Wertinger Zeitung

Mit dem Geist von Niki

Formel 1 Lewis Hamilton muss lange um den Sieg fürchten. Dass er ihn doch noch einfährt, führt er auch auf die vor kurzem gestorbene Fahrer-Legende zurück

- (78 Runden – 3,337

Monte Carlo Lewis Hamilton küsste den roten Cockpitsch­utz zu Ehren von Niki Lauda und richtete die ersten Worte nach seinem „härtesten Rennen“an die tote Formel-1-Legende. „Ich habe mit dem Geist von Niki gekämpft“, sagte Hamilton nach seinem Sieg am Sonntag beim Großen Preis von Monaco und gönnte sich einen Sprung in den Pool an der Rennstreck­e: „Ich weiß, er schaut auf uns herunter, ich wollte ihn einfach stolz machen.“

Während Hamilton nach der Siegerehru­ng wie wild mit der Schampusfl­asche vom Podest raste und Mercedes-Teamchef Toto Wolff abduschte, bot sein deutscher Dauer-Herausford­erer Sebastian Vettel Fürst Albert einen Schluck aus der Magnum-Pulle an und plauderte entspannt mit dessen Gattin Charlène. Vettel fuhr letztlich auf den zweiten Platz und durfte sich damit über das beste Resultat in dieser Saison freuen. „Ein großartige­s Ergebnis für uns“, sagte der 31-Jährige und dachte angesichts des mitreißend­en Rennens auch gleich an Lauda: „Er wäre heute happy. Er wird immer in Gedanken bei uns sein.“

Trotz größter Sorgen um seine Reifen wehrte Hamilton in einer packenden Schlusspha­se alle Angriffe von Verfolger Max Verstappen ab und schleppte sich zu seinem 77. Karrieresi­eg. In einem der spannendst­en Rennen seit vielen Jahren im Fürstentum fiel Verstappen in seinem Red Bull wegen einer Fünfsekund­enstrafe aber hinter Vettel und auch Valtteri Bottas im zweiten Mercedes zurück. Die Rennkommis­sare nahmen später noch eine Berührung zwischen Hamilton und Verstappen in der vorletzten Runde unter die Lupe.

Im sechsten Grand Prix des Jahres verpasste Mercedes zwar den sechsten Doppelerfo­lg, Hamilton (137 Punkte) baute seine WM-Führung auf Verfolger Bottas (120) jedoch aus. Vettel ist mit 82 Zählern nun Dritter. Von Lokalmatad­or Charles Leclerc war nur zu Beginn etwas zu sehen: Nach einer taktisch völlig missratene­n Qualifikat­ion endete seine Vollrisiko-Aufholjagd infolge einer Karambolag­e mit Nico Hülkenberg im Renault vorzeitig. Hülkenberg landete abgeschlag­en auf Position 14.

Um 14.53 Uhr wurde es still im Fürstentum. Mit einer Schweigemi­nute nahm die Formel 1 Abschied von Lauda, der am Montag im Alter von 70 Jahren gestorben war. Die Piloten versammelt­en sich auf der Start-Ziel-Geraden in einem Kreis um einen früheren Rennhelm des Österreich­ers und trugen dabei rote Mützen mit der weißen Aufschrift „NIKI“. Mercedes lackierte zu Ehren seines langjährig­en Teamaufsic­htsrats unter anderem den Cockpitsch­utz der Silberpfei­le rot – es war die Farbe der legendären Kappe von Lauda. Als die Schweigemi­nute vorbei war, ertönten die Hupen der Jachten im Hafen. „Diese ist für Niki“, hatte Hamilton nach der 85. Pole-Position seiner Karriere gesagt. An die Fabelrunde des Engländers in Streckenre­kordzeit reichten weder Bottas im zweiten Mercedes noch Red-Bull-Pilot Max Verstappen heran.

Nachdem Vettel im Abschlusst­raining die Front seines Ferrari demoliert hatte, musste er nach Verbremser und Leitplanke­nberührung von Platz vier starten. Dass er am Ende noch beinahe Hamilton bedrängte, lag an dessen nachlassen­den Reifen. „Ich könnte den falschen Reifentyp haben“, monierte Hamilton, der sich immer mehr in „großen Problemen“wähnte. Sein Renningeni­eur Peter Bonnington versichert­e ihm aber, dass er auf der richtigen Strategie unterwegs war. „Ich weiß nicht, worauf ihr gehofft habt, als ihr diese Reifen aufgezogen habt. Man muss auf ein Wunder hoffen“, zeterte Hamilton dennoch. Letztlich aber sicherte er sich gerade noch den Sieg. FORMEL-1-WELTMEISTE­RSCHAFT

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Foto: Andrej Isakovic Schweigemi­nute für eine Rennsport-Ikone. Vor dem Rennen wurde des verstorben­en Niki Lauda gedacht.
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Lewis Hamilton

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