Kovac zeigt nicht nur seine sportliche Klasse
Wenn Niko Kovac von seiner Heimatstadt spricht, sagt er „mein Berlin“. Die Hauptstadt scheint ihm diese Liebe zurückzugeben, sie ist ein gutes Pflaster für den 47-Jährigen. Im vergangenen Jahr gelang ihm, damals noch als Trainer der Frankfurter Eintracht, im Pokalfinale die Sensation gegen den FC Bayern. Ein Jahr später holte er nun mit den Münchnern den Pott gegen Leipzig – eine Titelverteidigung der besonderen Art.
Denn Kovac, dessen Zeit in München im Herbst schon abgelaufen schien, schließt die Spielzeit nun mit dem Double ab. Das gelang ihm 2003 schon als Spieler der Münchner und nun als deren Trainer – er ist der Einzige, der das bislang geschafft hat.
Nur den wenigsten Trainern wäre es nach der schweren Phase im Oktober und November gelungen, mit dem FC Bayern in die Spur zurückzufinden. Angesichts von zwischenzeitlich neun Punkten Rückstand in der Liga und einer überalternd wirkenden Mannschaft gab es nicht viel, was zu diesem Zeitpunkt für den Kroaten sprach.
Mit welcher Sachlichkeit Kovac seine Arbeit aber fortführte, ist beeindruckend. Mit einer klaren, wenn auch nicht spektakulären, Idee von Fußball legte er die zweitbeste Rückrunde der Vereinsgeschichte hin. Das Aus in der Champions League schmerzte, ist aber durch die Finalteilnahme Liverpools mittlerweile relativiert worden.
Dabei musste Kovac den schwersten
Kampf innerhalb des eigenen Klubs ausfechten. Vor allem Vorstandschef KarlHeinz Rummenigge vermied es, seinen Trainer zu stärken. Ein klares Bekenntnis gab es selbst in der Double-Nacht von Berlin nicht. Im Gegenteil: In seiner Dankesrede erwähnte Rummenigge seinen Trainer nicht einmal.
Kovac dankte hingegen den Fans nach Spielende für die fortlaufende Unterstützung. Ohne die, das betonte er, wäre es ihm nicht möglich gewesen, die Phase im Herbst zu überstehen. Von seiner Vereinsführung blieb diese Unterstützung aus – dabei wäre es gerade deren Aufgabe gewesen, einem Trainer im Haifischbecken FC Bayern zu helfen und den Rücken zu stärken.
Dass Kovac sich niemals öffentlich beklagte, ehrt ihn. Er sei beim FC Bayern kein anderer Mensch geworden, sondern um eine wesentliche Erfahrung reicher geworden, sagte er. „Ich habe mich nicht verändert, das ist das Wichtigste.“Damit ist Kovac nicht nur sportlicher, sondern auch moralischer Gewinner dieser Saison.