shitstorm“, um sein provokativstes Inneres zu streicheln. Der Grünen-Politiker Boris Palmer ist ein derartiger Typ. Das liegt bei ihm wohl in der Familie. Sein Vater Helmut war auch ein StachelMensch. Er wurde Remstal-Rebell genannt. Doch mit dem Widerborstigen in digitalen Gefilden ist das so eine Sache. Recherche und Reflexion schaden nicht vorm Akt der Unbotmäßigkeit. Das bekam Boris Palmer zu spüren, als er sich facebookend über die MultikultiWerbetruppe der Bahn empörte. In der Kampagne taucht auch der exzellente und dunkelhäutige Koch Nelson Müller auf. Der in Stuttgart aufgewachsene Sympath beißt in ein Focaccia. Ansonsten isst der Gast bei der Deutschen Bahn meist deutsch. Auch die zentrale Werbebotschaft „Genuss auf ganzer Strecke“kommt ohne Gastro-Anglizismen aus. Palmer müsste seine Freude an der germanischen und von Müller unterstützenden Nahrungsmittel-Auswahl haben: Da kann man sich Königsberger Klopse, Currywurst, Kartoffeleintopf mit Geflügelwienern und Rindergulasch schmecken lassen.
Bei näherer Recherche drängt sich der Verdacht auf, Palmer boxt mit der Bahn gegen den falschen Provokationspartner, zumal für jedes Gemüsecurry zehn Cent an das Bergwaldprojekt e. V. gehen und die Bahn zu 100 Prozent mit Ökostrom fährt. All das müsste den ideologischen Kern eines Grünen streicheln und beruhigend auf seinen gelegentlichen Jähzorn einwirken. Ja, es gibt sogar noch Nudelsalat und Lisa’s Bio-Kesselchips.
Palmer ließ das alles links liegen und giftete gegen die Deutsche Bahn los. Dabei steht ein Provokateur besser da, wenn er erst denkt und dann wütet. Den Beweis dafür erbringt gerade der blautollige Polit-Neuling und clevere Pfarrerssohn Rezo, der seine Youtube-Attacke auf die CDU in langer Recherchearbeit vorbereitet hat. Und was für ein Shit: Da tut sich die Gegenseite dann hart mit einem Storm.