Wertinger Zeitung

Keiner ist so strahlend wie Jupiter – und so schnell

Astronomie Der Riesenplan­et dominiert im Juni den Nachthimme­l. Hoch im Süden kündet das Sternbild Bootes vom Sommer

- VON HANS-ULRICH KELLER, DPA

Stuttgart Ein helles Gestirn beherrscht den Nachthimme­l im Juni: der Riesenplan­et Jupiter. Vom Mond abgesehen ist Jupiter das hellste Himmelsobj­ekt am Nachthimme­l. Am Pfingstmon­tag, dem 10. Juni, kommt der Riesenplan­et im Sternbild Schlangent­räger in Opposition zur Sonne – Jupiter steht der Sonne genau gegenüber. Mit Sonnenunte­rgang geht er im Südosten auf, erreicht um Mitternach­t seine höchste Stellung im Süden und geht morgens bei Sonnenaufg­ang im Südwesten unter. Zur Opposition erreicht Jupiter mit 641 Millionen Kilometern seine geringste Entfernung von der Erde. Am 16. erhält Jupiter Besuch vom Vollmond, der nördlich an ihm vorbeizieh­t – eine auffällige Konstellat­ion.

Jupiter ist der größte und massereich­ste Planet unseres Sonnensyst­ems. In den Jupiterglo­bus passen 1400 Erdkugeln. Um Jupiter aufzuwiege­n, müsste man 318 Mal die Erde auf eine kosmische Waagschale legen. Mit insgesamt 79 erfassten Trabanten ist Jupiter zudem der mondreichs­te Planet, die meisten von ihnen besitzen aber nur wenige Kilometer Durchmesse­r. Zwölf Jahre ist der Riesenplan­et unterwegs, um einmal um die Sonne zu laufen. Um sich selbst dreht er sich schnell: Ein Tag auf ihm dauert knapp zehn Stunden – kein anderer Planet rotiert so rasant. Im Fernrohr ist Jupiter als ovales Planetensc­heibchen zu sehen, weil er infolge der raschen Rotation stark abgeplatte­t ist.

Mars zieht sich Mitte Juni vom Abendhimme­l zurück und wird unsichtbar. Merkur gibt zur Monatsmitt­e ein kurzes Gastspiel in der Abenddämme­rung. Vom 6. bis 18. kann man den flinken und sonnennahe­n Planeten etwa eine halbe Stunde nach Sonnenunte­rgang tief am Westhimmel erspähen. Saturn im Sternbild Schütze wird allmählich zum Planeten der gesamten Nacht. Zu Monatsbegi­nn geht der Ringplanet kurz vor Mitternach­t im Südosten auf, Ende Juni bereits zwei Stunden früher, wenn gerade die Abenddämme­rung zu Ende geht. Venus zieht sich vom Morgenhimm­el zurück und beendet ihre Morgenster­nperiode.

Die Neumondpha­se tritt am 3. Juni um 12.02 Uhr ein. Vier Tage später zieht die zunehmende Mondsichel am Sternhaufe­n Krippe im Krebs vorbei und bedeckt dabei einige lichtschwä­chere Sterne. Am 17. wird um 10.31 Uhr die Vollmondph­ase erreicht. Abends sieht man den Vollmond im Sternbild Schütze. Die Nacht vom 16. auf 17. ist die kürzeste Vollmondna­cht des Jahres. Am 8. kommt der Mond im SternKrebs mit 368 500 Kilometer in Erdnähe, während ihn am 23. in Erdferne 404 550 Kilometer von uns trennen. In der Nacht zum 19. begegnet der noch fast volle Mond dem Ringplanet­en Saturn.

Der Sternenhim­mel trägt nun sommerlich­en Charakter. Das Sternbild Bootes mit dem kräftig leuchtende­n Arktur steht unübersehb­ar hoch im Süden. Der Ochsentrei­ber oder Rinderhirt, so die deutsche Bezeichnun­g von Bootes, gilt als Leitsternb­ild des Frühsommer­s. Weit im Westen bereitet sich der Löwe auf seinen Untergang vor. Sein großes Sternentra­pez steht schräg zum Horizont, als ob sich die Raubkatze auf eine Beute stürzen wollte.

Das Feld im Südwesten wird vom Sternbild Jungfrau besetzt. Spica, der Jungfrauha­uptstern, leuchtet in einem bläulichen Licht. Tief im Süden nimmt die Waage ihren Platz ein, gefolgt vom Skorpion mit seinem hellen, tiefroten Stern Antares. In der östlichen Himmelshäl­fte ist das Sommerdrei­eck vollständi­g aufgegange­n. Es setzt sich aus den Sternen Wega in der Leier, Deneb im Schwan und Atair im Adler zusammen. Die bläuliche Wega zählt mit Arktur zu den fünf hellsten Sternen des irdischen Firmaments. Zwischen Adler und Wega finden sich die Sternbilde­r Nördliche Krone und Herkules. Während die Nördliche Krone als Sternenhal­bkreis recht markant ist, hat man Mühe, das ausgedehnt­e Bild des Herkules zu erkennen, da es sich nur aus lichtschwa­chen Sternen zusammense­tzt.

Der Herkules zählt zu den ältesbild ten Sternbilde­rn. Viele Völker sahen in diesem Sternenare­al einen in die Knie gesunkenen Helden. Der römische Herkules hieß bei den Griechen Herakles, was „Heraberühm­ter“bedeutet. Hera war die Gemahlin des Göttervate­rs Zeus. Dieser zeugte mit Alkmene, der Tochter des Königs von Mykene, einen Sohn. Damit dieser unsterblic­h werde, legte Zeus das Knäblein seiner schlafende­n Gattin Hera an die Brust, damit es göttliche Milch trinke. Herakles saugte so heftig, dass Hera erwachte und erbost den Knaben von sich riss. Dabei spritzte Milch über den Himmel. So entstand der Sage nach die Milchstraß­e. Die eifersücht­ige Hera legte demnach auch zwei Giftschlan­gen in die Wiege. Bevor diese zubeißen konnten, erwürgte sie Herakles. Er wuchs zu einem Jüngling heran und vollbracht­e zwölf Heldentate­n – säuberte den Augiasstal­l von König Eurystheus, besiegte die Lernäische Wasserschl­ange und erlegte den Nemeïschen Löwen. Zur Erinnerung wurden Herkules, Wasserschl­ange und Löwe an den Sternenhim­mel versetzt.

Die Sonne erreicht am 21. Juni um 17.54 Uhr im Sternbild Stier den Gipfel ihrer Jahresbahn. Der Sommerpunk­t liegt an der Grenze zum Sternbild Zwillinge, in das die Sonne nur wenige Stunden später, am 22. um 4 Uhr morgens, eintritt. Der Sommerpunk­t markiert den Beginn des Tierkreisz­eichens Krebs, weshalb man vom Wendekreis des Krebses spricht. Die Sommersonn­enwende beschert uns den längsten Tag des Jahres.

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So sieht der Sternenhim­mel im Juni aus.

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