Das darf ein Konto kosten
Finanzen In Zeiten niedriger Zinsen tun sich viele Banken schwer, Geld zu verdienen. Deshalb erheben sie Gebühren. Wie viel in Ordnung ist und ab wann Kunden wechseln sollten
Frankfurt/Main Die meisten Sparer haben sich von Zinsen schon lange verabschiedet. Für ihr Guthaben auf dem Tagesgeldkonto jedenfalls gibt es derzeit kaum etwas. Gerade einmal 0,11 Prozent Zinsen zahlen Banken für die Einlagen im Durchschnitt, hat die FMH-Finanzberatung ermittelt. Grund dafür ist das Dauertief bei den Leitzinsen.
Auch Banken fällt das Geldverdienen im Niedrigzinsumfeld schwer. Parken die Institute Geld bei der Europäischen Zentralbank (EZB), müssen sie dafür 0,4 Prozent Strafzinsen zahlen. Immerhin: „Negativzinsen geben die Geldinstitute in der Regel nicht an die Kunden weiter“, erklärt FMH-Inhaber Max Herbst. „Es sei denn, es sind Großkunden, die mehr als 100000 Euro bei der Bank parken wollen.“Laut einer Auswertung der Konditionen von etwa 800 Anbietern durch das Vergleichsportal Verivox erheben derzeit 14 Geldinstitute Negativzinsen – und das nur für Guthaben ab 100 000 Euro. Der niedrigste Negativzinssatz liegt bei 0,2 Prozent, der höchste bei 0,6 Prozent.
„Negativzinsen für Privatkunden sind die absolute Ausnahme“, erklärt Oliver Maier von Verivox. „Die Geldhäuser scheuen das negative Echo in der öffentlichen Wahrtomaten, Für Max Herbst ist die Strategie der Geldhäuser, bei großen Anlagesummen Negativzinsen zu verlangen, aber nachvollziehbar: „Die Anleger kaufen sich Sicherheit bei den Banken. Sie könnten ihr Geld ja auch anders anlegen.“
Doch auch, wenn die große Masse der Kunden keine Negativzinsen zahlen muss – umsonst sind die Dienste der Banken meist nicht. Auch das Girokonto kostet in den meisten Fällen Geld. „Wer Dienstleistungen seiner Bank in Anspruch nehmen will, muss dafür häufig bezahlen“, sagt Heike Nicodemus von der Stiftung Warentest.
Das Problem: Es gibt keine einheitlichen Regelungen, nach denen Banken und Sparkassen einzelne Dienstleistungen rund um das Geld mit Gebühren belegen. Kosten für den Kontoauszugsdrucker, Gebühren für die Verarbeitung von Überweisungen auf Papier oder Aufschlag für die Girokarte – die Bandbreite der Kostenpositionen ist groß.
Kunden sollten sich deshalb immer fragen: Was sind mir die Dienstleistungen wert?, rät Finanzberater Herbst. Dabei komme es immer auf die eigenen Bedürfnisse an. Wer zum Beispiel auf dem Land lebt und nur Geldautomaten eines Geldinstituts in der Nähe hat, sollte überlegen, wie oft er Geld abhebt und ob er dafür bereit ist, Gebühren zu zahlen.
Wichtig aus Sicht von Nicodemus: „Die Girokarte sollte umsonst sein.“Schließlich ist diese für die Nutzung des Kontos grundlegend – zum Bezahlen und zur Bargeldversorgung. „Eine kostenlose Kreditkarte muss nicht zwingend sein.“Wer allerdings oft im Ausland unterwegs ist, braucht eher Kredit- als Girokarte. „Welche Gebühr sich für einen rechnet, zeigt sich erst im Betrieb“, sagt Nicodemus.
Wer ein wirklich kostenloses Konto sucht, der muss meist bereit sein, seine Geldgeschäfte selbst in die Hand zu nehmen. Denn derzeit bieten vor allem Direktbanken ihren Kunden kostenfreie Kontenmodelle an, hat Heike Nicodemus beobachtet. Seinen Zahlungsverkehr muss der Kunde hier weitgehend selbst verwalten.
Welcher Preis für ein Konto ist angemessen? Fünf Euro pro Monat oder 60 Euro pro Jahr sind aus Sicht von Herbst und Nicodemus in Ordnung. Dafür können Kunden neben der Girocard und den Onlinebuchungen auch die Abwicklung von weiteren Buchungen und je nach Bank das Bereitstellen von Geldaunehmung.“ Beratung sowie sicherer Technik fürs Onlinebanking erwarten. „Wer mehr für ein Konto bezahlt, sollte über einen Wechsel nachdenken“, rät Nicodemus.
Bei dem Bankwechsel können sich die Verbraucher auf die Unterstützung ihrer Bank verlassen – sie haben sogar einen gesetzlichen Anspruch darauf. Der Kunde stellt dazu bei der neuen Bank schriftlich einen Antrag. Das funktioniert per Formular in der Filiale oder auf dem Onlinebanking-Portal.
Die neue Bank muss daraufhin binnen zwei Geschäftstagen bei der alten Bank eine Liste der bestehenden Daueraufträge und vorhandenen Informationen zu erteilten Lastschriftmandaten einfordern. Ebenfalls fordert sie eine Liste der verfügbaren Informationen über eingehende Überweisungen und Lastschriften aus den vergangenen 13 Monaten ein.
Lastschriften und Überweisungen darf die alte Bank ab einem vom Kunden bestimmten Zeitpunkt nicht mehr akzeptieren. Das gilt auch für Daueraufträge. Die alte Bank muss dann das restliche Guthaben aufs neue Konto überweisen und das alte Konto schließen. Binnen zwölf Geschäftstagen sollte der Kontenwechsel erledigt sein.