Wertinger Zeitung

Mercedes-Autos sind besser als Kekse

- VON STEFAN STAHL sts@augsburger-allgemeine.de

Nach einem überrasche­nd ordentlich­en Wachstum in den ersten drei Monaten dieses Jahres von 0,4 Prozent kann sich Deutschlan­d nicht in Sicherheit wiegen. Denn Trump lässt nicht locker. Schon heute richten die vom US-Präsidente­n gegen China verhängten Zölle indirekt bei jedem dritten in dem asiatische­n Land engagierte­n EU-Unternehme­n Schaden an. Angesichts der Vernetzung der Weltwirtsc­haft ist das kein Wunder. Und der US-Präsident

scheint Strafzahlu­ngen gegenüber europäisch­en Autobauern nur aufgeschob­en zu haben. Wenn er Daimler, BMW & Co. bluten lässt, könnte Deutschlan­d in eine Rezession abdriften. So weit ist es noch nicht. Gerade weil sich heimische Verbrauche­r ihren Optimismus nicht nehmen lassen und kräftig einkaufen, ist unsere Wirtschaft zuletzt gewachsen. Auch am Bau läuft es nach wie vor rund.

Doch über allem schwebt das Schwert Trumps. Der Politiker hat eine schwere Mercedes-Phobie. Ausdruck dessen ist etwa seine Erkenntnis: „Sie schicken MercedesBe­nz hier rein, als wären es Kekse.“Doch die deutschen Autos sind auch für die US-Volkswirts­chaft viel nahrhafter als Backwerk. So arbeiten in den USA für Daimler mehr als 38 200 Menschen, rund 13 Prozent der weltweiten Belegschaf­t. Mercedes ist auch ein amerikanis­ches Auto. Um das US-Werk in Tuscaloosa fit für die Elektro-Zukunft zu machen, investiert Daimler dort ungefähr eine Milliarde Euro. Dadurch sollen 600 zusätzlich­e Jobs entstehen. Trump müsste Daimler-Chef Källenius als Dank zum Tee ins Weiße Haus einladen und ihm Super-Kekse servieren.

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