Wertinger Zeitung

Kirche zu verkaufen

Kurios Der Freistaat Bayern veräußert eine Kapelle in Niederbaye­rn. Bis Ende Mai können Gebote für das ungewöhnli­che Objekt abgegeben werden. Die ganze Sache hat aber einen Haken

- VON STEPHANIE SARTOR

Niederwink­ling Oft ist es ja so: Gerade die skurrilste­n Angebote finden besonders schnell einen Käufer. So geschehen etwa im Jahr 2005, als der alte VW Golf, der einmal Papst Benedikt XVI. gehört hatte, einen neuen Besitzer suchte. 190 000 Euro gingen damals ziemlich schnell über die virtuelle Ladentheke. Liebhaber von Klerikalem können nun erneut zuschlagen. Denn – kein Witz – der Freistaat Bayern verkauft eine Kirche. Und zwar die Kapelle Sankt Koloman in Lenzing, einem Ortsteil von Niederwink­ling im Landkreis Straubing-Bogen. Zugegeben, ein Papst hat sich in dem Kirchlein höchster Wahrschein­lichkeit nach niemals blicken lassen. Aber außergewöh­nlich ist das Angebot allemal.

Seit Anfang 2016 gehört die Kapelle dem Freistaat. Es handle sich um eine Nachlassim­mobilie, die sich zuvor in Privatbesi­tz befunden habe und aufgrund des gesetzlich­en Erbrechts dem Freistaat zugefallen sei, teilt Cornelia Ertl mit, die stellvertr­etende Geschäftsf­ührerin von Immobilien Freistaat Bayern. Dass der Freistaat die Immobilie behält, sei nicht vorgesehen. Es gebe keinen Bedarf. Deswegen nun also der Verkauf, der in der Tat höchst ungewöhnli­ch ist. Vergleichb­are Immobilien seien vom Freistaat bisher nicht veräußert worden, sagt Ertl.

Wie alt Sankt Koloman ist, lässt sich nicht genau sagen. Das Baujahr ist unbekannt, erstmals erwähnt wurde die Kapelle um 1500. Heute steht das Kirchlein unter Denkmalsch­utz. Sie abzureißen und an die Stelle ein schmuckes Einfamilie­nhaus zu bauen, ist also nicht möglich. „Nach dem Bayerische­n Denkmalsch­utzgesetz sind Denkmaleig­entümer verpflicht­et, ihre Baudenkmäl­er instand zu halten, instand zu setzen, sachgemäß zu behandeln und vor Gefährdung zu schützen“, heißt es in der Ausschreib­ung. Der künftige Eigentümer müsste das Bauwerk also erhalten – und Gläubigen weiterhin Zutritt gewähren. „Die örtliche Filialkirc­henstiftun­g besitzt das dinglich gesicherte Recht, die Kapelle zu gottesdien­stlichen Zwecken zu nutzen“, erläutert Ertl.

Das wird wohl aber kaum der Fall sein. Seit er Pfarrer ist, habe seine Pfarrei dort noch keinen Gottesdien­st gefeiert, sagt der Ortsgeistl­iche Franz Wiesner. Die Nachbarpfa­rrei habe in der Kapelle aber etwa ein Mal pro Jahr eine Veranstalt­ung gehabt. „Aber das ist auch schon vorbei. Die letzten ein, zwei Jahre war gar nichts mehr.“

Noch bis zum 31. Mai können Angebote für die Kapelle abgegeben werden. Ob es bereits Kaufintere­ssenten gibt, ist nicht bekannt. Auch nicht, wie viel Geld sich der Freistaat vom Verkauf der Kirche erhofft. Dass bei so außergewöh­nlichen Verkäufen eine ordentlich­e Summe zustande kommen kann, hat sich schon öfter gezeigt. Etwa beim Verkauf des wohl teuersten Golfs der Geschichte.

 ?? Foto: Immobilien Freistaat Bayern ?? Ungewöhnli­ches Angebot: Die Kapelle Sankt Koloman im niederbaye­rischen Lenzing steht zum Verkauf. Der Freistaat hat keine Verwendung für die Immobilie.
Foto: Immobilien Freistaat Bayern Ungewöhnli­ches Angebot: Die Kapelle Sankt Koloman im niederbaye­rischen Lenzing steht zum Verkauf. Der Freistaat hat keine Verwendung für die Immobilie.

Newspapers in German

Newspapers from Germany