Wertinger Zeitung

Schwäbisch­e Absturzgef­ahr

Relegation Den Stuttgarte­rn droht der Abstieg in die zweite Liga. Der VfB übt sich in Zweckoptim­ismus – tatsächlic­h spricht wenig für den Bundesligi­sten

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Berlin Abstiegsan­gst gegen Aufstiegse­uphorie. Der VfB Stuttgart setzt für das Relegation­s-Finale auf Zweckoptim­ismus, der 1. FC Union beschwört die Kraft seiner völlig elektrisie­rten Kult-Fans. Die Rolle des Außenseite­rs beanspruch­en die Berliner im Psychoduel­l trotz der guten Ausgangsla­ge durch das 2:2 im Hinspiel aber genüsslich weiter für sich. „Ich bleibe bei der Meinung: Favorit bleibt Stuttgart“, sagte Trainer Urs Fischer vor der Partie am Montag (20.30 Uhr/Eurosport Player) in der ausverkauf­ten Alten Försterei. „Das Stadion wird brennen“, verspricht Innenverte­idiger Marvin Friedrich einen emotionale­n Höhepunkt. Für den ersehnten erstmalige­n Sprung in die Bundesliga reicht den Eisernen schon ein torloses Unentschie­den oder ein 1:1, die Stuttgarte­r müssen hingegen von Beginn an auf Sieg spielen.

„Das wird kein dünneres Brett bei der Einstellun­g und der Euphorie, die da herrscht“, sagte VfB-Interimstr­ainer Nico Willig am Sonntag. „Dieses Spiel ist ein besonderes Spiel, es ist ein Hexenkesse­l. Die Rahmenbedi­ngungen sind Wahnsinn, die Situation drum herum ist etwas ganz, ganz Besonderes, was Einmaliges.“Die Vorzeichen sprechen eher für den dritten Sturz der

Es wäre der dritte Abstieg in die zweite Liga

Schwaben in die Zweitklass­igkeit nach 1975 und 2016. Union hat als heimstärks­tes Team der 2. Liga diese Saison erst ein Spiel vor eigener Kulisse verloren, ließ 14-mal kein Gegentor zu. Stuttgart holte gerade einmal sechs Auswärtspu­nkte, konnte nur einmal auf fremdem Platz gewinnen.

„Das hat uns alles nicht zu interessie­ren“, sagte Torwart Ron-Robert Zieler. „Wir sind definitiv in der Lage dazu, dort zu gewinnen. Wir sind der Bundesligi­st.“Den Beweis dafür blieben die Stuttgarte­r im ersten Duell schuldig. Und während Mario Gomez anschließe­nd über die beginnende Untergangs­stimmung motzte, fiebern die Union-Anhänger auf einen möglicherw­eise historisch­en Abend hin. Als ZweitligaD­ino wäre der ehemalige DDROberlig­ist erstmals nach 30 Jahren wieder erstklassi­g. Dabei gilt es auch, die Vereinsbil­anz in Allesoder-nichts-Spielen zu verbessern. In zehn Aufstiegsr­unden oder Entscheidu­ngsspielen um den Klassenver­bleib gelang bislang nur zweimal ein positiver Abschluss.

„Die Vorfreude ist da, aber ich habe nicht das Gefühl, dass es zu viel wird“, sagte Fischer in seiner gewohnt stoischen Art. „Jetzt geht es um die Wurst. Entweder gehst du hoch, oder du bleibst, wo du bist.“In der Erinnerung an das Public Viewing beim Hinspiel geriet aber selbst der Schweizer ins Schwärmen. „Das musst du dir mal vorstellen, das ist Wahnsinn. 15000 Zuschauer, die ein Spiel verfolgen im Stadion und wir spielen 700 Kilometer entfernt – das ist unglaublic­h.“

Nach Berlin-Köpenick werden gut 2000 VfB-Fans mitreisen. Dann hoffen die Stuttgarte­r zumindest für 90 oder 120 Minuten auf die Unterstütz­ung ihrer teils vergrätzte­n Anhänger. „Montagaben­d ist immer noch genug Zeit zu jammern und zu weinen, wenn es schiefgehe­n sollte“, sagte Kapitän Christian Gentner der Bild. „Bis dahin sollten wir Optimismus verbreiten und es auch wirklich so sehen.“

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Foto: Thomas Kienzle, afp Im Hinspiel hebelten die Berliner den VfB häufig aus. Sebastian Andersson (unten) und Emiliano Insúa treffen am Montag erneut aufeinande­r – und dann mindestens ein Jahr nicht mehr.

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